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Nachruf: «Der Unternehmer, Galerist, Kunstsammler und Mäzen Hansfried Defet im Alter von 90 Jahren überraschend gestorben»

7 Nov

Das «Neue Museum Nürnberg» in der Außenansicht
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Fotos von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier

Hansfried Defet
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Noch am 16. September 2016 nimmt Hansfried Defet anläßlich seines 90. Geburtstages, auch ausdrücklich im Namen seiner seit längerem verstorbenen Frau Marianne, die Gelegenheit wahr und erläutert im Rahmen seiner Pressekonferenz im «Neuen Museum Nürnberg» eine weitere großzügige Schenkung von 50 Arbeiten aus seiner Sammlung an eben jenes Haus. Damit krönt der Nürnberger Pinselfabrikant, ehemalige Galerist und Kunstsammler sein mäzenatisches Lebenswerk. Nur sechs Wochen später ist Hansfried Defet gestorben.

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Bildunterschrift: Hansfried Defet (sitzend) während seiner Sammlungspräsentation «Raum um Raum. Schenkung Marianne und Hansfried Defet» umgeben von Journalisten. Direkt links neben ihm im Bild der Leiter der Sammlung des Museums, Dr. Thomas Heyden, sowie die stellvertretende Direktorin und Leiterin des Referates für Öffentlichkeitsarbeit, Eva Martin (am rechten Bildrand).

Die zweite große Schenkungstranche umfasst unter anderem Werke von Peter Angermann, Horst Antes, Johannes Brus, Rolf-Gunter Dienst, Christian Faul, Günter Fruhtrunk, Hildegard Fuhrer, Johannes Geccelli, Gotthard Graubner, Erich Hauser, Gisela Kleinlein, Bernd Klötzer, Werner Knaupp, Gerhard Mayer, Christiane Möbus, Andreas Oehlert, Karl Prantl, Josua Reichert, Hans Peter Reuter, Susanne Roth, Dashdemed Sampil, Alf Schuler, Anne Sterzbach und Lea von Wintzingerode.

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Hansfried Defet wurde 1926 in einer Pinselmacher-Familie geboren und übernahm nach dem Tod seines Vaters den 1890 gegründeten Betrieb, der sich seit 1930 in Familienbesitz befindet. Den Eingangsbereich der «da Vinci Künstler- und Kosmetikpinselfabrik Defet GmbH» stellten er und seine Frau seit 1965 jungen Künstlern für die Präsentation ihrer Werke zur Verfügung – der Beginn einer über Jahrzehnte langen engagierten Galeristentätigkeit. Und wer «A» sagt, sagt natürlich auch «C», weshalb das Ehepaar Defet konsequenterweise ebenfalls an der Gründung der «Art Cologne» beteiligt war; und selbstredenderweise auch den von 1981 bis 1985 mit 10.000 Mark dotierten Defet-Preis des «Deutschen Künstlerbundes» stiftete. Nutznießer dieser fünf wunderbaren Veranstaltung waren Albrecht von Hancke, Johannes Brus, Hiromi Akiyama, Gisela Walther und, of course, Timm Ulrichs. (Über die Gründungsphase der «Art Cologne» berichtete Meerschweinchenreport hier).

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Bildunterschrift: Für dieses Portrait von Hansfried Defet ließ sich unser Redaktionsfotograf von einer riesigen, weitestgehend schwarzen, Arbeit des Künstlers Werner Knaupp inspirieren, die ebenfalls zum aktuellen Schenkungskonvolut gehört.

Die Galerie Defet schreibt auf ihrer Website: «Unsere Galerie wurde 1965 in den Räumen der ‹da Vinci Künstlerpinselfabrik› gegründet. Sie war nach dem Krieg die erste zur Förderung junger Künstler eingerichtete Privatgalerie Nürnbergs, die ihr Programm auf den Kunstmärkten in Basel und Köln einem internationalen Publikum vorstellte. Über 200 Ausstellungen wurden in den zurückliegenden Jahrzehnten organisiert, wobei u.a. auch die Performance-Scene der 70er und 80er Jahre eine hervorgehobene Rolle spielte. Unsere Aktivitäten im Bereich der Skulptur hatten im Dürerjahr 1971 mit dem ‹Symposium Urbanum› einen besonderen Höhepunkt erreicht. Bereichern doch eine Reihe der seinerzeit entstandenen Plastiken noch heute das Stadtbild Nürnbergs. Mit Ende der Ausstellung Reuter-Fuhrer ruhen die Aktivitäten der Galerie.»

Zu den von der Galerie Defet vertretenen Künstlern gehörten: Hiromi Akiyama, Peter Angermann, Horst Antes, Reiner Bergmann, Jürgen Bordanowicz, Johannes Brus, Nicola Carrino, Thomas Eller, Christian Faul, Johannes Geccelli, Rupprecht Geiger, Gotthard Graubner, Edgar Gutbub, Gisela Kleinlein, Bernd Klötzer, Werner Knaupp, Herbert Koller, Nikolaus Lang, Alf Lechner, Johan Lorbeer, Karl Prantl, Christiane Möbus, Josua Reichert, Hans Peter Reuter, Alf Schuler, Anne Sterzbach, Timm Ulrichs und Lambert Maria Wintersberger.

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Der Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg Dr. Ulrich Maly: «Für die Kultur der Stadt Nürnberg ist der Tod von Hansfried Defet ein großer Verlust. Die Nürnberger Kunstszene, viele Künstlerinnen und Künstler und Kunsteinrichtungen haben Hansfried Defet ungemein viel zu verdanken.» Und die Kulturreferentin der Stadt Nürnberg, Prof. Dr. Julia Lehner, würdigt Hansfried Defet als leidenschaftlichen Förderer zeitgenössischer bildender Kunst: «Das Atelier- und Galeriehaus Defet, der Skulpturengarten an der Stadtmauer, die von ihm ins Leben gerufene ‹Marianne und Hans Friedrich Defet-Stiftung› und seine großzügigen Gaben an das ‹Neue Museum› werden als sein Vermächtnis bleiben.»

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Es ist alles andere als alltäglich, daß ein Unternehmerehepaar nicht nur das eigene Unternehmen sukzessive erfolgreich ausbaut, expandiert, expandiert und expandiert, sondern darüber hinaus auch noch eine Galerie gründet, die schon nach wenigen Jahren zu einer der ersten Adressen im Segment der zeitgenössischen Kunst avanciert. Und wenn man dann noch liest, daß Marianne und Hansfried Defet ihre Galerie ursprünglich wegen einer weiteren Expansion des eigenen Unternehmens geschlossen, dies aber nicht lange durchgestanden haben, was zur Wiederaufnahme des Galeriebetriebs führte, dann läßt sich leicht ablesen, daß nur wahre Leidenschaft einen dazu befähigen kann, solche Extraenergieleistungen konstant zu erbringen.

Dieser Sachverhalt wird auch von einer Anekdote gestützt, die Hansfried Defet Mitte September anläßlich seiner hier gegenständlichen Pressekonferenz im «Neuen Museum Nürnberg» erzählte, als er Horst Antes einmal mehr in seinem Atelier besuchte, um ihn darüber zu unterrichten, daß er gerade eine große Arbeit von ihm verkauft habe. Aber anstatt Horst Antes die marktübliche Provision für seine Tätigkeit zu berechnen, zog er es lieber vor, sich von ihm mit einem weiteren Bild vergüten zu lassen. So handelt eben nur jemand, dem es in erster Linie um das Sammeln und die Förderung von Kunst geht.

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Mit Hansfried Defet hat sich nicht nur einer der ganz Großen vom Parkett der internationalen Kunstszene für immer verabschiedet, sondern mit ihm ist einmal mehr einer jener Humanisten verschwunden, diese adäquat zu ersetzen, sich unsere hinreichend seltsam mutierte Gesellschaft derzeit leider nicht in der Lage sieht.

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Helmut Dietl ist tot

31 Mar

Foto von Karin Székessy
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Heute Vormittag machte es bereits die große Medienrunde, denn ein ganz, ganz Großer des deutschen Films sowie des humorbetonten Unterhaltungsbetriebs mit intellektuellem Anspruch hatte seinen glänzenden Silberlöffel fast pünktlich zu Beginn der diesjährigen Sommerzeitperiode für immer abgegeben: Helmut Dietl. Um 10:39 Uhr MESZ glitt ihm das so lieb gewordene Esswerkzeug aus der Hand, wurde jedoch kurz vor dem unumkehrbaren Aufprall wie durch ein göttlich gefügtes Zeichen von einem kräftigen Windstoß erfaßt und so auf seine letzte, fast wiederbelebende, Reise quer durch den filmschaffenden Teil der Republik geschickt.

Meerschweinchenreport war live dabei:
Zunächst schaute das glitzernde Multifunktionsbesteck bei Veronica Ferres vorbei und rührte ihr den frisch gebrühten Frühstückskaffee um, um sodann Ruth Maria Kubitschek kurzfristig als Diktiergerät (Track 4) zur Seite zu stehen, gefolgt von einer konstruktiven Stippvisite bei Franz Xaver Kroetz, um im Gegenzug für seine vermeintlich adäquate Drehbuchkritik seine Zunge mit melkfrischem Erdbeerjoghurt zu überziehen. Danach brachte Christiane Hörbiger das gute Erbstück mit deutschem Migrationshintergrund wieder auf Hochglanz, Götz George tauchte es zum Ausgleich und unter Berücksichtigung dramaturgischer Kontrapunktaspekte kurz mit bitterer Mine in bittere Orangenmarmelade, Heiner Lauterbach konnte sich dem sparkassenesken Charme seiner Grundidee nicht entziehen und brachte besagte analog gefertige Suppenbeförderungsapplikation, so gut es ging, mit dem Staub aller Feinde Brandenburgs wieder auf Vordermann, Senta Berger steckte ihn anschließend und konsequenterweise zum Fiebermessen einem hochrangigen Marineoffizier zwischen die Kiemen und sang mit ihm zum Trost gemeinsam «La Paloma» und Felix, quatsch, Joachim Król knobelt mit Uwe Ochsenknecht noch immer um die Wette, ob hinter dem «Besuch des großen Löffels» möglicherweise ein weiteres verkapptes Angebot steckten könnte, die komplizierte Vita von Veronica Ferres zu verfilmen. Jan Josef Liefers beendete schließlich am Montagmittag Löffels Reisen und zerlegte ihn routiniert mit dem Schneidbrenner. Das Ergebnis seiner fachgerechten Analyse packte Mario Adorf umgehend gegenüber der Presse hinreichend pointiert und geschmackssicher in nur zwei Worte: Tornedos Rossini.

In eingeweihten Fachkreisen (Michael Bully Herbig) wird gemunkelt, daß sich Helmut Dietl inzwischen mit Dieter Hildebrandt, Ulrich Mühe und Helmut Fischer zu ersten Sondierungsgesprächen getroffen habe. Dabei soll häufiger auch der Name des allseits beliebten Allround-Journalisten Kai Diekmann gefallen sein. Wir sind gespannt, möglichst bald zu erfahren, was es damit auf sich haben könnte, denn weiterführend wird in eingeweihten Fachkreisen (Harald Schmidt) gemunkelt, daß der BILD-Chef die offizielle Trauerrede für den begnadeten Satiriker im Plenarsaal des Deutschen Bundestages halten soll. Eigentlich ein gar nicht soo abwegiger Gedanke.

Lieber Rolf Müller!

24 Feb

HQ – High Quality, Heft Nr.1
Abbildungen zum Vergrößern bitte anklicken

Als ich ganz zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn nicht ganz grundlos ehrfürchtig in der ersten Ausgabe «HQ – High Quality», mit der meine Eltern für ihre Zeitschrift «Magazin KUNST» zu Besprechungszwecken bemustert wurden, blätterte, und mich fragte, ob es für mich bei dieser hohen Qualität überhaut Sinn hätte, Ihnen eine Auswahl meiner fotografischen Erzeugnisse zu übersenden, da war ich einige Monate später umso überraschter, daß ich tatsächlich einen Anruf von Ihnen erhielt und Sie mich zu einem Gespräch nach München in Ihr damals schon als legendär zu bezeichnende «Büro Rolf Müller» in der Maximilianstrasse einluden. Außerdem sagten Sie mir, daß Sie möglicherweise meinen Vater kennen würden: «Ich habe von ihm kürzlich zwei Aquarelle des Künstlers Antonio Calderara gekauft. Kann das sein?» Ja, jene beiden Aquarelle, von denen ich hoffte, meinen Vater davon überzeugen zu können, sie uneingennützig mir zu überlassen, gehörten nun Ihnen. Sie hatten die eindeutig besseren Argumente.

HQ – High Quality, Heft Nr.13

Während unseres Gespräches entschieden Sie sich, einige Bilder aus meiner Serie «25-jähriges Bestehen der HBK Braunschweig im Kunstverein Hannover» in «HQ – High Quality», Heft Nr. 13, zum Thema «Kontraste» zu veröffentlichen und zum anderen, mich mit einem größeren Auftrag für das Technologiemagazin «new-tech news» der Deutschen Aerospace zur Luft- und Raumfahrtmesse nach Paris zu schicken. So entspannt muß man erstmal sein, denn zu diesem Zeitpunkt war mein Milchgesicht gerade erst 25 Jahre alt.

Tableaux I – «new-tech news»

Tableaux II – «new-tech news»

Und so wurde es noch eine Bildstrecke in der «new-tech news» und noch eine und noch eine Veröffentlichung in «HQ – High Quality», Heft Nr. 25, zum Thema «Paare»; und so habe ich zudem von Ihnen sehr viel gelernt: Als Sie beispielsweise aus der Menge von 120 Vergrößerungen exakt 18 Aufnahmen für die Bildstrecke auswählten – und auf diese Weise sehr viel gute Bilder ungenutzt blieben – bemerkten Sie meinen leicht entsetzt wirkenden Gesichtsausdruck und erklärten: «Nur wenn man viele gute Aufnahmen weglassen muß, dann weiß man, daß man als Fotograf gut gearbeitet hat».

HQ – High Quality, Heft Nr.25

Das von Ihnen geschaffene Magazin «HQ – High Quality – Zeitschrift über das Gestalten, das Drucken und das Gedruckte. Drei internationale Gestalter werden vorgestellt. Sechs Originalbeiträge zu einem denkwürdigen Thema.» setzte nicht nur Maßstäbe in Punkto Druckqualität, Gestaltung und Veredelung, sondern es war ebenso ein Literaturmagazin. Die Gestalterin Sabina Sieghart schreibt auf Ihrer Website: «‹High Quality› war das Magazin der Heidelberger Druckmaschinen. Für uns das ‹Zuckerl› bei Rolf Müller, denn wir durften mit tollen Fotografen und Textern arbeiten und zudem jedes mal eine neue Drucktechnik ausprobieren.»

HQ – High Quality – Paare – Spreadsheet 1

Einige der Themen waren: «Die immerwährende Sehnsucht des Menschen nach überall hin», «Der rechte Winkel», «Blüten», «Randerscheinungen» oder «Störungen», ein Heft, in dem Sie zum Beispiel den Falz der Seiten 45 und 46 tiefer ins Heftinnere legten, sodaß sie sich durch den Randbeschritt nicht hatten öffnen können. Mit dem Elan der Jugendlichkeit brachte ich damals den notwendigen Ehrgeiz auf, die in diesem «verschlossenen Teil» abgedruckte Korrespondenz zwischen Ihnen und jenem Fotografen, der auf seinem Fachkamera-Großbilddiapositiv nicht nur das Dach des Münchner Olympiastadions in einer sehr schönen Lichtstimmung fotografiert hatte, sondern Ihnen das kleine kreisrunde Wölkchen, das sich hinreichend zart im ansonsten glasklaren Abendhimmel ebenfalls auf besagter Aufnahme zeigte, als waschechtes UFO verkaufen zu wollen, so zu lesen, daß ich dabei die beiden Seiten nicht mit einem Messer hatte trennen müssen. Was tut man nicht alles zum Erhalt der Kunst? Und so ist es auch kein Zufall, daß in derselben Ausgabe ebenfalls die zerschnittenen Häuser des Künstler Gordon Matta-Clark «gefeatured» wurden. Und: Was passiert eigentlich mit einer Störung, die man durch einen Schnitt quasi «entstört»? Fühlt sich die Störung möglicherweise durch einen solchen Eingriff selbst gestört? Kann sie dann nicht mehr schlafen? Plündert sie als Konsequenz nachts die Auslagen eines WMF-Fachgeschäfts?

HQ – High Quality – Paare – Spreadsheet 2

Was Sie, lieber Rolf Müller, neben Ihrer gnadenlosen Qualitätsvernarrtheit auch auszeichnete, ist, daß man mit Ihnen eben auch jeder Zeit solche Gespräche – wie vorstehend kurz skizziert – führen konnte, ohne daß es einem dabei hätte langweilig werden können. Und jetzt? Jetzt haben Sie sich vor ein paar Tagen überraschend als Erdenbürger endgültig zur Ruhe gesetzt. Eigentlich wollte ich Sie noch für mein Portraitprojekt fotografieren. Well, sir, just to be perfectly honest with you: I am facing serious problems to cope with it. Das darf doch wohl alles nicht wahr sein. Ich hatte mich extra für Sie in die Yussuf-Karsh-Optik eingearbeitet. Es sollte eine Überraschung werden. Vor ein paar Tagen noch waren Sie als Referent auf der Website der QVED 2015 abgebildet und heute finde ich bei den Damen und Herren von der Designalliance die Nachricht, daß Sie jetzt für’s erste Feierabend machen.

Darf ich Ihnen zur seelischen Zerstreuung an dieser Stelle den ultimativen Kommunikationslösungsweg eines Malcolm McLarens vorstellen, der sich zum Zeitpunkt des Besuchs seiner Website bereits seit mehreren Monaten im permanenten Ruhestand befand?

Screenshot Website Malcolm McLaren

Meine Mail an ihn blieb bisher leider unbeantwortet. Aber vielleicht reagiert er ja auf Ihre. Restlos ausschließen ist das nicht.

Lieber Rolf Müller, alles Gute.
Ihr Andreas Baier

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Zusatzlinks:
Monographie über Rolf Müller
Interview mit Rolf Müller in «Design Culture»
Rolf Müller, der Geschichtenerzähler, der Zeichensetzer, der Systemgestalter

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Zum Tode von Axel Hecht

9 Dec

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Axel Hecht’s laudation to Gerhard Richter who was
awarded with the «Kaiserring der Stadt Goslar» in 1988
Foto von Andreas Baier

Kürzlich ist der ehemalige Chefredakteur des zum Verlagshaus Gruner + Jahr gehörenden Kunstmagazins art Axel Hecht im Alter von 69 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben.

Als der Kunstsammler und Verleger Henri Nannen den damals 29-jährigen Axel Hecht zunächst zum Ressortleiter Kultur des «stern» ernannte, ermunterte er ihn nach erfolgreicher Arbeit Ende der 1970er Jahre als nächsten Schritt dazu, gemeinsam mit dem ehemaligen stern-Mitarbeiter Wolf Uecker an einem Konzept für ein Kunstmagazin zu arbeiten, das erstmals am 15. Oktober 1979 unter dem Namen art an den Start ging.

Spötter nannten das Heft etwas abfällig (und aus damaliger Sicht eines typischen Kunstintellektuellen vielleicht auch nicht ganz unberechtigt) schlicht: «Kunst-Brigitte». Tatsächlich konnte man die Optik des art-Magazins im Wesentlichen als eine Verschmelzung der beiden blattmacherischen Prinzipien von «Brigitte» und «GEO» bezeichnen. Unvergessen, und immer noch legendär: Die «Kunstkärtchen» als perforierte Extrakartonbeilage, die ähnlich wie Kochrezepte in einer hierfür eigens zum Sammeln gefertigten Plastikbox aufbewahrt werden konnten. Pro Kärtchen war die Arbeit eines bedeutenden Künstlers abgebildet, beispielsweise ein «Sonnenblumenbild» von Vincent van Gogh zusammen mit ein paar Eckdaten seiner Vita. So ging es konsequent und quer durch die komplette Kunstgeschichte, so kamen Künstler wie beispielsweise Picasso, Braque, Rembrandt, Rubens, Goya, Kandinsky, Dali, Magritte bis hin zu da Vinci zu völlig neuen und hinreichend komprimierten Ehren. Es war eine kunstgeschichtliche Fortbildungsmaßnahme im konsequent angelegten Astronautennahrungsmodus, die sich mit einiger Berechtigung an eine breite Mittelstandsschicht richtete, die zwar alles andere als ungebildet aber im Bereich der Modernen Kunst noch nicht ganz so belesen war wie sie es gerne gewesen wäre.

Für die Produktion der größeren Bildstrecken beauftragte Axel Hecht nicht selten den auch von uns hoch geschätzten und leider viel zu früh gestorbenen Fotografen Dirk Reinatz, der es vermochte, mit seiner Arbeit sowohl die jeweiligen Kunstwerke als auch den zugehörigen Raumeindruck so harmonisch und gekonnt darzustellen, daß man als Betrachter unweigerlich das Gefühl vermittelt bekam, die richtige Ausstellung eigentlich gar nicht mehr besuchen zu müssen, da man es ja soeben getan habe.

Menschlich wirkte Axel Hecht auf jemanden, der ihn nicht richtig kannte, einerseits als offen und neugierig, andererseits jedoch als verschlossen und reserviert: im übertragenen Sinne wie eine Art Jeans-Hose mit Bügelfalte. Ist es also ein Wunder, daß genau dieses und auf diese Weise regelmäßig zubereitete Kleidungsstück für ihn zu einer Art uneingetragenem Markenzeichen wurde? Dazu trug er übrigens ähnlich häufig einen Blazer, den er über beide Schulterblätter zog, ohne jedoch seine Arme durch die Ärmel gezogen zu haben. In geschäftlichen Dingen war er stets korrekt und genoß einen erstklassigen Ruf.

Axel Hecht betrachtet im Beisein seiner Bügelfaltenjeans auf der Art|Basel eine Posterserie mit Skulpturen, die eine städtische Freilichtdauerausstellung bewerben.

Auflagentechnisch blieb das art-Magazin übrigens über zehn Jahre lang hinter den verlegerischen Erwartungen zurück, obwohl es zwar faktisch die höchste verkaufte Auflagenzahl von allen anderen damals exisitierenden Kunstzeitschriften (Kunstforum, Weltkunst, Magazin KUNST, Flash Art, Wolkenkratzer) vorweisen konnte, aber noch einiges davon entfernt war, die ungleich höheren Produktionskosten wieder einzuspielen. Auf der Art|Basel hieß es deshalb lange Zeit und Jahr für Jahr hinter vorgehaltener Hand, daß dieses Jahr wohl das letzte Jahr für das art-Magazin sei.

Das mag wohl richtig gewesen sein, aber andererseits – und so berichtete man ebenfalls lange Zeit und Jahr für Jahr hinter vorgehaltener Hand – würde der Verleger und Kunstsammler Henri Nannen immer mal wieder «die eine oder andere Million aus privater Tasche nachschießen». Was wir in diesem Zusammenhang genau sagen können, ist, daß wir nichts Genaues sagen können. Aber, und das mag vielleicht eine benchmark sein: Der Burda-Verlag stellte das Erscheinen seines ebenso ambitioniert produziertes Kunstmagazins «PAN – Unsere herrliche Welt» (Erst-VÖ: Mai 1980) im Jahre 1992 ein. Inzwischen schreibt das art-Magazin längst schwarze Zahlen.

Am 1. Januar 2005 übergab Axel Hecht die Chefredaktion des Kunstmagazins art an Tim Sommer, der bis dahin einer der beiden stellvertretenden Chefredakteure war. Axel Hecht blieb Herausgeber bis 2006. Er war Vorsitzender des Stiftungsrates der Kunsthalle Emden sowie der Schenkung van de Loo.

Unser Aufmacherfoto entstand im Jahre 1988 während des mit der Verleihung des «Kaiserring der Stadt Goslar» direkt verknüpften «Kaisermahl». Axel Hecht hielt die Laudatio auf Gerhard Richter und unser Redaktionsfotograf konnte es sich nicht verkneifen, die gesamte Veranstaltung ausschließlich durch das von ihm damals frisch erworbene 16mm-Vollformat-Fisheye-Objektiv zu fotografieren. Die vollständige Bildstrecke ist bei uns in die Darstellung seiner Vita integriert und hier einsehbar.

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In Memoriam Carl Laszlo (1923 – 2013)

26 Nov

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All photographs by Andreas Baier

On November the 8th in 2013 our staff photographer’s mentor Carl Laszlo died at the age of 90 in Basel. Carl Laszlo was surely one of the great and most fascinating institutions in the international art and intellectual business. He survived the Holocaust while a major part of his family members were murdered; nevertheless he constantly insisted not having been a victim but a spectator sitting in the first row.

After the second world war was over he was taught psychology by ‪Léopold Szondi‬, provided museums as well as private art collectors with Réne Magritte and Salvador Dali, published his legendary magazine «Panderma» and was rumbling around with guys like Andy Warhol and Roy Lichtenstein, with Robert Mapplethorpe and Gerard Malanga, with Allen Ginsberg, Dieter Meier or William S. Burroughs. With Richard Avedon and Kostas Axelos. With Manon, Simon Marsden or Olle Baertling. With Victor Bockris and John Cage. With Udo Breger and Howard Brooker and Earle Brown as well. With Dr. Dieter Burckhardt, Lucius Burckhardt and Louis Cartwright. With Christo, Bob Colacello and William Coupon. With Tim Curry. With Prof. Rolf Fenkart, Marie-Louise von Franz and James Grauerholz. With John Giorno, Patrick Gossweiler and Johannes Grützke. With Brion Gysin, John Hall, Debbie Harry, Frederick Hughes, Peter Hujar and Herbert Huncke. With Gérald Incandela, Marion Kalter, ‪André Kertész‬, Heiner Koechlin, Wayne Kramer, Dr. Alan Krassai, Les Levine and, of course, Klaus Littmann. With Thilo Maatsch, Chris Makos and Dr. László Mátéfi. With Duncan McLaren, Taylor Mead, Stewart Meyer, Marisol Escobar, Philippe Mikriammos and Paul and Kitty Mirani Pagano. With Eric Mottram, Gianna Nannini, Floris M Neusüss and – quite right – James Nitsch. With Claude Nobs, Daniel Odier, David Ohle and Meret Oppenheim. With Peter Orlovsky, Verner Panton, Esther Pfirter, Jürgen Ploog and Siegfried und Gesche Poppe. With Genesis P-Orridge, Marcia Resnick, Helmut Röhrling and Si und Dieter Rosenkranz. With Patricia Highsmith, Dr. Albert Hofmann, Dr. Robert Gordon Wasson and Baron Johann von Sardagna. With Sidney Janis, Karlfried Graf Dürckheim, Raoul Hausmann and K.O. Goetz. With Jean Arp, Lou Reed, Dieter Hagenbach, Alexis von Goldschmidt-Rothschild and Gräfin und Graf von Posadowsky. With Christian Schad, Janne Schaffer, Christoph Schwegler and Walter Steding. With Chris Stein, Prof. Thomas Szasz, John Tytell and Jörg von Uthmann. With Anne Waldman, Regina Weinreich, Peter Weiermair Carl Weissner, Bernhard Vischer lic. iur. and certainly with Miklos von Bartha as well. With Edmund White, Charles Wilp, Terry Wilson, and, of course, also with Fürstin Gloria von Thurn und Taxis as well.

And with, and with, and with … and with Hans Ulrich Obrist who shared probably Carl Laszlo’s last performance in public at the Fondation Beyeler. About this conversation Meerschweinchenreport reported here (this however in German).

His house, maybe we should better say villa, in Basel’s Sonnenweg 24, was a huge museum itself. Only a small part of his impressive collection gathering some 15.000 pieces of artwork was to be seen in one of the 14 bedrooms and the staircase. Even the guest’s bathroom made one believe being part in a high budget Hollywood-movie:

View into the garden and on the Burmesian temple.

About his time in the concentration camps Auschwitz, Buchenwald and Dachau he published two books «Ferien am Waldsee» in 1956; and «Der Weg nach Auschwitz» in 1987. This is a quote from «Ferien am Waldsee»: «But even the more survival experienced in the concentration camp school were petrified, no one could get used to this sort of adventure. One saw mature men tremble, those who had seen thousands around dying away during several years in prison; one saw trembling Jews who had made it up until here, had managed it to save their lives, and were now forced to witness the destruction of their families in Treblinka and Majdanek; one saw camp elders and Kapos – the most privileged aristocracy of the camp – who had whipped many hundreds of companions in misfortune to death, had robbed, tortured and betrayed them, and were now bent and pale with fear of death, they were now awaiting their victims’ fate themselves. Suddenly everyone was there, even those who had hitherto hidden so skillfully.»

In an interview with Markus Somm from the Baseler Zeitung Carl Laszlo was asked by the editor-in-chief: «But the time in Auschwitz, you can hardly describe it as a happy time?» But Carl Laszlo, however, answered: «Of course, yes! The fact that I survived it, is a good thing. It would have been less good, if I would have been murdered, wouldn’t it?»

In 1986, Andreas Baier met Carl Laszlo the first time on Art|Basel. He instantly became fascinated by him, his very special way to reflect about life and certainly, when he was invited by Carl Laszlo to stay a couple of days in his incredible house, in his «home sweet home» as well.

This photograph shows the guest’s bedroom. Reading «Ferien am Waldsee» while being surrounded by paintings from various artists who all portrayed Carl Laszlo in their very own and special way is an experience that is still impossible to describe. All our staff photographer, formerly aged 21, remembers from that night is that he was constantly asking himself «Where am I?»

The next day, however, Carl Laszlo was so kind to provide him with some proper intellectual coordinates which helped him to find out his actual mental location. He quoted the Russian movie director Andrei Arsenevich Tarkovsky: «The only meaning of art is making dying easier». So, Andreas Baier used the unique opportunity to show him an advertisement that our staff photographer wanted to have published in Red Box (and which was rejected) in order to promote his skills as a creative photographer. On this photograph he wore these typical «cloths» one is to be put in after life and photographed himself standing upright in an opended coffin. The claim said: «Such a coffin should be nice ’cause worms also eat with their eyes!». Followed by his phone number. That was the whole add. To his surprise Carl Laszlo said that death is mankind’s only unsolved problem; and as it seems it will remain as such for a very long period of time.

This example might demonstrate best, that it was simply impossible to draw a clear picture of him.

Another example: When our staff photographer’s parents first visited Carl Laszlo in the early 1960s to find out if it might be useful to do business together they were so nervous that his father managed it to have mistakenly droped a fork from a cake plate straight into a painting by Salvador Dali which consequently evoked a small hole in the canvas. Naturally, his parents became instantly cold sweated. But all what Carl Laszlo said was: «Don’t worry, it’s a restorer’s job». So, all three agreed of not doing business together to ensure of not destroying this great and thoughtful atmosphere. It is to be said that this all happened at a time when Carl Laszlo already gained a serious reputation as a tough negotiator.

In his second issue of RADAR Carl Laszlo published some letters to the editor. Quite obviously, one advertising gallery had serious problems with William S. Burroughs’ literary quality, so it wrote: «(…) We do not want to financially support a magazine that plays down the risk of addiction and the drug problem. (…)»

Only to refresh our memories: William S. Burroughs’ book «Naked Lunch», first published in 1959: Because of US obscenity laws, a complete American edition (by Grove Press) did not follow until 1962.

Carl Laszlo replied: «As for the drug problem, we do not fight drugs, but only the risk of addiction in a society which plays down, overlooks or trivializes the risk of the most common addiction – namely alcohol: and the most lethal drug: the ideologies. We are convinced that only outspokenness, ie Enlightenment can help the addicts. For us the diminutiveness of the drug problem is out of the question. For a society, however, which prefers to examine the truth exclusively through the lense of closed eyes, our publications might seem scandalous to it.»

Carl Laszlo was surrounded by hundreds, maybe thousands, of Buddha sculptures: in the gardens, under the roof and in his temple.

At the Art|Basel: Miklos von Bartha with Carl Laszlo.

The stock market guru André Kostolany said about him: «Carl Laszlo has a great and profound knowledge about the human soul.» The painter Christian Schad (1894-1982) wrote about his friend: «He’s someone who permanently walks between all fronts, not only in art.» And the Rumanian philosopher Emile Cioran Michel who gained his fame in France formulated the thesis: «For someone to whom had happened to what Carl Laszlo had to experience, everything on this earth is allowed.» «Nonsense,» replies Laszlo. «I never would have the idea to derive from my camp experience any special rights.»

About Carl Laszlo: Baseler Zeitung, Tacheles, art – Das Kunstmagazin.

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Andreas Baier‘s parents were running an avant-garde art gallery as well as publishing an art magazine called «Magazin KUNST». So, he was born straight into the international art scene.
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Marcel Reich-Ranicki (MRR): «Selten sieht man einem Roman allein schon am Schutzumschlag die unmenschlichen Strapazen an, die er bei seiner beschwerlichen Reise zum Mond (und wieder zurück) durchlitten haben mußte. Ein nicht nur zeitintensives, inhaltsschweres aber auch hochwichtiges Werk aus dem NASA-Verlag, dem ich mich nun rechtzeitig zur Buchmesse ausführlichst widmen werde!»

21 Sep

Titanic: «Plagen Sie Marcel Reich-Ranicki (letzte Folge)».
FAZ: «Fragen Sie Reich-Ranicki»
hr2 – Der Tag: «Marcel Reich-Ranicki»

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Religiöses Thema. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
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Oscar Niemeyer im Alter von 104 Jahren plötzlich gestorben

7 Dec

Oscar Niemeyer war einer der bedeutendsten und einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts, dessen neue Ideen aber auch Kontroversen auslösten und teilweise bis heute umstritten sind. Sein Pseudonym Oscar Niemeyer nahm er in Anlehnung an die Namen seines Urgroßvaters wie auch seines Lehrmeisters Charles l’Émeyer zu Beginn der 1920er Jahre in Brasilia an.

Im Jahre 1928 begann Niemeyer sein Studium an der Escola Nacional de Belas Artes (dt.: Nationale Schule der Schönen Künste) in Rio de Janeiro, das er 1934 abschloß. Im Anschluß arbeitete er im Büro des brasilianischen Architekten und Stadtplaners Lúcio Costa, wo er am Bau des ersten modernen brasilianischen Gebäudes, des Ministeriums für Bildung und Gesundheit in Rio de Janeiro (des heutigen Kulturpalasts) mitwirken durfte, was Oscar Niemeyer mit Le Corbusier zusammenbrachte. Dieser machte ihn später zu seinem Assistenten.

Im Jahre 1945 schloß sich Oscar Niemeyer der brasilianischen Kommunistischen Partei an, während Le Corbusier mehr mit den Nazis sympathisierte. Dennoch war Niemeyer in den Jahren 1947 bis 1953 der Vertreter Le Corbusiers im Planungsgremium der UNO für das Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York City. Die Zusammenarbeit mit Le Corbusier sollte nicht nur Niemeyers Schaffen sondern auch dessen Aussehen stark beeinflussen, indem er später die strenge Orthogonalität moderner Architektur um Kreis und Kurve erweiterte und dieses gestalterische Prinzip auch seinem Brillenrahmen verordnete.

Obwohl die Hauptstadt Brasiliens von vielen für eine sehr schöne Stadt gehalten wird, gibt es andererseits nicht eben wenige, denen es mit der Zeit einfach zu viel Beton war, weshalb die Stadt stellenweise zu verwaisen drohte. So zog Niemeyer nach Art und Vorbild des antikapitalistischen Schutzwalls eine Mauer um die Stadt und versah sie (oben im Bild) mit formschönen Wachtürmen, sodaß allein unter optischen Gesichtspunkten das Bauwerk rasch und gut von der Bevölkerung auf- und angenommen wurde. Hier hätte die SED lernen und durch den geschickten Einsatz der modernen Architektur eventuell aufkeimende Unzufriedenheit in der Bevölkerung von vorne herein im Keim ersticken können, was aber, wie wir alle wissen, nicht geschah.

Niemeyer heiratete 1928 Annita Baldo, eine Tochter italienischer Einwanderer aus Padua. Sie verstarb 2004. Aus der Ehe stammt die Tochter Ana Maria. Am 16. November 2006, einen Monat vor seinem 99. Geburtstag, heiratete er seine 38 Jahre jüngere Sekretärin Vera Lúcia Cabreira. Neben seiner Frau hinterläßt er vier Enkel und dreizehn Urenkel.

Niemeyer verstarb in Rio de Janeiro, am 5. Dezember 2012, kurz vor seinem 105. Geburtstag im Krankenhaus, wo man versuchte, sein Nierenleiden durch Verabreichung von Hundefutter in den Griff zu bekommen. Leider vergeblich. Der Gouverneur des Bundesstaates Rio de Janeiro, Sérgio Cabral, ordnete eine dreitägige Staatstrauer im Bundesstaat an und ließ zu Niemeyers Ehren alle Straßenhunde einfangen und erschießen. Die brasilianische Staatspräsidentin Dilma Rousseff äußerte, daß Brasilien ein Genie, einen Revolutionär und den Mentor einer neuen Architektur verloren habe. Dieser Einschätzung kann sich die Meerschweinchenreportredaktion nur anschließen.

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Sensibles Thema. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
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Larry Hagman ist bedauerlicherweise gestorben

24 Nov

Larry Hagman war ein vielseitiger Schauspieler, hier als Governor Fred Picker in dem Film Primary Colors (Mit aller Macht) aus dem Jahre 1998.

Hagmans Markenzeichen war unverkennbar ein breitkrempiger Stetson. Und so spielte er in Dallas den Bösewicht J. R. Ewing; und in Die Bezaubernde Jeannie den ebenfalls Stetson-tragenden Astronauten Tony Nelson. Er wurde zunächst am 21. September 1931 in Fort Worth in Texas als Tochter der Schauspielerin Mary Martin und nur anderthalb Jahre später als Sohn des Rechtsanwalts Benjamin «Britten Franklin» Hagman geboren.

Die so doch recht frühe Bekanntschaft, so vermuten Experten, mit der Dualität des Paradoxen formte ihn zu jenem stahlharten Durchhalteburschen, der als Schauspieler seine ersten wichtigen Gehversuche in dem Musical South Pacific an der Seite seiner Mutter in Europa machen sollte. Später trat er dann auch am Broadway in New York sowie im angesehenen ZDF-Fernsehgarten auf. Genauso wie Gordon Gekko in dem Film Wall Street von Oliver Stone so wird auch J. R. Ewing mit seiner intriganten Giersucht als Wegbereiter für die globale Finanzkrise erachtet, in der sich unser hübscher blauer Planet seit einigen Jahren befindet.

Privat war Larry Hagman vom fiesen Ölbaron weit entfernt: Er setzte sich für Robbenbabies, die geschmackliche Neutralisierung von Medizinalmarihuana ein – und genehmigte sich zuweilen selbst einen ordentlichen Zug aus der Tüte. Naja, vielleicht auch zwei oder drei ihrer Art. Denn kleinlich, das wissen seine Freunde, war Hagman auch mit Blick auf seine Leber nie, schließlich sollte auch sie was vom Leben haben, weshalb er 1995 eine zweite Artgenossin mit Blutreinigungskräften zu sich nach Hause einlud, um auch ihr eine Chance auf ein besseres Dasein zu ermöglichen. Allerdings unter etwas veränderten Vorzeichen: «Ein einziger Drink wäre mein Tod. Ich würde mich innerhalb weniger Minuten in meine Bestandteile auflösen», hatte er noch im Juni auf einer Pressekonferenz zur weltweiten Förderung der Produktion von Sonnenkollektoren kundgetan.

Auf seinem Grabstein solle einmal stehen: «Hier liegt der aufrichtige Bürger J.R. Ewing. Dieses ist der einzige Deal, den er je verlor.» Möger der Gute in intriegenhaftem Frieden lieblich schlummernd ruhen.

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Christa Wolf ist tot

1 Dec

Die Schriftstellerin Christa Wolf ist – wir sagen es nur ungerne – tot. Heute verstarb sie im Alter von 82 Jahren in der Berliner Charité an den Folgen einer unsachgemäß durchgeführten Photoshop-Operation. Literaturinteressierte Digitalartisten in aller Welt betrauern diesen tragischen Vorfall zutiefst.

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