Archive | December, 2020

Dr. Ruth Westheimer: «Nuts, Fruits & Cakes»

18 Dec

Dr. Ruth Westheimer: «Nuts, Fruits & Cakes»
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Über die Grande Dame des globalen Sexualkundeunterrichts muß eigentlich nicht mehr viel gesagt werden, außer, daß sie das «älteste Thema der Welt» (Konfuzius) mal wieder von einem völlig neuen Blickwinkel (Kopernikus) aus betrachtet. Sie verschmelzt Schlüsselbilder der Kunstgeschichte (Albrecht Dürer) mit Klassikern der italienischen Gastronomie (Eisdiele Venezia) zu einer sinnlich-schmackhaft-verbal-kulinarischen Mélange, die man normalerweise nur in den Werken eines William S. Burroughs oder dem Johannes Evangelium zu finden vermag. So wundert es auch nicht, daß UNO, NATO, WHO (u.v.a.m.) auf Betreiben Dr. Ruth Westheimers auf ihrer letzten gemeinsamen Vollversammlung Füßen nun endlich auch den Status von Händen zuerkannt haben. Ein riesen Schritt im Kampf gegen Faustfeuerwaffen, Gleichgewichtsstörungen sowie die Diskriminierung einzelner Körperteile. «Der ethische Sachbuchverlag ‹Pisa Publishing Group›» kann sich glücklich schätzen, dieses außergewöhnliche Meisterwerk im aktuellen Verlagsprogramm präsentieren zu dürfen. Prädikat: Schmackhafte Notwendigkeit.

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Simone Hack: «Fisch gleich Siebenbach plus null»

14 Dec

Simone Hack: «Fisch gleich Siebenbach plus null»
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Was passiert, wenn sowohl Fräulein Fisch als auch Herr Siebenbach zeitgleich in den Deutschen Bundestag gewählt werden, läßt sich nicht genau sagen, weil dieses Szenario nicht Gegenstand des hier gegenständlichen Romans ist, obwohl sich die Autor(*)innen bzw. außen namens Simone Hack alle Mühe gibt, den Eindruck zu erwecken, als ob dem dennoch so sey. Sexy? Nein. Vielmehr geht es um verklausulierte Mathematik, um horrende Staatsschulden, um das kleine Einmaleins, um das große Glück im kleinen Schrebergarten von nebenan, um das große Ganze im ganz kleinen Kleinhirn: Fräulein Fisch steht für die Zahl «7». Herr Siebenbach steht für die Zahl «7». Allerdings ist es eine andere «7» mit einer anderen mathematischen und auch emotionalen Bezugsgröße, weshalb in Wirklichkeit «Fisch ungleich Siebenbach plus null» ist – was wiederum die Mathematiker und Astrophysiker, allen voran Prof. Dr. Harald Lesch, auf den Plan rufen, denn es bedeutet, daß die Erzählebenen in diesem Roman permanent hin und her springen, schwarze Löcher unermüdlich Energiefelder ein- und wieder ausatmen; und zwar so lange, bis den Leser(*)innen bzw. außen ganz schwindelig geworden ist, sie instinktiv ihre Autos stehen lassen, nur noch ungeschälte Salatgurken verspeisen, mit ihren Fahrrädern zielstrebig die Widerstände von Schaufenstern diverser Metzgereien dieser Welt durchbrechen, um zwischen frisch geschnittenen und zart grunzenden Wurstscheiben ihren inneren Frieden zu finden. Ausgerechnet in diesen Auslagen lernen sie und dadurch auch wir (irgendwie zwangsweise) das «richtige» Fräulein Fisch im bedauerlicherweise «falschen» Herrn Siebenbach kennen. Es kommt zu massiven Beziehungsproblemen und Kindern, die Torben, Janik oder einfach nur Erika heißen. Theodor W. Adorno, Albert W. Einstein, aber auch der bis heute im Exil naturbewußt lebende Kaiser W. II, sie alle hätten das soo bestimmt nicht gewollt. Ein Buch, das uns schonungslos die Augen öffnet – und zum Nachdenken anregt! Auch, weil sich schwarze Menschen ob der schwarzen Buchstaben auf weißem Untergrund – und zwar trotz der fröhlichen und hinreichend divers anmutenden Farbkleckse auf dem Buchumschlag – im Zuge der derzeit grassierenden folkloristischen Empörungswelle medienwirksam diskriminiert fühlen dürften. Prädikat: Ist doch alles blanker Irrsinn!

Keine Frage: Dieses Erstlingswerk der Autor(*)innen bzw. außen namens Simone Hack macht sie schon jetzt zu einer würdigen Anwärter(*)innen bzw. außen auf den Friedenspreis des deutschen Buchhandels 2021. Die Meerschweinchenreportredaktion gratuliert herzlichst – und wünscht auch weiterhin möglichst ungezwungenes Denken und Schreiben.

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Hamlet Hamster: «Die nette Dame mit dem Diamantenhut»

10 Dec

Hamlet Hamster: «Die nette Dame mit dem Diamantenhut»
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Plötzlich verschwimmen die Buchstaben und Mrs. Loomsday, «die nette Dame mit dem Diamantenhut», steht tatterig vor unserer in die Jahre gekommenen Haustür, bittet uns geistig verwirrt, jedoch höflich, um Einlaß. Warum sie bei dieser Gelegenheit einige Teekekse sowie einen blutverschmierten Kompaß in der Hand hält, erklärt sich uns erst im Laufe der ungewöhnlich dicht verstrickten Geschichte. Wir bitten sie hinein, servieren ihr einen Earl Grey und sagen vorausschauend für die nächsten vier Wochen alle außerhäuslichen Termine ab, denn ungefähr so lange wird es dauern, bis wir alles werden nachvollziehen können. Mrs. Loomsday nimmt Platz, räuspert sich – und legt los. Nach und nach mutieren wir vom passiven Leser und Zuhörer zum aktiven Handlungteilnehmer. Schon klingelt es auch bei uns ganz tatsächlich im Oberstübchen. Auch ist ein etwas ermattet klingender Dudelsack zu hören, der die französische Nationalhymne spielt. Hat das etwas zu bedeuten? Und falls ja, was? Der Autor Hamlet Hamster hat mit seinem aktuellen Werk in der Disziplin des interaktiven Kriminalromans mal wieder einen neuen Meilenstein gesetzt: Nicht nur Lektüre sondern auch das Verifizieren der diversen Hinweise auf den derzeitigen Verbleib des legendären Diamantenhutes (etwa im Grünen Gewölbe?) durch den ambitionierten Aktivleser, machen dieses Buch zum prickelnden Intensiverlebnis der Extraklasse. So müssen beispielsweise die Leser(*)innen bzw. außen dem Verlag Bescheinigungen über real absolvierte Tresorbesichtigungen von Schweizer Bankhäusern vorlegen, denn nur so kommen sie in den Genuß des restlichen Teils der gedruckten Buchseiten. Das hat es soo noch nicht gegeben. Prädikat: Nur die Harten kommen in den Garten.

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Claire Baudelaire: «Das leichte Band der losen Liebe»

8 Dec

Claire Baudelaire: «Das leichte Band der losen Liebe»
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Ich bin ein Gedicht:
Ich liebe das Licht!
Ich liebe die Blumen,
Die Berge, die Seen:
Ich bin ein Gedicht –
Das mußt Du versteh’n!

Ich bin ein Gedicht:
Ich liebe die Sicht!
Ich liebe das Fenster,
Die Mauer, die Wand:
Ich bin ein Gedicht
In Deiner Hand!

Ich bin ein Gedicht,
Denn Du bist mein Licht!
Ich liebe so vieles,
Doch Dich lieb’ ich mehr:
Ich bin ein Gedicht
Und liebe Dich soo sehr!

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Wie eine prächtige, mit zarter Poesie sorgfältig gestopfte Gänsestopfleber sollte sich der Inhalt des großartigen Gedichtbandes «Das leichte Band der losen Liebe» gleichsam in obligatorischer Begleitung eines ordentlich gereiften Burgunders auf seinen Weg von der geschmacksverwöhnten Zunge über den aufnahmewilligen Intellekt direkt in das Herz eines jeden frisch Verliebten machen, der ob des überaus berauschenden Anblicks seiner Angebeteten dazu verurteilt scheint, den Rest seines Lebens einsam schmachtend und in bedauernswerter Sprachlosigkeit verharrend, dahinsiechen zu müssen. Die einfühlsame Dialektik Claire Beaudelaires ist Lebensfreude, Nahrung, Ausweg und Medizin zugleich. Die Autorin sah sich in der Tradition eines Cyrano de Bergerac, dessen Verständnis für reduzierte Spracharchitektur von keinem geringeren als Walter Gropius höchstpersönlich hätte definiert sein können. Die zweite Stophe ihres vorstehend wiedergegebenen Gedichtes «Ich bin ein Gedicht» mag hierfür ein eindrucksvolles Beispiel sein. Aus ihrer Zeit auf dem Mond gingen u.a. Texte zu Ludwig van Beethovens Kompositionen «Für Elise» und – natürlich – «Mondscheinsonate» hervor. In der Registratur Friedrich des Großen beschäftigte sie sich intensiv mit den Erscheinungsbildern von Schriftzeichen jeglicher Art, «um noch besser im Schreiben zu werden», wie sie immer wieder betonte. Warum sie sich jedoch ausgerechnet im Hause des französischen Großküchenmeisters Georges Pablo-Auguste Escoffiers am Hofe Napoleon III im Alter von 92 Jahren urplötzlich überfraß und noch vor Ort ihren reich verzierten Silberlöffel abgab, ist bis heute leider ungeklärt – und unverzeihlich. Es lohnt sich «die Große, die in Vergessenheit Gebratene, pardon, Geratene», wie Andy Warhol sie einst beschrieb, wiederzuentdecken. Prädikat: Großes Sprachkino!

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Alexander Senfkorn: «Der Klimawandel im Wandel der Zeit»

4 Dec

Alexander Senfkorn: «Der Klimawandel im Wandel der Zeit»
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Es ist nicht zu bestreiten: Der Streit «Klimawandel ja oder nein» nimmt immer religiösere Züge an. Grund genug für den Autor Alexander Senfkorn, sich dieses Themas gänzlich ideologiebefreit anzunehmen – und auf unterschiedlichen Ebenen mit wissenschaftlicher Akribie auszuleuchten: Von der Klimageschichte unseres Planeten über unsere kollektive Wahrnehmung des «Klimawandels» in jüngster Zeit bis hin zu global-medialer Verunsicherung durch gezielte Meinungsmanipulationen auf beiden Seiten, werden alle Aspekte sorgfältig herausgearbeitet. So hat der Leser erstmals die Möglichkeit, sich ein gleichermaßen umfangreiches wie objektives Bild von der komplexen Sachlage zu machen. Auch die Umleitung der enormen Gewinne; weg von den traditionellen Stromanbietern hin zu zahlreichen «Gutmenschenkonsortien», die die rapide und unnötige Verteuerung der Strompreise zu verantworten haben, ist in diesem Buch ausführlich thematisiert. Prädikat: Lebensnotwendig und überzeugend!

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Clara Seidenfaden: «Vögeldichfrischparcours»

3 Dec

Clara Seidenfaden: «Vögeldichfrischparcours»
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«Vögeldichfrischparcours» ist superfrisch und superaufregend erzählt. Die Geschichte bewegt sich zwischen den Spannungsfeldern von Hektik und Nichtstun, von Nostalgie und Abenteuer, von Brennpunkt und Internet. Bezieht man nun den Umstand mit ein, daß der Titel des Buches aus genau 23 Buchstaben besteht, so ist es kein Wunder, daß sich der angehende Geistliche Roman, unser verzweifelter Protagonist, ruckzuck in einer Welt aus Intrigen, Geldwäsche, Drogenkonsum, Weltverschwörung und Gruppensex irgendwie wird zurechtfinden müssen. Außerdem besteht seine Großmutter darauf, von ihm jeden Mittag um Punkt 12 zum Arzt begleitet zu werden. Ist «ER» wirklich noch ganz «ER» bzw. «ICH»? Oder schon ein ganz anderer? Vielleicht ist er bereits ein Fahrkartenautomat, der nachts in Damenunterwäsche heimlich am Straßenverkehr teilnimmt? Wird er jemals wieder aus dieser «teuflichen» (Martin Schulz) Gendermühle herausfinden? Kleiner Fingerzeig: Letztlich kommt alles ganz anders als erwartet. Prädikat: Eindrucksvoll und fortpflanzungswürdig.

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Belinda Freifrau von Hodenhagen: «Das nutzlose Ich»

1 Dec

Belinda Freifrau von Hodenhagen: «Das nutzlose Ich»
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Es scheint paradox – und das ist es wohl auch: Je stärker die unerträgliche Ich-Bezogenheit des Einzelnen, die nicht zuletzt im global grassierenden Selfie-Wahn ihren Ausdruck findet, desto deprimierter fühlen sich viele der rastlosen Selbstdarsteller in Wirklichkeit. Für sie stellt sich die zwangsläufige Frage: «Wieviel Überflüssigkeit verträgt das eigene Ich, ohne sich dadurch selbst überflüssig zu machen?» Belinda Freifrau von Hodenhagen analysiert nüchtern und findet adäquate, lebensbejahende Antworten. Prädikat: Edutaining.

Bitte verwechseln Sie nicht die Sozialanalytikerin Belinda Freifrau von Hodenhagen mit der Schriftstellerin Belinda von Hodenhagen, deren letztes Werk «Der Nacken ist das neue Schnitzel» ebenfalls von uns besprochen wurde.

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