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Belinda von Hodenhagen: «Der Nacken ist das neue Schnitzel»

21 May

Belinda von Hodenhagen:
«Der Nacken ist das neue Schnitzel»
erschienen im Kaspar Hauser Verlag
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Belinda von Hodenhagen, die kühle Analytikerin aus dem klaren Norden, legt nach fünf Jahren kreativer Schaffenspause mit ihrem aktuellen Roman «Der Nacken ist das neue Schnitzel» ein pseudo-fulminantes – und irgendwie auch autobiografisches – Erzählwerk aus dem Reich des kulinarischen Symbolismus vor, das irgendwo zwischen Gustave Flaubert (Madame Bovary), Bram Stoker (Dracula) und Virginia Woolf (Mrs. Dalloway) fest verortet sein möchte, jedoch niemals seine ideologische Verbundenheit mit Paul Bocuse leugnet.

Die Autorin, im Roman als Alice Campendonk unterwegs, geht als ehemalige Gouvernante von Papst Pius XII nach ihrer erfolgreichen Zeit im Vatikan und einer geglückten Geschlechtsumwandlung in die aktive Entwicklungshilfe nach Afrika und lernt dort sehr schnell alles über die multifunktionale Verwendungsfähigkeit menschlicher Körperteile: sowohl als nützliche Werkzeuge beim Straßenbau, in der Gartenpflege, als auch als unkonventionelles Genuß- und Nahrungsmittel. Die Autorin Belinda von Hodenhagen, sich selbst im wahren Leben gerne und oft als «feministische Kampflesbe» bezeichnend, nennt ihren gelebten Extremismus «religiöse Kreuzigungen innerhalb der eigenen vier Magenwände». Nein, Kompromisse und Gefangene macht die kopftechnisch zart Unterbelichtete keine, weshalb nicht etwa «The Yes Man», dafür aber das antisemitische «Zentrum für politische Schönheit» auf ihr geistig Unausgegorenes aufmerksam geworden ist.

In diesem Kontext irritiert der grobe Erzählstil, der gerne «fein» sein möchte, es aber mangels Sprachvermögen nicht schafft, was die menschlichen Abgründe unfreiwillig um so abstoßender darstellt. Nichts für schwache Nerven. Nur erhältlich in gut sortierten Frauenbuchläden. Obwohl im Kaspar-Hauser-Verlag erschienen: Keine Leseempfehlung!

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Rettet die Wale. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
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«Schwarzdenker» – Die neue «Zeit-Streit-Schrift»

12 Apr

Das Titelbild der ersten «Schwarzdenker»-Ausgabe –
Die neue «Zeit-Streit-Schrift»
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Daß hier Schwergewichtiges geboten wird, offenbart bereits ein flüchtiger Blick auf die Autorenliste (Auszug): Dr. Hans Jürgen Escherle «Verfall und Untergang der Sprache»; Jost Hochuli – «Ärgernisse»; Herbert Lechner «Fake News und die Lust am Betrug»; Olaf Leu «Der große Bluff»; Horst Moser «Mein Fremdschäm-Akku ist leer»; Peter Vetter «Immer dasselbe – immer anders»; Kurt Weidemann «Anmerkungen zum Umgang mit Kunden»; susanne zippel «vom komplexen unsinn der konsequenten kleinschreibung». Initiiert, gestaltet und herausgebracht wurde das gute Stück von Victoria Sarapina.

Die Rückseite der ersten «Schwarzdenker»-Ausgabe
Die neue «Zeit-Streit-Schrift»
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Die Rückseite gibt gut gestaltet die grobe Marschrichtung vor: «Beim Lesen läßt sich vortrefflich Denken. (Leo Tolstoi) Beim Lesen von ‹Schwarzdenker› vortrefflich amüsieren. Die Zeitschrift wirft einen bitterbösen, selbstironischen Blick auf die Lage der Kreativ-Branche und den Zeitgeist. Für Designer. Für alle, die es werden wollen, und für deren Eltern, die das gern verhindern würden».

Das ist ein sehr guter Werbetext, der die Sache weitestgehend korrekt beschreibt. Allerdings nur weitestgehend. Denn einige Beiträge sind alles andere als «selbstironisch» oder «bitterböse»: sie legen hinreichend desillusioniert die Auswirkungen des gesamtgesellschaftlichen Offenbarungseides dar, der im Laufe der letzten 30 Jahre tagtäglich von Waldorfschulgeschädigten, die ihren «langen Marsch durch die Instanzen» bedauerlicherweise erfolgreich absolviert haben, zum erheblichen Nachteil aller geleistet worden ist – und immer noch geleistet wird. Unter dem Deckmantel einer falsch verstandene Gleichmacherei (oft mit «Chancengleichheit» verwechselt) wird der Neid auf jene Leistungsträger kompensiert, die schon in der Schule zu den Besseren gehörten. Schließlich muß es eine schlüssige Erklärung dafür geben, warum die nicht gänzlich geistig Hellen im Regelfalle einen nicht gänzlich geistig hellen Eindruck machen. Das wirre Gerede einer Claudia Roth mag hierfür ein brauchbares Beispiel sein. So vertritt sie die steile These, daß auch ein Mensch mit Hilfsschulabschluß unbedingt die Möglichkeit haben muß, Medizin zu studieren. Oder, noch schlimmer, «auf Lehramt». Und dann wird von diesen Leuten zum Beleg das Grundgesetz herangezogen, ohne daß sie vom Grundgesetz auch nur die leiseste Ahnung haben. Horst Moser schreibt dazu in seinem Beitrag: «Ein Cover der Zeitschrift brandeins brachte das Thema Gleichheit auf den Punkt: ‹Gleichheit ist nicht gerecht› (Oktober 2003). Der brand eins-Autor und Mitgründer Wolf Lotter schreibt dazu: ‹Gleich­heit ist nicht gerecht – und kann auch gar nicht ge­recht sein. Jeder benötigt etwas anderes. Aber unsere Strukturen sind dennoch darauf ausgerichtet, uns alle gleich zu machen – Unternehmen, Karriere, Politik und vor allem Schulen zielen darauf ab, uns gleich zu machen. Speziell an Universitäten erleben wir das Streben nach Gleichheit.›»

Verfall und Untergang der Sprache
von Dr. Hans Jürgen Escherle
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Und so sei hier in Sachen Sic transit gloria mundi im «Schwarzdenker» auf den Beitrag «Verfall und Untergang der Sprache» von Dr. Hans Jürgen Escherle verwiesen. Es vergeht kaum ein Tag, da man nicht in der Tageszeitung, in Teletextnachrichten, im Fernsehen oder im Netz auf den Portalen sogenannter Qualitätsmedien mittels gravierender Rechtschreib- und Grammatikfehler sowie weiterer grober Sprachnachlässigkeiten gequält wird. Dieser Konstantmangel wird offensichtlich weder von der breiten Durchschnittsmasse noch von den verantwortlichen Chefredakteuren als solcher empfunden. Hauptsache, der neue Nasenring ist stabil genug, um sich an ihm bereitwillig durch die Youtube-Manege ziehen zu lassen, denn: Hauptsache ist ohnehin alles. José Ortega y Gasset formulierte bereits 1931 in Der Aufstand der Massen: «Das ist es, was ich im Kapitel als Kennzeichen unserer Epoche hinstellte: Nicht, daß der gewöhnliche Mensch glaubt, er sein außergewöhnlich und nicht gewöhnlich, sondern, daß er das Recht auf Gewöhnlichkeit und die Gewöhnlichkeit als Recht proklamiert und durchsetzt.» Bei Dr. Hans Jürgen Escherle liest sich das in seinem Essay über den nachkrieglichen Zerfallsprozeß unsere Sprache so: «Man hat sich bisher an einer Art Bildungssprache orientiert, jetzt orientiert man sich an der Unterschicht und am Pausenhof. Der zitiert längst keine Klassiker mehr, salonfähig ist vielmehr Fack ju Göhte.» Das ist fein beobachtet. Aber möglicherweise begründet das noch nicht vollständig den gesellschaftlichen Verfall. Er geht ebenfalls einher mit einem überzogenen Interesse an sich selbst – und zwar ausschließlich an sich selbst. Spätestens mit Angela Merkel wurde die Satzkonstruktion «Ich aber sage, …» salonfähig. Bei uns im Kindergarten lautete in den 1960ern noch der Merksatz: «Nur der Esel nennt sich selbst zuerst». Dr. Hans Jürgen Escherle schreibt dazu: «Sprache ist nicht nur Werkzeug des Denkens, sondern auch ein Indikator. Was geschieht, wenn das Werkzeug unbrauchbar wird? Was geschieht, wenn Sprache Alarm auslöst? Mit einem stumpfen Messer kann man nicht schneiden. Und mit einer Deppensprache nicht denken.» Und ergänzend: «Hier schließt sich der Kreis: Wir reden alle von Ehe 2.0, vom Chillen, Detoxen und anderen Lächer­lichkeiten, ohne uns der Lächerlichkeit bewusst zu sein, und die Zahl der Emojis steigt.»

Ärgernisse
von Jost Hochuli
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Und so stellt auch Jost Hochuli fest: «Ich wundere mich immer wieder, dass sich so viele Typografen ganz grundsätzlich nicht um die Sprache zu kümmern scheinen – obwohl doch Typografie in erster Linie Visualisierung von Sprache bedeutet und nicht einfach ästhetisierendes Hin- und Herschieben von Textblöcken, Titelzeilen und Abbildungen.» In seinem Essay zieht er zur Beweisführung das nicht sonderlich überzeugend gestaltete Buch eines Designers heran, den er namentlich nicht nennen möchte, der sich aber mit ein paar treffenden Suchbegriffen schnell recherchieren läßt. Der Wikipedia-Artikel der besagten Person strotzt und protzt nur so mit jedem einzelnen Detail zu seiner Vita. Einer wahren Kapazität würde soo etwas nicht im Traum einfallen. So scheint auch dieser Umstand die These von der gesellschaftlich verherrenden Wirkung des Ich-Ich-Ich-Über-Ichs zu stützen. Jost Hochuli: «Schludriger Umgang mit der Sprache, wichtigtuerischer Gebrauch der Sprache, Wichtigtuerisches im Hinblick auf die Sache, dummes und rücksichchtsloses Design – das ist es, was mich ärgert.» Indeed, wobei: in der Tat. Denn: «Eine Trivialität – verbal noch so emphatisch zelebriert oder typografisch in Szene gesetzt – bleibt eine Trivialität, und nur, weil sie englisch daherkommt, ist sie nicht weniger trivial.»

Über Jost Hochuli berichtete Meerschweinchrenreport bereits hier und hier.

Mein Fremdschäm-Akku ist leer
von Horst Moser
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Mein Fremdschäm-Akku ist leer
von Horst Moser
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Mein Fremdschäm-Akku ist leer
von Horst Moser
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Bei Horst Moser heißt es: «Gleich den Schock vorweg: Die Erbärmlichkeit des gemeinen Designers muss – ein Mal zumindest, und zwar hier – anhand kollektiver Verwerfungen angezeigt werden. Welche Verwerfungen? Dazu komme ich gleich. Zunächst noch eine Bemerkung zum Geburtsfehler dieser Spezies.» Und dann werden so viele «Geburtsfehler» aufgelistet, daß er eher von einem grundsätzlichen Konstruktionsfehler spricht, was, abhängig vom Geisteszustand der jeweiligen Generation, aber durchaus berechtigt ist. Und eigentlich dürfte selbst einem Fachfremden ein kurzer Blick auf die ersten drei Doppelseiten seines Beitrages ausreichen, und der Fachfremde begriffe sofort, was das Problem ist: Inkompetenz sowie der mangelnde Wille, sich selbst als dienende Funktion im Interesse einer übergeordneten Informationsvermittlung zu sehen – und genau darin die eigene Befriedigung zu finden. Diese verhunzten Doppelseiten sind Ergebnisse, die ihre Verwirklichung Inkompetenz, Desinteresse, vermischt mit dem unheilbringenden 68er-Keim des «sich einbringen Wollens» verdanken.

Wir erinnern uns als Mitglied der DDC-Jury des Jahreswettbewerbes «Gute Gestaltung» in der Kategorie «Studentische Abschlußarbeiten» ein formal hervorragend gedrucktes Buch aus dem Verkehr gezogen zu haben, weil die großformatigen Portraitfotos nicht nur fett über den Bund gelegt wurden, sondern auch, weil es sich der hierfür verantwortliche Junggestalter nicht hatte nehmen lassen, zusätzlich noch ein auf jede Person inhaltlich zugeschnittenes Mini-Booklet quer über das jeweilige Gesicht zu heften, welches dadurch ausschließlich entweder nur halbseitig links oder nur halbseitig rechts zu betrachten waren. Das war schlicht unfaßlich. Consequently, the Oscar goes not to …

Das sind alles Leute, die im späteren Berufsleben glauben, daß ihnen das Recht zustünde, alles machen zu können, und zwar allein schon deshalb, «weil sie studiert haben». Horst Moser schreibt u.a. zu diesem Problem: «Ich meine nicht die große philosophische Frage der Willensfreiheit im Schopenhauerschen Sinn, der treffend festgestellt hat: ‹Der Mensch könne tun, was er will, aber er könne nicht wollen, was er will.›» Unser Redaktionsfotograf erinnert sich an eine Portraitstrecke von Designagenturinhabern, die er im Auftrag der Landeshauptstadt Wiesbaden für das die Wiesbadener Designtage begleitende Magazin «Access All Areas» anfertigte. Bei einem Portraittermin wurde er von einem dieser seltsamen Jungagenturinhaber gefragt, welche Brennweite er denn gerade verwende, worauf unser Mann fürs grobe Korn antwortete: «Keine Ahnung, irgendwas mit Objektiv». Diese lakonische Antwort führte dazu, daß sich besagter (und offensichtlich nicht sonderlich erfahrene) Agenturjunginhaber mit den Verantwortlichen des «Access All Areas»-Magazins in Verbindung setzte, um seinen «Anspruch auf einen richtigen Berufsfotografen» zu reklamieren, denn: «schließlich habe ich studiert». Tja, wenn das alles ist, was Hochschulen heutzutage hervorzubringen vermögen, dann sind sie umgehend zu schließen. Diese fortlaufende Verschwendung von Steuergeldern ist angesichts durchzufütternder Flüchtlingsströme durch nichts zu rechtfertigen. Überflüssig darauf hinzuweisen, daß die hier in Rede stehende «Jungagentur» auch heute, über 10 Jahren nach diesem kleinen Vorfall, nichts hervorgebracht hat, über das zu Reden es sich lohnen würde.

An dieser Stelle fällt uns übrigens auf, daß auch das Thema «unbrauchbare Informationsgrafik» im «Schwarzdenker» durchaus seinen berechtigten Platz gehabt hätte. Nachfolgend die Arbeitsbeispiele zweier bekannter Gebrauchsgrafiker des 20. Jahrhunderts, die mit ihren individuellen Lösungsansätzen den Besuchern Manhattans eine brauchbare Orientierungshilfe an die Hand geben wollten.

Piet Mondrian wurde der Öffentlichkeit insbesondere durch seine Kreationen für das Pariser Modehaus Yves Saint Laurent in den 1960er sowie sein innovatives Verpackungsdesign für die französische Nobelduftmarke «L’Oréal» Mitte der 1990er Jahre bekannt. Zwar gewährt sein Stadtplan mit dem lebensbejahenden Titel «Broadway Boogie Woogie» (1942-43) einen realistischen Eindruck vom Grundriß der New Yorker Innenstadt, wenngleich dem typisch diagonalen Straßenverlauf des Broadways hier keine Rechnung getragen wurde, was eine stimmige Standortbestimmung mit diesem Kartenmaterial bedauerlicherweise nicht möglich macht.

Auch der zweite Kartierungsversuch Manhattans mit dem Titel «Nummer 1» aus dem Jahre 1949 von Jackson Pollock läßt insbesondere in den letzten Jahren Zukunftsforscher verstärkt aufmerken, erweckt dieser Entwurf doch den Eindruck, daß es dem depressiven Alkoholiker mit übergeordnetem Sendungsbewußtsein offensichtlich gelungen ist, bereits kurz nach Kriegsende sowohl die Bewegungsströme aller zukünftiger New Yorker Mobilfunktelefonnutzer als auch das gesamte Flugaufkommen über der Millionenmetropole detailgetreu abzubilden. Faszinierend und wunderschön anzusehen, nur leider wird man auch mit diesem Lageplan «The Bitter End» in der Bleecker Street nicht auffinden können. Schnüff.

Über Jackson Pollock und sein besonderes Verhältnis zu Peggy Guggenheim berichtete Meerschweinchrenreport bereits in seinem Beitrag über Tom Wolfs «Das gemalte Wort» hier.

Mein Fremdschäm-Akku ist leer
von Horst Moser
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Zur mangelnden Übersichtlichkeit im Bereich der reinen Typografie schreibt Horst Moser im übertragenen Sinne zu dieser Grundproblematik: «Nicht mühelose, schnelle Erfassbarkeit ist das Ziel dieser Gestaltung, sondern ein Wortbrocken-Zusammenstottern in bester Analphabeten-Manier.»

Horst Moser in seinem Büro
fotografiert von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier
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Als Gründer und Inhaber von «independent Medien-Design» kennt er auch die Mentalität potentieller (oder eben nicht potentieller) Mitarbeiter seines Gestaltungsbüros: «In Bewerbungsgesprächen kenne ich nahezu alle Antworten und Vorlieben der Kandidaten, bevor sie sie aussprechen. Würde man sie im politischen Spektrum verorten, wären öko, bio und grün die entsprechenden Labels.»

Über Horst Moser berichtete Meerschweinchrenreport bereits hier und hier.

Der große Bluff
von Prof. Olaf Leu
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So stehen wir nun nach vorstehender Bestandsaufnahme vor der Beantwortung der Frage, wie Entscheidungsträger auf Unternehmensseite, die vielfach unfähig sind, Qualität zu erkennen, die richtige Wahl unter zu beauftragenden Gestaltungsbüros treffen wollen, die sich ihrerseits oftmals selbst nicht in der Lage sehen, die erforderliche Qualität zu liefern? Und genau hier hilft uns Olaf Leus Essay «Der große Bluff» weiter. Er erklärt uns, daß es genau aus diesem Grunde so viele Kreativpreise bzw. «Apothekenbesuche» gibt: «Die ‹Apotheken›, sprich Wettbewerbe, befriedigen eine Nachfrage, die allein von Designern ausgeht. Und weil es so große Nachfrage gibt, gibt es so viele ‹Apotheken›.» Und weiter: «Das Ganze soll wie ein Narkotikum wirken. Und bei unbedarften Kunden, die nach Teilnehmern für einen Pitch suchen, funktioniert das auch». Voilà. Ergo: «Die Awards-Flut macht tatsächliche Differenzierungsmerkmale für unsere Kunden kaum mehr unterscheidbar. Die Nachricht, als einziger von 22.000 Einsendern einen Black Pencil beim D&AD zu bekommen, geht in den Nachrichten über 500 if-Awards völlig unter, weil unsere Kunden beides sowieso nicht unterscheiden können (…).»

Über Olaf Leu berichtete Meerschweinchrenreport u.a. bereits hier und hier und hier.

Anmerkungen zum Umgang mit Kunden,
Medien und der Öffentlichkeit: Manieren
von Kurt Weidemann
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Olaf Leu brachte auch den Text der 2011 verstorbenen Gestalter- und Kommunikationslegende Kurt Weidemann in das «Schwarzdenker»-Magazin ein, wofür ihm einmal mehr großer Dank gebührt. Weidemann seziert den komplexen Aufbau eines Unternehmens: «In den Unternehmen sitzen die ‹Unternehmensbildhauer› und basteln an der Corporate Identity, Corporate Personality, am Corporate Behaviour, an der Corporate Communication, am Corporate Image und Corpo­rate Design. Offenbar haben die Unternehmen Probleme, sich selbst zu erkennen und sich selbst zu benennen. Ihr Selbstverständnis und ihr Erscheinungsbild verschwimmt, doubliert, ist widersprüchlich oder gar nicht vorhanden.»

Und weiter schreibt er: «Die Kommunikation organisiert den monologen, dialogen, multifunktionalen Umgang der Menschen miteinander, ohne einander oder gegeneinander. Die Mittel dafür sind heute vielfältiger als je zuvor. Und sie zu bedienen, ist zunehmend weniger schwierig. Aber um mit den Kunden Verständnis und Vertrauen aufzubauen, braucht man immer noch etwas ganz Altmodisches: das Gespräch, Auge in Auge und Wort für Wort.»

Um zumindest halbwegs zu verstehen, WER der Verfasser dieser Worte war, ist es hilfreich zu wissen, WIE er sich selbst am Markt «positionierte», wobei wir es für hinreichend wahrscheinlich halten, daß er für uns allein für den Gebrauch des Wortes «positionierte» höchstwahrscheinlich einen Termin zur umgehenden Vorsprache beim zuständigen Standgericht vereinbart hätte: Der im 2. Weltkrieg mehrfach durch Nahkampf Verwundete saß da in seinem umgebauten Stuttgarter «Stellwerk West», zog sich Tag für Tag zu früher Morgenstunde ein Pils nach dem anderen aus der eigens zu diesem Zwecke direkt an seinen Schreibtisch verlegten Zapfanlage, dachte wohl so über dieses und jenes reichlich nach, entwickelte bei dieser Gelegenheit auch noch ein paar Schriften, u.a. die «Corporate», die die Hausschrift von «Daimler-Benz» und der «Deutschen Aerospace» werden sollte und beriet überaus erfolgreich in knallschwarzen Lederhosen persönlich die Vorstände von eben solchen international agierenden Weltkonzernen. Ein Produktdesigner, der ihn sehr gut kannte, sagte uns, daß «Weidemann eines nicht kannte: Angst. Er hatte vor nichts und niemandem Angst. Wenn Du weißt, welchen Job er im Krieg hatte, dann kommst Du da nur lebend raus, wenn Du keine Angst hast». Seinen Briefbogen zierte übrigens mittig eine kleine Tuschezeichnung, die von hinten König und Hofnarren ins Gespräch vertieft beim Wandeln zeigen. Der übergewichtige und körperlich wesentlich größere König beugt sich seitlich tief zum Hofnarren hinunter, um seinen Worten besser lauschen zu können. Wir glauben, daß es Kurt Weidemanns große Fähigkeit war, die Dinge – so wie sie sind – ohne Umschweif entwaffnend direkt zu beschreiben.

Legendär auch sein in der Öffentlichkeit geführte Disput ob seiner Neugestaltung des DB-Logos mit Erik Spiekermann, den er als «Stadionlautsprecher» bezeichnete. Der Auftakt im zugehörigen Bericht im SPIEGEL vom 28. 03. 1994 unter der Überschrift «Zu viele Busenbogen» las sich damals so: «Keinem Lokführer und keinem Schlafwagenschaffner war bislang aufgefallen, daß er mit dem Bahn-Emblem auf der Mütze für eine ‹hohe feminine Anmutung› sorgte. Der Stuttgarter Design-Professor Kurt Weidemann, 71, sah’s auf einen Blick. Insgesamt 28 Rundungen zählte er in dem 1952 entworfenen Logo – ‹Busenbogen›, ‹Hüftbogen› und ‹Schwangerschaftsbogen›; ganz miserabel schienen ihm die vier ‹runden Ecken›, die ‹tiefenpsychologisch Entscheidungsschwäche› symbolisierten. Seit Jahresanfang, seit es die Deutsche Bahn AG gibt, hat der Staatsbetrieb ein neues Signet. Rund 25 Millionen Mark hat die Einführung des Emblems gekostet; statt der weiblichen Rundungen – laut Weidemann ‹zu schlaff› – hat der Stuttgarter Designer ‹Straffung, Aufrichtung, Schlankung› geschaffen. Diesem ‹gewissermaßen erigierten Zeichen›, spottete der Berliner Typograph Erik Spiekermann, 46, in der Fachzeitschrift form, fehle ‹jede Emotion, wie Männern, die bekanntlich ja auch nicht mit dem Bauch, sondern einem weiter unten gelegenen Körperteil fühlen›.» Diese Vorhaltung dürfte Kurt Weidemann hinreichend kalt gelassen haben, zeichnete ihn doch ohnehin ein bemerkenswert entspanntes Verhältnis auch zu seinen eigenen Körperteilen aus. Angesprochen auf seine heftigen Trinkgewohnheiten antwortete der im Krieg mit der «silbernen Nahkampfspange» Ausgezeichnete im Alter von 87 Jahren: «Mein Körper hat mir zu gehorchen, und das tut er, weil er nichts zu sagen hat.» Ein Jahr später war er tot.

Über Erik Spiekermann berichtete Meerschweinchrenreport bereits hier und hier.

Fake-News oder die Lust am Betrug
von Herbert Lechner
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Fake-News oder die Lust am Betrug
von Herbert Lechner
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Herbert Lechner ist uns in den vergangenen Jahren mehrfach durch seine exellenten Vorträge auf der QVED (Quo Vadis Editorial Design) in der Alten Kongresshalle in München aufgefallen. Im «Schwarzdenker» gibt er uns einen kurzen Abriß über die Faszination an Fake-News in allen Formen und Farben und zieht hierfür ein illustratives Zitat von Christiane Meixner in der ZEIT heran: «Das Publikum steht staunend vor den Fake-Motiven und applaudiert – statt ins Museum zu jenen Originalen zu gehen, die Beltracchi überhaupt erst auf die Idee gebracht haben.» Dieses Zitat ist inhaltlich nicht ganz treffend, da Wolfgang Beltracchi lediglich im Stile des jeweiligen aus seiner Sicht zu fälschenden Künstlers gemalt hat. Er hat die Bilder nicht kopiert. Er hat zusätzliche Motive erfunden, oder Bilder kreiert, zu denen lediglich deren Bildtitel bekannt waren und die durch die Kriegswirren als verschollen galten bzw. immer noch als verschollen gelten. Von daher ist es durchaus angebracht, sich Beltracchis «Originale» zu betrachten. Und daß die von Frau Christiane Meixner ausgemachten Beltracchi-Claqueure nicht ins Museum gehen, um sich die Werke der von Beltracchi gefälschten Künstler in natura anzusehen, ist schlicht eine plakative Unterstellung. Nein, Herbert Lechners Essay ist lesenswert, ein schöner und unterhaltsamer Kurzstreifzug durch das Genre des Fälschens – wir haben lediglich ein Problem mit der notorisch ungenau arbeitenden ZEIT. Wir möchten diesen Youtube-Link empfehlen, der zu seinem Vortrag auf der «QVED» zum Thema «Die Abstraktion der Welt» führt.

Immer dasselbe – immer anders
von Peter Vetter
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Den optimistisch stimmenden Schlußpunkt bildet in unserer Rezension Peter Vetter, der schreibt: «Schwarzdenker offenbart manchmal eine futurophobi­sche Haltung. Hier finden Sie optimistische Gedanken zur Zukunft der visuellen Kommunikation.» Er führt fort: «In den vergangenen Jahren habe ich mich neben meiner Design- und Beratungstätigkeit intensiv in der Ausbildung engagiert, (…) dies insbesondere, weil wir davon ausgehen, (…) dass beispielsweise 65 Prozent der Schüler, die heute eingeschult werden, einen Beruf ausüben werden, den wir noch gar nicht kennen. Meine Gedanken basieren auf der Erfahrung und dem Austausch mit jungen Menschen in Europa, Asien und Nordafrika.» Zur Grundlagenforschung in Designfragen greift Peter Vetter immer wieder auf ein Regal in seiner Bibliothek zurück: «In meiner Bibliothek gibt es ein Regal, in dem die Bücher versammelt sind, die mir viel bedeuten. Das sind unter anderen «Aesthetica» von Max Bense, «Ways of seeing» von John Berger, «Designing Design» von Kenya Hara, «analog und digital» von Otl Aicher, «Amusing Ourselves to Death» von Neil Postman, «Digitale Welt und Gestaltung» von Tomás Maldonado oder etwa «Zeichen» von Umberto Eco. Hier und da nehme ich eines dieser Bücher heraus, öffne es an einer beliebigen Stelle und lese etwas Überraschendes, denn nach Jahren verstehe ich anders als vorher und kann dadurch weitere neue Erkenntnisse gewinnen.» Das vorstehend dargelegte Geschepper zwischen Kurt Weidemann und Erik Spiekermann war in der Geschichte der Typografie nicht der einzige Clash of The Graphic Titans (klingt in englischer Sprache tatsächlich bedeutungsvoller). Peter Vetter: «So hatte ich Anfang dieses Jahres wieder einmal Paul Rands ‹From Lascaux to Brooklyn› in der Hand. Und zufällig bin ich auf das Kapitel ‹Jan Tschichold versus Max Bill› gestoßen. Es handelt sich um die Auseinandersetzung über unterschiedliche Auffassungen zur Typografie. Der berühmte ‹Typografiestreit der Moderne› (Gerd Fleischmann) fand 1946 statt. Max Bill beschimpfte Jan Tschichold wegen seiner Abkehr von der ‹Neuen Typografie› als Verräter. Aus heutiger Sicht stehen diese beiden Auffassungen für zwei gegensätzliche Ideologien. Genau auf diesen Aspekt geht Paul Rand ein und kritisiert dieses Denken, um dann festzuhalten, dass es ausschließlich um Qualität und nicht um Gestaltungsideologie geht.» Abschließend gibt er uns noch eine brauchbare Feststellung zur Frage, welchen Wert gute Gestaltung für ein Unternehmen haben kann, mit auf den Weg: «Unternehmen mit hoher Affinität zur Gestaltung steigerten in den vergangenen zehn Jahren ihren Wert um fast das Doppelte und vergrößerten sich gegenüber dem Durchschnitt um 57 Prozent.» Peter Vetters Website.

Unser Redaktionsfotograf wurde auch um einen Beitrag gebeten, schickte jedoch eine Absage, die dennoch ihren Weg ins Heft fand:

Ich mache hier nicht mit! –
von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier
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Unser Schlußzitat haben wir Helmut Dietls großartigem Film «Rossini» entnommen: «Vom einst mächtigen Gebirge aus Leidenschaft und Liebe ist nur noch ein komischer Rest übrig, nichts Großes mehr – nur Sand im Getriebe: wie in den schlechtesten Komödien. Der alte Mief, alles geht schief, und die mörderische Frage, wer mit wem schlief, löst sich in Wohlgefallen auf.»

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Satire: Auch Kaiser Wilhelm I wurde während der «Pariser Friedenskonferenz von 1919» mit einer Torte beworfen

29 May

Kurz nach dem Tortenangriff auf Kaiser Wilhelm I während
der «Pariser Friedenskonferenz von 1919» schaut dieser
hinreichend bedrückt aus der Wäsche.

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Auch Kaiser Wilhelm I wurde während der «Pariser Friedenskonferenz von 1919» mit einer Torte beworfen: Deutlich zu erkennen sind neben den beiden Sahne-Epauletten die scheinbar bartbildenden Sahnefetzen in seinem Gesicht, jeweils auf beiden Seiten direkt unterhalb der Nase als auch auf den äußeren Backenbereichen.

Gestern wurde die Politikerin Sahra Wagenknecht von rechten Nationalisten und zugleich glühenden Verehrern Kaiser Wilhelms I ebenfalls mit einer solchen Torte im Originalnachbau beworfen. Ihr zentraler Kritikpunkt: Die Linkenpolitikerin würde mit ihrer Forderung nach einem Zureisestop von modernen Arbeitssklaven (Flüchtlinge) dem weiteren erfolgreichen Wachstum unseres bewährten Wirtschaftssystems im Wege stehen.

Nur wenige Stunden nach dem unfreiwilligen Tortengenuß schwenkte Wagenknecht um und bekannte sich öffentlich insbesondere zu den sozialen Werten des ehemaligen deutschen Kaiserreichs; und bewunderte zudem die kaiserliche Technik (1. Weltkrieg), mit deren Hilfe er damals das «kapitalistische Schweinesystem» in die Knie zwang. Auch bedankte sie sich bei den Tortenkünstlern für die beinahe originalgetreue Nachempfindung des Urtortenwurfs von 1919 (lediglich die Sahne-Epauletten sind nicht richtig ausdefiniert), schließlich sei ihr dieses Happening ein Beispiel für vorbildliche und somit höchst willkommene Diskussionskultur. Sichtlich entspannt genießt Sahra Wagenknecht ihren ganz persönlichen Platz an der Torte:

Tortenangriff auf Sahra Wagenknecht während
des Bundesparteitags von «Die Linke»

Allerdings konnte laut Auskunft einiger weniger im Saale anwesender Real-Rationalisten nicht geklärt werden, worum es den beiden Streithahnparteien in aller Tatsächlichkeit ging.

Quelle | Screenshot: Die Welt
via Spreeblick

 

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ZDF: «Lerchenberg»

29 Mar

(v.l.n.r) Philipp (Matthias Lier), Judith (Cornelia Gröschel),
Billie (Eva Löbau), Sascha (Sascha Hehn),
Dr. Wolter (Karin Giegerich), Frau Merzig (Anke Sevenich)

Das ZDF (Zweite Deutsche Fernsehen) spendierte sich zum 50-jährigen Betriebsjubiläum eine (leider nur) vierteilige Sitcom namens Lerchenberg, von der man in Kenntnis der Zustände im Senderalltag nicht glauben mag, daß das ZDF (Zweite Deutsche Fernsehen) fähig wäre und ist, sich auf diese gekonnte Weise selbst durch den Kakao ziehen zu lassen. Chapeau!

Die hinreichend verschnarchte Tante ZEIT schreibt in ihrem überflüssigen Beitrag u.a.: «Dass die satirischen Momente der Serie keinem wehtun, dass die wirklichen Probleme des ZDF nicht benannt werden, dass das ZDF in Lerchenberg wie eine ein bisschen verrückte, aber doch sympathische, fast familiäre Institution rüber kommt, liegt in der Natur der Sache.» Wer so schreibt, der kennt offensichtlich kein anderes Leben. Chapeau!

Der seltsame der freitag konstatiert: «Auch wenn die Miniserie “Lerchenberg” nicht zu Unrecht gelobt wird – der Versuch, ironisch bis sarkastisch mit sich selbst umzugehen, gelingt dem ZDF nicht richtig.» Offensichtlich stört Jakob Augstein die Abwesenheit von antisemitischem Gedankengut, sodaß er diese durchunddurch gelungene Satire von einem seiner Redaktionsgehilfen als ungelungen einstufen läßt. Chapeau!

Glücklicherweise sitzen in der mittelbayerische-Redaktion vernüftige Leute, die unter der Überschrift «Neues aus der Satire-Anstalt» vernüftiges schreiben.

Die Meerschweinchenreportredaktion wünscht sich geschlossen eine schöne und kräftige Fortsetzung von «Lerchenberg». Allein schon, damit die vielen, deren Ideen und Konzepte von Rundfunk- und Fernsehanstalten abgelehnt wurden, wissen, daß es nichts mit der Qualität ihrer Arbeit zu tun hat.

Die Qualität der schauspielerischen Darbietung Sascha Hehns erinnert uns im übertragenen Sinne übrigens an die Performance Sky du Monts im Film Der Schuh des Manitu.

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1974 – The Rumble In The Jungle: «Muhammad Ali vs. George Foreman (Kinshasa, Zaire)»

14 Dec

Mal abgesehen davon, daß uns kein anderer Boxkampf bekannt ist, der der Beschreibung hemmungsloses Daueraufeinandereingeprügel gerecht würde, fragen wir uns schon, ob dieser Kampf mit einem Klaus Kinski als Ringrichter nicht möglicherweise einen signifikant anderen Verlauf genommen hätte.

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Sensibles Thema. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
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Most Sadistic Mate In Chess’ History

28 Nov

In simple terms: Siegbert Tarrasch turns the screw against Aron Nimzowitsch in 1914. Bruce Wallace comments with his comforting Scottish accent.

The genesis: when the dark and bitter clouds of WWI showed their death bringing faces over Germany and the rest of the world, the two German Großmeisters Siegbert Tarrasch and Aron Nimzowitsch were about to test their skills of tactical war planning. No doubt. But there was also this well known bakery Hunger around their next corners providing them with all the goodness and strenght they were needing for a great an successful chess play. No doubt as well.

But what was it that let the idea of «d4» grow in Tarrasch’s mind? Experts say that the first four Christian names of his baker’s daughter might have been responsible for it: Dorothy Deirdra Danielle Darlene Hunger. Well, that certainly could have been. Of course.

But Albert Hunger was also delivering Aron Nimzowitsch with his well known specialities. So, he also must have been aware of the four Christian names of his first choice baker’s daughter? And if so, Aron Nimzowitsch must have got a bright and clear idea that his opponent Siegbert Tarrasch would come up with such a deadly plan based on «moving pawn to d4». Experts around the globe are united in this adoption. So, the big question remains: Why the hell didn’t he get that perspective?

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Sensitive topic. Therefore comments off.
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RADI-AID: «Africa For Norway»

24 Nov

Also tired of the idea treehuggers allover the world are getting about to establishing a new save-our-planet-dictatorship just to vaccinate our well-functioning mind maps with their unholy spirit of self-righteousness? If so, this amazingly well done public-awareness-video helps you setting your very much beloved brain cells back on the right track.

Should you be seeking desperately for more information, this link might please you at its utmost satisfaction.

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Sensitive topic. Therefore comments off.
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National Theater: «‪Rowan Atkinson – Interview with Elton John‬»

22 Oct

This is simply hilarious. A tremendous step in mankind’s history. A must-see. A must-have. A mustard mankind in hilarious’ history. Well, sort of.

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Sensitive topic. Therefore comments off.
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Sat 1!

20 May

In Deiner gestrigen Fußballliveübertragung vom Championsleaguefinale zwischen dem 1. FC Bayern München und dem 1. FC Chelsea hattest Du einen höchst seltsamen, hinreichend unqualifizierten und ausdauernd blöden Fußballmoderatoren am Start, der dank Deinerselbst seine verkorksten Klassenkampf- und -feindattitüden ungehindert via Mikrophon ausleben und weiterverbreiten durfte: «Ja, Herr Abramowitsch, Erfolg kann man eben nicht kaufen!», so schwadronierte er dumpfbackengegärt bei einem Spielstand von 1:0 für den 1. FC Bayern nur wenige Minuten vor Ende der regulären Spielzeit in Richtung Reichtum einerseits und deutschem Neidhammeltum andererseits.

Deinem Mann fürs Ghettogrobe scheinen die Morddrohungen, denen sich ein Dietmar Hopp über einen längeren Zeitraum ausgesetzt sah, wohl nicht auszureichen, wie? Ist Dir, Sat 1, in dieser Sache bisher zu wenig Blut geflossen? Willst Du diese «Angelegenheit» deshalb jetzt forcieren?

So sei Dir, Sat 1, samt Deinem geistig minderbemittelten Helfershelfer ein bißchen was in Heft geschrieben: 1: In keiner anderen Fußballliga auf der Welt werden so viele Fußballspiele erst in den letzten Minuten entschieden wie auf der britischen Insel. 2: Es gehört zur ureigenen britischen Kampfestaktik, zunächst den Gegner kommen und sich austoben zu lassen. Erst kurz vor Schluß wird der Hahn aufgedreht. 3: Vor diesem Hintergrund war die Mannschaft von Bayern München auch nicht das «klar bessere Team». Es hat nur anders gespielt und außerdem eine Torchance nach der anderen versemmelt. Chelsea brauchte hingegen nur eine einzige Chance, um zu treffen.

Honey, at least it’s all about efficiency, isn’t it?

Und schließlich: Erfolg kann man sich eben doch kaufen. Und das ist gut so! Was ist bloß los mit Euch Losern? Dietmar Hopp hat seinem alten Fußballverein, in dem er früher als kleiner Junge gespielt hat, ein bißchen helfend unter die Arme gegriffen. Na und? Er hat Geld in die Hand genommen und der gesamten Region ein riesiges Fußballstadion hingestellt. Es steht für neue Arbeitsplätze und einen neuen starken emotionalen Bezugspunkt. Und er führt dadurch sein Geld wieder dem Geldkreislauf zu. Das ist vorbildlich.

Bei Roman Abramowitsch verhält es sich bis auf den Umstand, daß er in seiner Jugend nicht für den FC Chelsea gespielt hat, ebenso.

Also wo ist das Problem? Ach so, früher in der Schule nicht richtig aufgepasst und jetzt andere für sein eigenes Elend verantwortlich machen? In der deutschen Geschichte hatten wir das schon mal. Damals lautete der Spielendstand: 20 Millionen Tote.

Immerhin, Sat 1, wirst Du nicht von deutschen Qualitätsfernsehgebühren finanziert. Wenngleich ein nur schwacher Trost.

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Sensibles Thema. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
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The greedy Gier: «Gordon Gekko versus Max Uthoff»

29 Feb

Actor Michael Douglas is shown in his role as Gordon Gekko from the 1987 Oliver Stone film “Wall Street” in this publicity photo released to Reuters September 15, 2009. Twenty-two years after appearing on the big screen, and one year after the collapse of investment bank Lehman Brothers, the film character Gordon Gekko continues to resonate on Wall Street. The “strip and flip” corporate raider played by Michael Douglas will make his comeback in Oliver Stone’s “Wall Street 2,” which began filming in New York this week. The sequel is set in 2008 during the run-up to the financial meltdown with Gekko emerging from two decades behind bars. To match feature LEHMAN/GEKKO. REUTERS/20th Century Fox/Handout (UNITED STATES ENTERTAINMENT BUSINESS) NO SALES. NO ARCHIVES. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS

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«The point is, ladies and gentleman, that greed — for lack of a better word — is good. Greed is right. Greed works. Greed clarifies, cuts through, and captures the essence of the evolutionary spirit. Greed, in all of its forms — greed for life, for money, for love, knowledge — has marked the upward surge of mankind. And greed — you mark my words — will not only save Teldar Paper, but that other malfunctioning corporation called the USA. Thank you very much.» Zitat aus dem Film «Wallstreet» von Oliver Stone» (1987)

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Gordon Gekkos Plädoyer für die Gier steht Max Utoffs Giergedicht entgegen. Er trug es u.a. am 22.3.2011 in Neues aus der Anstalt vor. Es ist im Zeitfenster 00:20:20 – 00:22:00 zu sehen; und zwar hier.

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Kurz-Dizz für (fast) jede Gelegenheit

28 Feb

Du bist nicht die List, die das Laster belästert, 

Nur als Optimist mit dem Zaster verschwestert.

Ein Pessimist, der im Raster verwässert,
Doch ich bin Dentist, der Deine Pasta verbessert.

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Satire: «Nach E-Zigarette nun auch V-Kassette im Mund explodiert!»

21 Feb

So soll die EU später einmal aussehen:
Schön, (fast) rauchfrei und bereit, sich jeder Zeit effektiv zu vermehren.

Nicht nur Elektrozigaretten sind offenbar wegen ihrer Inhaltsstoffe gefährlich und hochexplosiv – sondern auch Videokassetten. Beide Produkte stehen zudem wegen ihres verharmlosenden Aussehens am internationalen Pranger der berechtigten Kritik.

Mußte doch erst kürzlich ein amerikanischer Familienvater und Vietnam-Veteran die leidvolle Erfahrung machen, wie es sich anfühlt, wenn Teile des eigenen Kopfes von innen heraus nach außen explodieren und dadurch einige Zähne sowie ein Zungenteil in starke Mitleidenschaft gezogen werden, beziehungsweise komplett verlorengehen: nämlich nicht gut. Und das alles nur des gesunden Rauchens wegen.

Als sich Sylvio Berlusconi vor zwei Tagen nach einer gelungenen Bunga-Bunga-Party zur Steigerung der körpereigenen Triebfederspitze noch eine überbackene Videokassette mit Preiselbeeren und topaktuellen Teeniepornos zwischen die Kiemen schob, da machte es plötzlich Rumms! – und urplötzlich sah der ehemalige Ministerpräsident Italiens nicht mehr seinem Paßbild ähnlich – und sich selbst mit nachhaltigen Problemen bei seiner nächsten Einreise in ein Mitgliedsland der EU konfrontiert.

Was wir dagegen tun können? Nichts! Nehmen wir einfach zur Kenntnis, daß das Leben schon immer mit bestimmten Risiken verbunden war. Eigentlich ist es doch ganz angenehm zu wissen, daß unser Vietnam-Veteran nicht unter der Traglast eines Full Metal Jackets irgendwo im Busch grausam zusammenbrach, sondern behutsam im heimischen Reiche, bequem auf der Couch liegend und «Ach ja, die größte Freud ist doch die Zufriedenheit» entspannt vor sich hin murmelnd, das damals im Krieg drastisch Erlebte für das Erinnerungsvermögen dank moderner Elektronikzigarettentechnologie noch einmal in stark entschärfter Form aufgefrischt bekam.

Die erste Pockenimpfung nach Edward Jenner funktionierte übrigens nach ein und demselben Mechanismus. Womit wir einmal mehr bewiesen hätten, daß auch vor diesem Hintergrund eine explodierende E-Zigarette der Gesundheit tatsächlich dienlich ist.

Und Berlusconi? Er sollte aus gesundheitlichen Gründen von V-Kassette auf E-Zigarette umsatteln. Definitiv!

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Kermit And Miss Piggy Were Bashing Fox News So Heavily That Finally They Turned Insane News Channel Into Tasty Veggie Burger

4 Feb

You may remember The Muppets director James Bobin notoriously spoke the words, «No, the Muppets are not communist», in response to a flashy Fox News piece saying the film was part of an anti-corporate message from «liberal Hollywood using class-warfare to brainwash our kids.»

Well a wonderful video turned up: Speaking during a UK press conference following the London Premiere of their film, Kermit and Miss Piggy fired back with classic Muppet wit and sarcasm. Game. Set. Match.

via: The Mary Sue

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Sensitive topic. Therefore comments off.
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Lust, den nächsten «World Press Photo Award» zu gewinnen?

9 Jun

Photo by Nathan Weber

Wenn man sich in das Seelenleben eines hochnotschwanzlutschanständigen Seriösjournalisten wie beispielsweise Kai Diekmann versetzt, so vermag einen der Gedanke, die Opfer eines Krieges notfalls selbst entsprechend und mediengerecht zu inszenieren, nicht sonderlich erschrecken, denn die Vertreter dieser Kaste denken von morgens bis abends an nichts anderes, als auf dem Rücken Leidtragender ihr eigenes Schäfchen ins Trockene zu bringen.

Die beiden obenstehenden Bilder erzählen die Geschichte von Fabienne Cherisma, einer 15-jährigen Haitianerin, die letztes Jahr während des Erdbebens ums Leben kam, indem sie von Polizisten erschossen wurde, die sie für eine Plünderin hielten. Sie erzählen allerdings auch die Geschichte der skrupellosen Fotografen James Oatway, Olivier Laban-Mattei, Fredric Sautereau, Lucas Oleniuk and Paul Hansen, die keine Probleme hatten, die tote Teenagerin wie ein Studiofotograf zu «inszenieren». Die Fotos dieser Session brachten ihnen inzwischen jede Menge Preise ein. Meine lieben Meerschweinchenreportleser, Sie sind herzlich eingeladen, die Liegeposition der einen Hand des Opfers sowie des Bilderrahmens auf beiden Bildern miteinander zu vergleichen. Sie wurden eindeutig zur Erzielung einer sogenannten bildsteigernden Wirkung nachträglich von der Fotografenmeute umpositioniert. Der Fotograf Nathan Weber, von dem das zweite, die Situation entlarvende, Bild stammt, beschreibt in seinem Interview, das er mit «Prison Photography» führte, sehr genau, was vor Ort geschah.

So frage ich mich mit diesem Wissen, ob das nachfolgende Bild von der südafrikanischen Fotografin Jodi Bieber nicht möglicherweise ebenfalls nachträglich «inszeniert» wurde. Hat sie ihrem Portraitopfer die Nase vorher eigenhändig abgeschnitten – oder nicht? Oder hatte sie Leute, die das für sie übernahmen? Es ist unerheblich, ob die Fotografin das Portraitbild unter lauteren oder gar unlauteren Bedingungen anfertigte. Die Tatsache, daß diese Unterstellung ob des eingangs geschilderten Geschehnisses nicht restlos auszuschließen ist, ist maßgeblich.

Und mal in aller Grundsätzlichkeit: Was soll dieser Eliteelendsfotojournalismus mit pseudohumanem Tarnanstrich, der Jahr für Jahr mit der Verleihung des World Press Photo Awards munter und tapfer aufrechterhalten wird? Es sind wohl nocht nicht genug Menschen im Dienste des «aufrichtigen und anständigen Qualitätsjournalismus» gequält und getötet worden, wie? Wi-der-lich!

Photo by Jodi Bieber |
World Press Photo of the Year: 2010

Materialien zum erweiterten Diskurs: (1) Di(e) kleine Geschichte vom großen Urknall; (2) Under Fire; (3) Medien ohne Moral, ein Buch, das auch einen Aufsatz des früheren STERN-Chefredakteurs Peter Koch beinhaltet, der sich mit der Geschichte um die Hitler-Tagebücher kritisch auseinandersetzt. Hier eine Kurzrezension des Buches von Michael Haller innerhalb eines Literaturverzeichnisses, frisch vom Portal der Uni Leipzig im praktischen PDF-Format.

via: Iconic Photos

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Erich Kästner: Sogenannte Klassefrauen

12 Feb

Phyllis Gordon takes her pet cheetah shopping in London, 1939; from Corbis

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Sind sie nicht pfuiteuflisch anzuschauen?
Plötzlich färben sich die Klassefrauen,
weil es Mode ist, die Nägel rot!

Wenn es Mode wird, sie abzukauen,
oder mit dem Hammer blau zu hauen,
tuns sie’s auch und freuen sich halbtot.

Wenn es Mode wird, die Brust zu färben
oder – falls man die nicht hat – den Bauch…
wenn es Mode wird, als Kind zu sterben
oder sich die Hände gelb zu gerben
bis sie Handschuh’n ähneln, tun sie’s auch.

Wenn es Mode wird, sich schwarz zu schmieren,
wenn verrückte Gänse in Paris
sich die Haut wie Chinakrepp plissieren,
wenn es Mode wird, auf allen Vieren
durch die Stadt zu kriechen, machen sie’s.

Wenn es gälte, Volapük zu lernen,
und die Nasenlöcher zuzunähn
und die Schädeldecke zu entfernen
und das Bein zu heben an Laternen
morgen könnten wir’s bei ihnen seh’n.

Denn sie fliegen wie mit Engelsflügeln
immer auf den ersten besten Mist.
Selbst das Schienbein würden sie sich bügeln!
Und sie sind auf keine Art zu zügeln,
wenn sie hören, daß was Mode ist.

Wenn’s doch Mode würde, zu verblöden!
Denn in dieser Hinsicht sind sie groß.
Wenn’s doch Mode würde, diesen Kröten
jede Öffnung einzeln zuzulöten,
denn dann wären wir sie endlich los.

Aus: «Was nicht in Euren Lesebüchern steht» von Erich Kästner

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With This Intellectual Rocket We Wish All Our Readers A Very Happy New Year!

1 Jan

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A genius of a guy who wrote this epic answer.

via: Coudal Partners
via: Clevescene

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Von Mäusen und Lobstern, Fotografen und Parties.

23 Dec

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Bildunterschrift mit Didaktikteil I: Um Aufnahmen mit dem gewissen Etwas zu erhalten, ist es unumgänglich zunächst auf die dem Shooting beiwohnenden Moderedakteure, das Modell und natürlich auch auf sich selbst einen latent unbeholfenen Eindruck zu machen. Verwenden Sie beispielsweise ein Teleobjektiv in einem Nahbereich (siehe Foto), der es Ihnen verunmöglicht, technisch scharfe Bilder zu erzeugen. Sagen Sie euphorisch: Retrolook sowie Out of Focus sind derzeit der letzte Schrei. Dann schreien Sie so laut Sie nur können. Herzlichen Glückwunsch: Vom unausgesprochenen Vorwurf, in Starallüren zu baden, haben Sie sich gerade erfolgreich befreit. Die Studioatmosphäre ist auf dem Siede- und Höhepunkt, der Rest ein Kinderspiel.

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***+Teil 1+***

Dschungelcocktail auf den Toiletten einer 747

Fotograf zu sein ist schon was Feines. Der Ruf Desperado der Presseempfänge, Liebhaber von Sonnenuntergängen oder notorischer Beischlafbeglücker von mindestens zwei Models gleichzeitig zu sein, eilt ihm voraus wie der Blitz dem Donner. Darüber hinaus machen ihn seine Weltreiseerfahrungen, seine Menschenkenntnis sowie seine endlos lange Liste von bereits fotografierten Eiffeltürmen zur beliebten Anlaufstation, um sich mit ihm bei einem Glas Dschungelcocktail über die unmöglichen Lebensbedingungen auf den Toiletten einer 747 zu unterhalten. Ist es da nicht reizvoll, sich so einen Paradiesvogel mal auf eine Party zu holen? Und ganz im Vertrauen: die kaputte Instamatic, die schon seit Jahren auf dem Dachboden liegt, kann er ja nebenbei gleich mitreparieren, schließlich ist er ja Fachmann.

Windmühle in Öl

Steht der Fotograf dann schüchtern im Türrahmen, irgendwie nicht so, wie Sie ihn sich eigentlich vorgestellt hatten, dann bereiten Sie ihm eine endlos große Freude, wenn Sie die Rolle unter seinem Arm an sich reißen, mit dem Bild freudestrahlend zu Ihren Gästen rennen und brüllen: »Seht mal! Seht mal! Das hat er selbst gemacht! Das hat er selbst gemacht!« und es anschließend sofort mit Reißzwecken auf Ihrer Schlafzimmerblümchentapete, direkt am Kopfende neben einer Windmühle in Öl, befestigen. Dann wird er vor Glück strahlen, denn er weiß, sein Foto ist gut angekommen.

Champagner, Lobster und Baummaden

Hat er dann endlich Platz genommen, umgeben von Ihnen und all den anderen süßen Mäusen, in der einen Hand ein Glas Champagner, in der anderen einen Lobster – Fotografen trinken und essen ausschließlich Champagner und Lobster, es sei denn, sie müssen sich im Urwald gerade von Baummaden ernähren –, dann fallen Sie ihm am besten gleich um den Hals und fragen mal so ganz dezent an, ob er nicht noch ein paar Models braucht. Sagen Sie ihm auch, daß Sie schon immer einmal mit einem Toaster in der Hand in die Kamera grinsen wollten, es ist ein alter Jugendtraum von Ihnen, sagen Sie ihm das. Das macht bestimmt Eindruck!

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Bildunterschrift mit Didaktikteil II: Eine gesunde Portion Dilettantismus verbreiten Sie ebenfalls, wenn Sie Ihre Kamera mitten in der Fotosession so anschauen, als käme sie direkt vom Mars. Zuvor bitten Sie Ihren Assistenten während eines unbeobachteten Augenblicks, zeitgleich die selbe Show mit dem Blitzbelichtungsmesser (auf dem Foto das Gerät mit dem weißen Knopf) zu veranstalten. Damit aktivieren Sie die Helfersyndromfunktion im Kopf Ihres Modells, das – nach Möglichkeit – ein bißchen wie Lady Diana Spencer (war damals in den 1980ern sowie 1990ern quasi Pflicht) aussehen sollte.

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***+Teil 2+***

Helmut Newton, Christian Lacroix und eine parfümierte Hutfeder

Sie haben jetzt eine solide Gesprächsatmosphäre geschaffen, in der Sie Ihre Fotoalben auspacken und ihm auf den Schoß legen können, mit dem angenehmen Nebeneffekt, daß er jetzt nicht mehr weglaufen kann. Denken Sie bitte unbedingt daran, auch ein paar Alben Ihrer Groß- und Urgroßmutter beizufügen, denn das erleichtert dem Fotografen festzustellen, ob das Talent zum Model in der Familie liegt. Während er sich dann von spaghettiverschmierten Kindergesichtern über krebsrote Haut auf weißem Sand – das erinnert ihn an seinen Lobster, den er im Moment nicht weiterssen kann – bis hin zu Panoramen von Gebirge, Meer und Wüste durcharbeitet, sollten Sie in einem Anflug von geistiger Genialität darüber reflektieren, daß Sie Modefotografie wahnsinnig geil finden und Helmut Newton natürlich auch und daß Sie einen seiner Assis fast ins Bett bekommen hätten, wenn diese blöde Privatsekretärin von Christian Lacroix nicht so raffiniert mit ihrer parfümierten Hutfeder direkt unter seinen Nasenlöchern rumgespielt hätte. Dabei bitte elegant eines Ihrer unvergleichlich schönen, netzstrumpfbehosten Beine – welche voguelesende Partysmalltalkdame hat keine unvergleichlich schöne, netzstrumpfbehoste Beine? – vom Lackschuh befreien und ihm damit zwischen dieselbigen gehen, aufdaß der Champagner schäume. Das erhöht nicht nur die Spannung, sondern auch die Chance vielleicht doch noch zur Toaster-Miss-Piggy-des-Jahres gewählt zu werden. Sollte der Champagner allerdings nicht schäumen, auch nicht des Lobsters Scheren klappern, dann, so fürchte ich, haben Sie etwas falsch gemacht. Aber was denn nur?

Fishing for Delle im Halsfleisch

Nur nicht aufgeben! Ein letzter Versuch: Fishing For Compliments! Setzen Sie sich ein Messer an die Kehle, verkünden sie den Selbstmord, weil Sie so völlig unfotogen sind, ihre Haare nie richtig liegen und Sie deshalb hier niemand so richtig beachtet. Drücken Sie das Messer jetzt fester, sagen wir, bis eine starke Delle im Halsfleisch entsteht. Das erhöht die Glaubwürdigkeit. Also, nur mal angenommen, Sie sind so schätzungsweise einhundertzwanzig Jahre alt und Ihr Gesicht sieht wirklich danach aus, als hielten die Grand Canyons just und exakt an diesem Ort ihr Weltjahrestreffen ab, dann sollten Sie sich reiflich überlegen, ob nicht der ideale Zeitpunkt für einen taktvollen und gepflegten Abgang gekommen ist…

Tangoschritt und Filzpantoffeln

Aber wirklich passieren wird nichts, Sie wissen das. Der Fotograf wird fassungslos die Alben quer durch den Raum werfen, entsetzt aufspringen, Ihnen das Messer entreißen, Sie in den Tangoschritt zwingen und sagen: »Lady, Sie sind mit Abstand die schönste, attraktivste und begehrenswerteste Dame, die ich in meinem Leben je kennengelernt habe! Ich möchte Sie heiraten, ein Haus bauen, Filzpantoffeln tragen und mindestens fünf Kinder von Ihnen haben.« Und Sie werden es glauben, Sie müssen es glauben. Und nachdem der Fotograf Ihnen Ohr und Geist so lieblich vollgeflüstert hat, nur damit der Gastgeber nicht auch noch seinen Teppich reinigen lassen muß, er sich so gerne mal mit dem Arzt unterhalten möchte, der für ihn freundlicherweise die Wiederbelebungsversuche an der Instamatic übernahm, wird er Sie an die Hand nehmen, auf die Toilette zerren, mit der Gold-Credit-Card ein geheimnisvolles, weißes Pülverchen auf dem Klodeckel zerstoßen, zwei feine, saubere Linien legen, Ihnen ein zum Röhrchen gedrehten Tausender in die Hand drücken, verwegen grinsen und fragen: »Baby! Do you wanna take off?«

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Dieser Text wurde erstmals vor Unzeiten, also irgendwann zwischen 1986 und 1990 in der damals noch erscheinenden Fachzeitschrift foto scene veröffentlicht.

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About Nuts, Fruits & Cakes

15 Oct

It’s precisely what I always wanted to point out. Why didn’t I?

via: Onelargeprawn

It’s precisely the way I always wanted to read books. Why didn’t I?

It’s precisely the way I always wanted to talk to my neighbours. Why didn’t I?

Who’s afraid of Richard H. Levey – A review of a review

27 Jul

(Source: Chief Marketer – Click to enlarge dramatically)

Dear Richard H. Levey,

Blogging isn’t easy these days. People discuss the end of traditional Weblogs due to an increasingly growing power of Twitter. The medium is the message and the message is bright and clear: if you want to be heard keep your mental output as short as possible. Best, in not more than 140 digits. Headline and content are put together into Tweet’s most hottest microwaves in order to create verbal steal of an enormous strength; turned into swords of the size of toothpicks, which is quite likely that they will never surrender. So, this is even not the beginning of the end but a smart start: Good morning Mr and Mrs Bravenewshortbreadhead, what would you like for breakfast?

Just to be perfectly honest with you, dear Richard H. Levey, they will definitely not have this kind of Bagel-stuff you’re about to digest day after day after day on your personal Big Fat Marketingblog. A short(breadhead) look at you tells me that you know that this habit is not healthy.

You might wonder what this is all about, and it is good and only fair enough that you do because this is precisely what I did when I became aware of your writings you will easily recognise on the big and large screenshot above. Am I allowed to guess a little bit around? Yes? Cheers, mate!

I suppose March 30th 2007 was a TGIF-day. Was it? Yes, it was. Princess Diana was already on her way to sailing straight into her 10th anniversary of biting the dust; and the idea to write an article about a totally disordered British Monarchy must have come out of nowhere in order to enter your brain cells. Unfortunately, your article seems to suffer a serious lack of research and professionalism. Am I right? Yes, I think I am right.

However, before I will do some analysis on your complete Humpty-Dumpty-King-and-Princess’-Horses-copywork (or whatsoever) I think we should take together a proper look at it first, a look at a version that has been sent through Microsoft’s magic Twitter-look-a-like “Summarize”-filter first. Preference: reduce to 10%:

Cruel Britannia: For all England’s experience with monarchy, the men and women of the royal court simply don’t translate well to television commercials.

The window rises to reveal… that incredibly creepy Burger King character. At least the king is fully clothed, thank goodness. This should culminate with the beheading of all involved. In fact, the whole concept is creepy. Diana herself was not at the wheel of the car, and for several years afterward there was controversy over whether the driver was, in fact drunk.

First, Burger King is not British but American. So we can say that Burger King is, seen from a clear Royal point of view, nothing but fake. Therefore it is insane to say that the American Burger King is to be seen as a member of Royal Court who doesn’t translate well to television commercials. Haha…

Second, you underline that “at least the king is fully clothed, thank goodness.” And your conclusion: “This should culminate with the beheading of all involved.” Well, dear Mr Richard H. Levey, regarding the fact that the entire existence of the advertising testimonial Burger King is of 100% pure American nature, it should be understood that you, Mr Richard H. Levey (as an American citizen as you are) are closer to be found “involved” than any other person claiming a British passport his own. However, I have noticed your latest blog entry is dated from July 22nd 2010 and entitled Marketing With Mrs. Robinson, so I assume that you are still alive and that beheadings are probably not part of your favourite communication methods anymore…

Third, just a couple of days after the tragic car crash it turned out that the driver Henri Paul’s blood alcohol content‘s level was subsequently found to be between 1.73 g/L and 1.75 g/L, (~>0.17% wt/vol. over the limit in the U.S. in most states) which is more than three times the legal drunk-driving limit under French law. Whatever other reasons might have played their unholy parts in this strange happening as well, the driver Henri Paul was definitively drunken quite heavily.

After bringing a bit of light into the whole darkness you have been created three years ago, the only thing I agree with you is that your “whole concept is creepy.”

But why am I so eager to help you out with a modern short hair cut? Well, the guy who is entirely responsible for“Why aren’t you still alive?” is me. And I cannot remember myself that you have tried to get in touch with me or other members of the agency hamster&james to bringing forward some questions, what you better should have done in order to avoid providing your readers with nothing but complete false facts.

I am starting with the basics. Therefore I have to quote you once more: “To the tune of ‘God Save the Queen’ (the traditional arrangement, not the Sex Pistols’ version) with accompanying visuals of… teddy bears at Buckingham Palace, a little girl sings:…”

Buckingham Palace? The teddy bears in the spot were placed in front of Kensington Palace! That’s a difference, you know.

Let’s take a look at the definition of the word “arrangement” to be used in musical context: A composition adapted for performance with different instruments or voices than those originally specified: Mozart’s symphonies in arrangements for cello and piano, for example.

That’s the definition. Now, would you please be so kind to go once more through 41 seconds of pure hell, and click the You Tube button to watch “Why aren’t you still alive?” again?

Did you? Great! So what for a “traditional arrangement” of the British National Anthem became you aware of? As far as I remember there was only 7 year-old Jack singing. C’est tout. However, the traditional arrangement of the British National Anthem works with a fully equipped orchestra plus an impressive chorus. Can you confirm that in “Why aren’t you still alive?” there is only one voice to be heard? And that the earliest version of God Save the Queen that had been brought to our attention was arranged for two voices?

Then you write: “… a little girl sings…”. That’s wrong: it was a boy.

You now quote my lyrics: “I can’t believe it’s true/(…)/Look at the flowers, gee/next time it might be me/why aren’t you still alive/please don’t drink and drive.” Sorry Sir, but you failed again. Jack doesn’t sing “Look at the flowers, gee” instead he sings “Look at the flowery sea” while the audience watches a photograph showing a flowery sea in front of Kensington Palace. What’s so wrong about it? No eyes? No ears?

What’s next? Ah: “These lyrics sound as if they were written in Croatian and run through a rather rudimentary language translator. It’s hard to believe the country that gave us Oscar Wilde and Stella Gibbons coughed up this piece of drivel. ‘I want to comfort you?’ But the kid has already acknowledged that Diana is no more. Children shouldn’t play with dead things.”

Well well, you are positioning the quality of my lyrics on the level of a rudimentary language translator and, however, you are still unable to understand these rudimentary lyrics correctly? Did I get this right? One of the reasons why I kept these lyrics so rudimentarily is to ensure that even Americans who work in the marketing and pr-business will be able to follow. You’ve disappointed me dramatically. And before I allow you to continue reflecting about the world’s most famous advertiser Oscar Wilde I want you to answer me a simple question: “Have you ever been to School?” Or, in other words: It’s hard to believe the country that gave us John Steinbeck and Tennessee Williams coughed up this piece of drivel.

The other reason is that lyrics, in which rudimentary lingual elements have been embedded appear more childishly. By the milky way: how was your own childhood?

Please tick here:
(a) great
(b) not so great

And what, Mr Richard H. Levey, is now even worse? Ah, you name it: “What’s even worse is that the singer’s voice is oddly reminiscent of the little girl from “Poltergeist” – the one who stared into a dead television channel and announced “they’re here!”

Well, all I know right now is that you are mentally not here.

Sorry, but whenever I do have to read the two sophisticated terms Poltergeist and dead television channel I feel myself forced by an invisible power to put your picture once more into my article, so that my readers can develop a firm idea of how such a dead television channel or a Poltergeist, or both could look like…

Is this the end now? Unfortunately, this is not the end because Mr Richard H. Levey is coming up with another uncomfortable idea by quoting my lyrics again: “’I want to comfort you?’ But the kid has already acknowledged that Diana is no more. Children shouldn’t play with dead things.”

Right, the only undead thing children should be allowed to play with is you.

Finally you’re developing an unexplainable amount of self-confidence: “So to our friends in Britain I say: We’re delighted that you have your monarchy. But if you don’t straighten up and learn how to use ’em – at least in commercials – they’ll be taken away from you.”

What do you mean when saying they‘ll be taken away fromus? All members of the Royal family? Who are you? Or did you mean just the monarchy? In such a case you better should have written it‘ll be taken away from you”. But even then: who are you? Or did you mean all commercials in general, which will be taken away from us? In such a case I have to remind you that you are about to belittle an important income-factor of America’s ecomony. Again: “Have you ever been to school?”

Mr Richard H Levey, I am running out of energy, which is not good for you. Nevertheless, here comes one last lifetime stretching advice you might find helpful: Do not rely too much on the idea that the British will see you as a friend. You better do not.

In my book you either do it right, or the next pink slip waiting to be handed over shall be yours. Be proud and happy that I am not your boss. Smile!

Sincerely yours
Hamlet Hamster

Links about the author Richard H. Levey:

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Twittler

23 Jul

Die Leute, die damals Hitler folgten, hielten sich ebenfalls für intelligent und zeitgemäß. Auf Twitter sind es derzeit 18.357 Idiot.(s)e(n) – Tendenz steigend. Im bundesdeutschen Internet gilt wohl unter den ganz Superschlauen der Lehr- und Leitsatz: Der Führer führt und das Volk volkt.

Und im richtigen Leben? Ach, das Netz ist das richtige Leben? Ja dann: Wollt Ihr Euch nicht lieber mal nützlich machen und an der amerikanischen Golf-von-Mexiko-Küste etwas gegen die drohende Ölpest tun? Mit persönlichem Körpereinsatz und so? Braun ist der Ölschlamm ja ohnehin.

Also: Immer ran an den Speck!

Eine der Quellen des Übels

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