Tag Archives: Typografie

«Schwarzdenker» – Die neue «Zeit-Streit-Schrift»

12 Apr

Das Titelbild der ersten «Schwarzdenker»-Ausgabe –
Die neue «Zeit-Streit-Schrift»
Click to enlarge angriedly

Daß hier Schwergewichtiges geboten wird, offenbart bereits ein flüchtiger Blick auf die Autorenliste (Auszug): Dr. Hans Jürgen Escherle «Verfall und Untergang der Sprache»; Jost Hochuli – «Ärgernisse»; Herbert Lechner «Fake News und die Lust am Betrug»; Olaf Leu «Der große Bluff»; Horst Moser «Mein Fremdschäm-Akku ist leer»; Peter Vetter «Immer dasselbe – immer anders»; Kurt Weidemann «Anmerkungen zum Umgang mit Kunden»; susanne zippel «vom komplexen unsinn der konsequenten kleinschreibung». Initiiert, gestaltet und herausgebracht wurde das gute Stück von Victoria Sarapina.

Die Rückseite der ersten «Schwarzdenker»-Ausgabe
Die neue «Zeit-Streit-Schrift»
Click to enlarge angriedly

Die Rückseite gibt gut gestaltet die grobe Marschrichtung vor: «Beim Lesen läßt sich vortrefflich Denken. (Leo Tolstoi) Beim Lesen von ‹Schwarzdenker› vortrefflich amüsieren. Die Zeitschrift wirft einen bitterbösen, selbstironischen Blick auf die Lage der Kreativ-Branche und den Zeitgeist. Für Designer. Für alle, die es werden wollen, und für deren Eltern, die das gern verhindern würden».

Das ist ein sehr guter Werbetext, der die Sache weitestgehend korrekt beschreibt. Allerdings nur weitestgehend. Denn einige Beiträge sind alles andere als «selbstironisch» oder «bitterböse»: sie legen hinreichend desillusioniert die Auswirkungen des gesamtgesellschaftlichen Offenbarungseides dar, der im Laufe der letzten 30 Jahre tagtäglich von Waldorfschulgeschädigten, die ihren «langen Marsch durch die Instanzen» bedauerlicherweise erfolgreich absolviert haben, zum erheblichen Nachteil aller geleistet worden ist – und immer noch geleistet wird. Unter dem Deckmantel einer falsch verstandene Gleichmacherei (oft mit «Chancengleichheit» verwechselt) wird der Neid auf jene Leistungsträger kompensiert, die schon in der Schule zu den Besseren gehörten. Schließlich muß es eine schlüssige Erklärung dafür geben, warum die nicht gänzlich geistig Hellen im Regelfalle einen nicht gänzlich geistig hellen Eindruck machen. Das wirre Gerede einer Claudia Roth mag hierfür ein brauchbares Beispiel sein. So vertritt sie die steile These, daß auch ein Mensch mit Hilfsschulabschluß unbedingt die Möglichkeit haben muß, Medizin zu studieren. Oder, noch schlimmer, «auf Lehramt». Und dann wird von diesen Leuten zum Beleg das Grundgesetz herangezogen, ohne daß sie vom Grundgesetz auch nur die leiseste Ahnung haben. Horst Moser schreibt dazu in seinem Beitrag: «Ein Cover der Zeitschrift brandeins brachte das Thema Gleichheit auf den Punkt: ‹Gleichheit ist nicht gerecht› (Oktober 2003). Der brand eins-Autor und Mitgründer Wolf Lotter schreibt dazu: ‹Gleich­heit ist nicht gerecht – und kann auch gar nicht ge­recht sein. Jeder benötigt etwas anderes. Aber unsere Strukturen sind dennoch darauf ausgerichtet, uns alle gleich zu machen – Unternehmen, Karriere, Politik und vor allem Schulen zielen darauf ab, uns gleich zu machen. Speziell an Universitäten erleben wir das Streben nach Gleichheit.›»

Verfall und Untergang der Sprache
von Dr. Hans Jürgen Escherle
Click to enlarge languagedly

Und so sei hier in Sachen Sic transit gloria mundi im «Schwarzdenker» auf den Beitrag «Verfall und Untergang der Sprache» von Dr. Hans Jürgen Escherle verwiesen. Es vergeht kaum ein Tag, da man nicht in der Tageszeitung, in Teletextnachrichten, im Fernsehen oder im Netz auf den Portalen sogenannter Qualitätsmedien mittels gravierender Rechtschreib- und Grammatikfehler sowie weiterer grober Sprachnachlässigkeiten gequält wird. Dieser Konstantmangel wird offensichtlich weder von der breiten Durchschnittsmasse noch von den verantwortlichen Chefredakteuren als solcher empfunden. Hauptsache, der neue Nasenring ist stabil genug, um sich an ihm bereitwillig durch die Youtube-Manege ziehen zu lassen, denn: Hauptsache ist ohnehin alles. José Ortega y Gasset formulierte bereits 1931 in Der Aufstand der Massen: «Das ist es, was ich im Kapitel als Kennzeichen unserer Epoche hinstellte: Nicht, daß der gewöhnliche Mensch glaubt, er sein außergewöhnlich und nicht gewöhnlich, sondern, daß er das Recht auf Gewöhnlichkeit und die Gewöhnlichkeit als Recht proklamiert und durchsetzt.» Bei Dr. Hans Jürgen Escherle liest sich das in seinem Essay über den nachkrieglichen Zerfallsprozeß unsere Sprache so: «Man hat sich bisher an einer Art Bildungssprache orientiert, jetzt orientiert man sich an der Unterschicht und am Pausenhof. Der zitiert längst keine Klassiker mehr, salonfähig ist vielmehr Fack ju Göhte.» Das ist fein beobachtet. Aber möglicherweise begründet das noch nicht vollständig den gesellschaftlichen Verfall. Er geht ebenfalls einher mit einem überzogenen Interesse an sich selbst – und zwar ausschließlich an sich selbst. Spätestens mit Angela Merkel wurde die Satzkonstruktion «Ich aber sage, …» salonfähig. Bei uns im Kindergarten lautete in den 1960ern noch der Merksatz: «Nur der Esel nennt sich selbst zuerst». Dr. Hans Jürgen Escherle schreibt dazu: «Sprache ist nicht nur Werkzeug des Denkens, sondern auch ein Indikator. Was geschieht, wenn das Werkzeug unbrauchbar wird? Was geschieht, wenn Sprache Alarm auslöst? Mit einem stumpfen Messer kann man nicht schneiden. Und mit einer Deppensprache nicht denken.» Und ergänzend: «Hier schließt sich der Kreis: Wir reden alle von Ehe 2.0, vom Chillen, Detoxen und anderen Lächer­lichkeiten, ohne uns der Lächerlichkeit bewusst zu sein, und die Zahl der Emojis steigt.»

Ärgernisse
von Jost Hochuli
Click to enlarge punishingemojiedly

Und so stellt auch Jost Hochuli fest: «Ich wundere mich immer wieder, dass sich so viele Typografen ganz grundsätzlich nicht um die Sprache zu kümmern scheinen – obwohl doch Typografie in erster Linie Visualisierung von Sprache bedeutet und nicht einfach ästhetisierendes Hin- und Herschieben von Textblöcken, Titelzeilen und Abbildungen.» In seinem Essay zieht er zur Beweisführung das nicht sonderlich überzeugend gestaltete Buch eines Designers heran, den er namentlich nicht nennen möchte, der sich aber mit ein paar treffenden Suchbegriffen schnell recherchieren läßt. Der Wikipedia-Artikel der besagten Person strotzt und protzt nur so mit jedem einzelnen Detail zu seiner Vita. Einer wahren Kapazität würde soo etwas nicht im Traum einfallen. So scheint auch dieser Umstand die These von der gesellschaftlich verherrenden Wirkung des Ich-Ich-Ich-Über-Ichs zu stützen. Jost Hochuli: «Schludriger Umgang mit der Sprache, wichtigtuerischer Gebrauch der Sprache, Wichtigtuerisches im Hinblick auf die Sache, dummes und rücksichchtsloses Design – das ist es, was mich ärgert.» Indeed, wobei: in der Tat. Denn: «Eine Trivialität – verbal noch so emphatisch zelebriert oder typografisch in Szene gesetzt – bleibt eine Trivialität, und nur, weil sie englisch daherkommt, ist sie nicht weniger trivial.»

Über Jost Hochuli berichtete Meerschweinchrenreport bereits hier und hier.

Mein Fremdschäm-Akku ist leer
von Horst Moser
Click to enlarge emptiedly

Mein Fremdschäm-Akku ist leer
von Horst Moser
Click to enlarge emptiedly

Mein Fremdschäm-Akku ist leer
von Horst Moser
Click to enlarge emptiedly

Bei Horst Moser heißt es: «Gleich den Schock vorweg: Die Erbärmlichkeit des gemeinen Designers muss – ein Mal zumindest, und zwar hier – anhand kollektiver Verwerfungen angezeigt werden. Welche Verwerfungen? Dazu komme ich gleich. Zunächst noch eine Bemerkung zum Geburtsfehler dieser Spezies.» Und dann werden so viele «Geburtsfehler» aufgelistet, daß er eher von einem grundsätzlichen Konstruktionsfehler spricht, was, abhängig vom Geisteszustand der jeweiligen Generation, aber durchaus berechtigt ist. Und eigentlich dürfte selbst einem Fachfremden ein kurzer Blick auf die ersten drei Doppelseiten seines Beitrages ausreichen, und der Fachfremde begriffe sofort, was das Problem ist: Inkompetenz sowie der mangelnde Wille, sich selbst als dienende Funktion im Interesse einer übergeordneten Informationsvermittlung zu sehen – und genau darin die eigene Befriedigung zu finden. Diese verhunzten Doppelseiten sind Ergebnisse, die ihre Verwirklichung Inkompetenz, Desinteresse, vermischt mit dem unheilbringenden 68er-Keim des «sich einbringen Wollens» verdanken.

Wir erinnern uns als Mitglied der DDC-Jury des Jahreswettbewerbes «Gute Gestaltung» in der Kategorie «Studentische Abschlußarbeiten» ein formal hervorragend gedrucktes Buch aus dem Verkehr gezogen zu haben, weil die großformatigen Portraitfotos nicht nur fett über den Bund gelegt wurden, sondern auch, weil es sich der hierfür verantwortliche Junggestalter nicht hatte nehmen lassen, zusätzlich noch ein auf jede Person inhaltlich zugeschnittenes Mini-Booklet quer über das jeweilige Gesicht zu heften, welches dadurch ausschließlich entweder nur halbseitig links oder nur halbseitig rechts zu betrachten waren. Das war schlicht unfaßlich. Consequently, the Oscar goes not to …

Das sind alles Leute, die im späteren Berufsleben glauben, daß ihnen das Recht zustünde, alles machen zu können, und zwar allein schon deshalb, «weil sie studiert haben». Horst Moser schreibt u.a. zu diesem Problem: «Ich meine nicht die große philosophische Frage der Willensfreiheit im Schopenhauerschen Sinn, der treffend festgestellt hat: ‹Der Mensch könne tun, was er will, aber er könne nicht wollen, was er will.›» Unser Redaktionsfotograf erinnert sich an eine Portraitstrecke von Designagenturinhabern, die er im Auftrag der Landeshauptstadt Wiesbaden für das die Wiesbadener Designtage begleitende Magazin «Access All Areas» anfertigte. Bei einem Portraittermin wurde er von einem dieser seltsamen Jungagenturinhaber gefragt, welche Brennweite er denn gerade verwende, worauf unser Mann fürs grobe Korn antwortete: «Keine Ahnung, irgendwas mit Objektiv». Diese lakonische Antwort führte dazu, daß sich besagter (und offensichtlich nicht sonderlich erfahrene) Agenturjunginhaber mit den Verantwortlichen des «Access All Areas»-Magazins in Verbindung setzte, um seinen «Anspruch auf einen richtigen Berufsfotografen» zu reklamieren, denn: «schließlich habe ich studiert». Tja, wenn das alles ist, was Hochschulen heutzutage hervorzubringen vermögen, dann sind sie umgehend zu schließen. Diese fortlaufende Verschwendung von Steuergeldern ist angesichts durchzufütternder Flüchtlingsströme durch nichts zu rechtfertigen. Überflüssig darauf hinzuweisen, daß die hier in Rede stehende «Jungagentur» auch heute, über 10 Jahren nach diesem kleinen Vorfall, nichts hervorgebracht hat, über das zu Reden es sich lohnen würde.

An dieser Stelle fällt uns übrigens auf, daß auch das Thema «unbrauchbare Informationsgrafik» im «Schwarzdenker» durchaus seinen berechtigten Platz gehabt hätte. Nachfolgend die Arbeitsbeispiele zweier bekannter Gebrauchsgrafiker des 20. Jahrhunderts, die mit ihren individuellen Lösungsansätzen den Besuchern Manhattans eine brauchbare Orientierungshilfe an die Hand geben wollten.

Piet Mondrian wurde der Öffentlichkeit insbesondere durch seine Kreationen für das Pariser Modehaus Yves Saint Laurent in den 1960er sowie sein innovatives Verpackungsdesign für die französische Nobelduftmarke «L’Oréal» Mitte der 1990er Jahre bekannt. Zwar gewährt sein Stadtplan mit dem lebensbejahenden Titel «Broadway Boogie Woogie» (1942-43) einen realistischen Eindruck vom Grundriß der New Yorker Innenstadt, wenngleich dem typisch diagonalen Straßenverlauf des Broadways hier keine Rechnung getragen wurde, was eine stimmige Standortbestimmung mit diesem Kartenmaterial bedauerlicherweise nicht möglich macht.

Auch der zweite Kartierungsversuch Manhattans mit dem Titel «Nummer 1» aus dem Jahre 1949 von Jackson Pollock läßt insbesondere in den letzten Jahren Zukunftsforscher verstärkt aufmerken, erweckt dieser Entwurf doch den Eindruck, daß es dem depressiven Alkoholiker mit übergeordnetem Sendungsbewußtsein offensichtlich gelungen ist, bereits kurz nach Kriegsende sowohl die Bewegungsströme aller zukünftiger New Yorker Mobilfunktelefonnutzer als auch das gesamte Flugaufkommen über der Millionenmetropole detailgetreu abzubilden. Faszinierend und wunderschön anzusehen, nur leider wird man auch mit diesem Lageplan «The Bitter End» in der Bleecker Street nicht auffinden können. Schnüff.

Über Jackson Pollock und sein besonderes Verhältnis zu Peggy Guggenheim berichtete Meerschweinchrenreport bereits in seinem Beitrag über Tom Wolfs «Das gemalte Wort» hier.

Mein Fremdschäm-Akku ist leer
von Horst Moser
Click to enlarge emptiedly

Zur mangelnden Übersichtlichkeit im Bereich der reinen Typografie schreibt Horst Moser im übertragenen Sinne zu dieser Grundproblematik: «Nicht mühelose, schnelle Erfassbarkeit ist das Ziel dieser Gestaltung, sondern ein Wortbrocken-Zusammenstottern in bester Analphabeten-Manier.»

Horst Moser in seinem Büro
fotografiert von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier
Click to enlarge officedly

Als Gründer und Inhaber von «independent Medien-Design» kennt er auch die Mentalität potentieller (oder eben nicht potentieller) Mitarbeiter seines Gestaltungsbüros: «In Bewerbungsgesprächen kenne ich nahezu alle Antworten und Vorlieben der Kandidaten, bevor sie sie aussprechen. Würde man sie im politischen Spektrum verorten, wären öko, bio und grün die entsprechenden Labels.»

Über Horst Moser berichtete Meerschweinchrenreport bereits hier und hier.

Der große Bluff
von Prof. Olaf Leu
Click to enlarge typographedly

So stehen wir nun nach vorstehender Bestandsaufnahme vor der Beantwortung der Frage, wie Entscheidungsträger auf Unternehmensseite, die vielfach unfähig sind, Qualität zu erkennen, die richtige Wahl unter zu beauftragenden Gestaltungsbüros treffen wollen, die sich ihrerseits oftmals selbst nicht in der Lage sehen, die erforderliche Qualität zu liefern? Und genau hier hilft uns Olaf Leus Essay «Der große Bluff» weiter. Er erklärt uns, daß es genau aus diesem Grunde so viele Kreativpreise bzw. «Apothekenbesuche» gibt: «Die ‹Apotheken›, sprich Wettbewerbe, befriedigen eine Nachfrage, die allein von Designern ausgeht. Und weil es so große Nachfrage gibt, gibt es so viele ‹Apotheken›.» Und weiter: «Das Ganze soll wie ein Narkotikum wirken. Und bei unbedarften Kunden, die nach Teilnehmern für einen Pitch suchen, funktioniert das auch». Voilà. Ergo: «Die Awards-Flut macht tatsächliche Differenzierungsmerkmale für unsere Kunden kaum mehr unterscheidbar. Die Nachricht, als einziger von 22.000 Einsendern einen Black Pencil beim D&AD zu bekommen, geht in den Nachrichten über 500 if-Awards völlig unter, weil unsere Kunden beides sowieso nicht unterscheiden können (…).»

Über Olaf Leu berichtete Meerschweinchrenreport u.a. bereits hier und hier und hier.

Anmerkungen zum Umgang mit Kunden,
Medien und der Öffentlichkeit: Manieren
von Kurt Weidemann
Click to enlarge nahkampfedly

Olaf Leu brachte auch den Text der 2011 verstorbenen Gestalter- und Kommunikationslegende Kurt Weidemann in das «Schwarzdenker»-Magazin ein, wofür ihm einmal mehr großer Dank gebührt. Weidemann seziert den komplexen Aufbau eines Unternehmens: «In den Unternehmen sitzen die ‹Unternehmensbildhauer› und basteln an der Corporate Identity, Corporate Personality, am Corporate Behaviour, an der Corporate Communication, am Corporate Image und Corpo­rate Design. Offenbar haben die Unternehmen Probleme, sich selbst zu erkennen und sich selbst zu benennen. Ihr Selbstverständnis und ihr Erscheinungsbild verschwimmt, doubliert, ist widersprüchlich oder gar nicht vorhanden.»

Und weiter schreibt er: «Die Kommunikation organisiert den monologen, dialogen, multifunktionalen Umgang der Menschen miteinander, ohne einander oder gegeneinander. Die Mittel dafür sind heute vielfältiger als je zuvor. Und sie zu bedienen, ist zunehmend weniger schwierig. Aber um mit den Kunden Verständnis und Vertrauen aufzubauen, braucht man immer noch etwas ganz Altmodisches: das Gespräch, Auge in Auge und Wort für Wort.»

Um zumindest halbwegs zu verstehen, WER der Verfasser dieser Worte war, ist es hilfreich zu wissen, WIE er sich selbst am Markt «positionierte», wobei wir es für hinreichend wahrscheinlich halten, daß er für uns allein für den Gebrauch des Wortes «positionierte» höchstwahrscheinlich einen Termin zur umgehenden Vorsprache beim zuständigen Standgericht vereinbart hätte: Der im 2. Weltkrieg mehrfach durch Nahkampf Verwundete saß da in seinem umgebauten Stuttgarter «Stellwerk West», zog sich Tag für Tag zu früher Morgenstunde ein Pils nach dem anderen aus der eigens zu diesem Zwecke direkt an seinen Schreibtisch verlegten Zapfanlage, dachte wohl so über dieses und jenes reichlich nach, entwickelte bei dieser Gelegenheit auch noch ein paar Schriften, u.a. die «Corporate», die die Hausschrift von «Daimler-Benz» und der «Deutschen Aerospace» werden sollte und beriet überaus erfolgreich in knallschwarzen Lederhosen persönlich die Vorstände von eben solchen international agierenden Weltkonzernen. Ein Produktdesigner, der ihn sehr gut kannte, sagte uns, daß «Weidemann eines nicht kannte: Angst. Er hatte vor nichts und niemandem Angst. Wenn Du weißt, welchen Job er im Krieg hatte, dann kommst Du da nur lebend raus, wenn Du keine Angst hast». Seinen Briefbogen zierte übrigens mittig eine kleine Tuschezeichnung, die von hinten König und Hofnarren ins Gespräch vertieft beim Wandeln zeigen. Der übergewichtige und körperlich wesentlich größere König beugt sich seitlich tief zum Hofnarren hinunter, um seinen Worten besser lauschen zu können. Wir glauben, daß es Kurt Weidemanns große Fähigkeit war, die Dinge – so wie sie sind – ohne Umschweif entwaffnend direkt zu beschreiben.

Legendär auch sein in der Öffentlichkeit geführte Disput ob seiner Neugestaltung des DB-Logos mit Erik Spiekermann, den er als «Stadionlautsprecher» bezeichnete. Der Auftakt im zugehörigen Bericht im SPIEGEL vom 28. 03. 1994 unter der Überschrift «Zu viele Busenbogen» las sich damals so: «Keinem Lokführer und keinem Schlafwagenschaffner war bislang aufgefallen, daß er mit dem Bahn-Emblem auf der Mütze für eine ‹hohe feminine Anmutung› sorgte. Der Stuttgarter Design-Professor Kurt Weidemann, 71, sah’s auf einen Blick. Insgesamt 28 Rundungen zählte er in dem 1952 entworfenen Logo – ‹Busenbogen›, ‹Hüftbogen› und ‹Schwangerschaftsbogen›; ganz miserabel schienen ihm die vier ‹runden Ecken›, die ‹tiefenpsychologisch Entscheidungsschwäche› symbolisierten. Seit Jahresanfang, seit es die Deutsche Bahn AG gibt, hat der Staatsbetrieb ein neues Signet. Rund 25 Millionen Mark hat die Einführung des Emblems gekostet; statt der weiblichen Rundungen – laut Weidemann ‹zu schlaff› – hat der Stuttgarter Designer ‹Straffung, Aufrichtung, Schlankung› geschaffen. Diesem ‹gewissermaßen erigierten Zeichen›, spottete der Berliner Typograph Erik Spiekermann, 46, in der Fachzeitschrift form, fehle ‹jede Emotion, wie Männern, die bekanntlich ja auch nicht mit dem Bauch, sondern einem weiter unten gelegenen Körperteil fühlen›.» Diese Vorhaltung dürfte Kurt Weidemann hinreichend kalt gelassen haben, zeichnete ihn doch ohnehin ein bemerkenswert entspanntes Verhältnis auch zu seinen eigenen Körperteilen aus. Angesprochen auf seine heftigen Trinkgewohnheiten antwortete der im Krieg mit der «silbernen Nahkampfspange» Ausgezeichnete im Alter von 87 Jahren: «Mein Körper hat mir zu gehorchen, und das tut er, weil er nichts zu sagen hat.» Ein Jahr später war er tot.

Über Erik Spiekermann berichtete Meerschweinchrenreport bereits hier und hier.

Fake-News oder die Lust am Betrug
von Herbert Lechner
Click to enlarge defakedly

Fake-News oder die Lust am Betrug
von Herbert Lechner
Click to enlarge defakedly

Herbert Lechner ist uns in den vergangenen Jahren mehrfach durch seine exellenten Vorträge auf der QVED (Quo Vadis Editorial Design) in der Alten Kongresshalle in München aufgefallen. Im «Schwarzdenker» gibt er uns einen kurzen Abriß über die Faszination an Fake-News in allen Formen und Farben und zieht hierfür ein illustratives Zitat von Christiane Meixner in der ZEIT heran: «Das Publikum steht staunend vor den Fake-Motiven und applaudiert – statt ins Museum zu jenen Originalen zu gehen, die Beltracchi überhaupt erst auf die Idee gebracht haben.» Dieses Zitat ist inhaltlich nicht ganz treffend, da Wolfgang Beltracchi lediglich im Stile des jeweiligen aus seiner Sicht zu fälschenden Künstlers gemalt hat. Er hat die Bilder nicht kopiert. Er hat zusätzliche Motive erfunden, oder Bilder kreiert, zu denen lediglich deren Bildtitel bekannt waren und die durch die Kriegswirren als verschollen galten bzw. immer noch als verschollen gelten. Von daher ist es durchaus angebracht, sich Beltracchis «Originale» zu betrachten. Und daß die von Frau Christiane Meixner ausgemachten Beltracchi-Claqueure nicht ins Museum gehen, um sich die Werke der von Beltracchi gefälschten Künstler in natura anzusehen, ist schlicht eine plakative Unterstellung. Nein, Herbert Lechners Essay ist lesenswert, ein schöner und unterhaltsamer Kurzstreifzug durch das Genre des Fälschens – wir haben lediglich ein Problem mit der notorisch ungenau arbeitenden ZEIT. Wir möchten diesen Youtube-Link empfehlen, der zu seinem Vortrag auf der «QVED» zum Thema «Die Abstraktion der Welt» führt.

Immer dasselbe – immer anders
von Peter Vetter
Click to enlarge examinedly

Den optimistisch stimmenden Schlußpunkt bildet in unserer Rezension Peter Vetter, der schreibt: «Schwarzdenker offenbart manchmal eine futurophobi­sche Haltung. Hier finden Sie optimistische Gedanken zur Zukunft der visuellen Kommunikation.» Er führt fort: «In den vergangenen Jahren habe ich mich neben meiner Design- und Beratungstätigkeit intensiv in der Ausbildung engagiert, (…) dies insbesondere, weil wir davon ausgehen, (…) dass beispielsweise 65 Prozent der Schüler, die heute eingeschult werden, einen Beruf ausüben werden, den wir noch gar nicht kennen. Meine Gedanken basieren auf der Erfahrung und dem Austausch mit jungen Menschen in Europa, Asien und Nordafrika.» Zur Grundlagenforschung in Designfragen greift Peter Vetter immer wieder auf ein Regal in seiner Bibliothek zurück: «In meiner Bibliothek gibt es ein Regal, in dem die Bücher versammelt sind, die mir viel bedeuten. Das sind unter anderen «Aesthetica» von Max Bense, «Ways of seeing» von John Berger, «Designing Design» von Kenya Hara, «analog und digital» von Otl Aicher, «Amusing Ourselves to Death» von Neil Postman, «Digitale Welt und Gestaltung» von Tomás Maldonado oder etwa «Zeichen» von Umberto Eco. Hier und da nehme ich eines dieser Bücher heraus, öffne es an einer beliebigen Stelle und lese etwas Überraschendes, denn nach Jahren verstehe ich anders als vorher und kann dadurch weitere neue Erkenntnisse gewinnen.» Das vorstehend dargelegte Geschepper zwischen Kurt Weidemann und Erik Spiekermann war in der Geschichte der Typografie nicht der einzige Clash of The Graphic Titans (klingt in englischer Sprache tatsächlich bedeutungsvoller). Peter Vetter: «So hatte ich Anfang dieses Jahres wieder einmal Paul Rands ‹From Lascaux to Brooklyn› in der Hand. Und zufällig bin ich auf das Kapitel ‹Jan Tschichold versus Max Bill› gestoßen. Es handelt sich um die Auseinandersetzung über unterschiedliche Auffassungen zur Typografie. Der berühmte ‹Typografiestreit der Moderne› (Gerd Fleischmann) fand 1946 statt. Max Bill beschimpfte Jan Tschichold wegen seiner Abkehr von der ‹Neuen Typografie› als Verräter. Aus heutiger Sicht stehen diese beiden Auffassungen für zwei gegensätzliche Ideologien. Genau auf diesen Aspekt geht Paul Rand ein und kritisiert dieses Denken, um dann festzuhalten, dass es ausschließlich um Qualität und nicht um Gestaltungsideologie geht.» Abschließend gibt er uns noch eine brauchbare Feststellung zur Frage, welchen Wert gute Gestaltung für ein Unternehmen haben kann, mit auf den Weg: «Unternehmen mit hoher Affinität zur Gestaltung steigerten in den vergangenen zehn Jahren ihren Wert um fast das Doppelte und vergrößerten sich gegenüber dem Durchschnitt um 57 Prozent.» Peter Vetters Website.

Unser Redaktionsfotograf wurde auch um einen Beitrag gebeten, schickte jedoch eine Absage, die dennoch ihren Weg ins Heft fand:

Ich mache hier nicht mit! –
von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier
Click to enlarge stubbornedly

Unser Schlußzitat haben wir Helmut Dietls großartigem Film «Rossini» entnommen: «Vom einst mächtigen Gebirge aus Leidenschaft und Liebe ist nur noch ein komischer Rest übrig, nichts Großes mehr – nur Sand im Getriebe: wie in den schlechtesten Komödien. Der alte Mief, alles geht schief, und die mörderische Frage, wer mit wem schlief, löst sich in Wohlgefallen auf.»

***
Sensibles Thema. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
***

Olaf Leu, der «Ro 80» unter den Designern, wurde just 80 und veröffentlicht sein «R/80» bei «Spielbein Publishers»

18 Oct

Das neue Buch von Olaf Leu: «R/80»
Click to enlarge leuedly

Sicher, wir hätten auch «Mr. Klartext spricht Klartext – bis in die Klappen» in die Überschriftenzeile setzen können. Oder: «‹R/80›, die intellektuelle Kraftnahrungspille für den anspruchsvollen Lebens- und Designinteressierten». Oder: «Wer bisher glaubte, die letzten zwanzig Jahre im falschen Film unterwegs gewesen zu sein, der erhält mit Olaf Leus ‹R/80› eine praktikable Anleitung zum Querumstieg bei voller Fahrt in den richtigen».

Einerseits. Andererseits fangen wir aber mit einem Zitat des ersten Satzes aus dem Prolog (Zwischen Müßiggang und Engagement) seines hier gegenständlichen neuen Buches «R/80» an: «Letztlich bin ich dann doch der Prophetie meines Kollegen Andreas Baier gefolgt, der schon nach Erscheinen meines Taschenbuchs i.R. orakelt hatte, dass es bei diesem ersten Band nicht bleiben würde. Und genauso ist es.» (Meerschweinchenreport berichtete hier). Tja Leute, schließlich geht doch dieser Tage nichts über eine ordentliche Portion Selbstreferenzielles, nicht wahr?

Nachdem nun auch das geklärt wäre, können wir mit unser eigentlichen Rezension beginnen. Wir zitieren abermals, diesmal aus dem Editorial, verfaßt vom Spielbein-Publisher Michael Eibes: «Warum sind Bücher wie dieses so wichtig? Es gilt Situationen, Zustände und vor allem Wissen zu dokumentieren. Denn Wiederholungen ohne Lerneffekt sind sinnlos.» Die fünf Hauptrubriken sind «Selbstverständnis», «Gestaltung mit Haltung», «Sein und Schein», «Geschichte und Geschichten» und «Prof. Dr. Klaus Klemp über den Autor Olaf Leu». Wer also geglaubt haben möge, daß es zum 80. von Olaf Leu lediglich angestaubte Lebensweisheiten zu lesen gäbe, der irrte gewaltig. Salopp gesagt: Das ist alles strenger Stoff. Sehr strenger Stoff, sogar. Als «kleine» Leseprobe sei in diesem Kontext «Eine Frage der Moral!? (S. 45 – 55)» empfohlen. Die dazu mehr als passende Illustration, der Textstartseite gegenüberliegend, bildet eine von ihm gestaltete Anzeige für Underberg mit der Hauptaussage: «Unser Underberg ist so gar nicht idyllisch». Eine Kernaussage, die Olaf Leu als Arbeitstitel für sein Buch gedient haben mag: «Hilfreiche Medizin muß bitter schmecken».

Olaf Leu im Züricher HarbourClub
Foto von Horst Moser

Als Material zum erweiterten Diskurs zitieren wir aus Horst Mosers Bericht über Olaf Leus jüngsten (und vermutlich wohl leider auch letzten) öffentlichen Auftritt vor dem Züricher «Harbour Club» – einer Vereinigung, der sich Vertreter der Schweizer Kommunikationselite zugehörig fühlen: «alle bekamen ihr fett ab: die unfähigen kommunikationsleute in den unternehmen, denen nichts anderes als ›pitch‹ einfällt und die kein ordentliches briefing zustandebringen. die inkompetenten agenturleute, die information nicht strukturieren können, von typo keine ahnung haben und dämliche bildsprachen beauftragen. und alle sind geil auf die inflationären awards, die oscar-falsifikate. all jenen wurde – um im biblischen jargon zu bleiben – die leviten gelesen.» Nun, wie wir bereits als Alternativüberschrift angeboten haben: «Mr. Klartext spricht Klartext – bis in die Klappen».

Aber das ist längst noch nicht alles. Wer wissen möchte, wie das kulturelle Verständnis vor der inoffziellen Kulturrevolution durch Social-Media und Smartphones ausgesehen hat, der mag sich den Leu-Text «Salon de Grolman – Die DDC-Keimzelle» zu Gemüte führen. Der Anfang als Auszug: «Naturgemäß verbinden sich mit dem Begriff Salon repräsentative Räumlichkeiten, in denen ein meist ebenso repräsentatives Ehepaar gesellschaftlichen Verpflichtungen nachgeht; darunter kann man die Zuwendung zur Literatur, Musik, Kunst oder Politik verstehen. Im Fall des Ehepaars von Grolman stand allerdings eindeutig das Design im Vordergrund. Repräsentativ war schon einmal die um die Jahrhunderwende errichtete Villa, in der man hier empfangen wurde: das Interieur aus geschmackvollen Einzel- oder Erbstücken aus dem Biedermeier, auch das eine oder andere diskret ausgehändigte Ahnenbild, die große Bibliothek, die schweren Ledersessel – all das atmete das Ambiente des selbstbewußten Citoyen, um in der französischen Begriffswelt zu bleiben. Tassilo von Grolman, stets gekleidet wie ein englischer Landedelmann, hielt hier mit Unterstützung seiner Frau Dagmar Hof.»

Die DDC-Keimzelle: Dagmar und Tassilo von Grolman in ihrem Salon.
Foto von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier

Somit ist Olaf Leus neues (und hoffentlich nicht letztes) Buch auch ein wichtiger Ratgeber für die Entscheidungsträger in der Industrie. Denn es geht weit mehr als nur um gelungene oder weniger gelungene Typografie: es geht um die Ermöglichung und Bewahrung von Lebensqualität als solches – es geht um «Lebensdesign»; und mit welcher inneren und äußeren Lebenshaltung man zu ihrem/seinem Gelingen beitragen kann – und mit welcher nicht.

Ein abschreckendes Beispiel für mißlungene Lösungsansätze ist der Alterungssimmulationsanzug. In dieses aufwendig geschneiderte Ungetüm werden junge Designmenschen gezwängt, damit sie erfahren können, was es heißt, alt zu sein, um sich dann in der Konsequenz – so die Theorie – in die Lage versetzt zu sehen, extra Geräte oder Lebensbereiche für alte Menschen und deren Bedürfnisse zu gestalten. Das ist, gelinde gesagt, vollstoff bescheuert. Der einzig adäquate Weg ist es, Gestalter mit der Erarbeitung von solchen Lösungen zu beauftragen, die bereits selbst der hier gegenständlichen Altersklasse angehören. Aber das passiert allein schon deshalb nicht, weil alles «hübsch jung und dynamisch» zu sein hat – sogar das Alter.

Olaf Leu im Züricher HarbourClub
Foto von Horst Moser

Wer also für sich, und/oder sein Unternehmen die Entstehung von Fehleinschätzungen und deren Produktionen verhindern oder nur ganz einfach zur Abwechslung mal wieder etwas Kultiviertes lesen möchte, der wird um die vollständige Lektüre von Olaf Leus «R/80» nicht herumkommen.

Das Buch wurde kongenial von Clemens Hilger gestaltet.

Die Feindaten:
Form: Paperback
Format: 14×19 cm,
Inhalt: 178 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen.
Preis: € 19,90

R/80 erscheint zur aktuellen Frankfurter Buchmesse bei Spielbein Publishers.
Bestellung online www.spielbeinpublishers.com
per E-Mail an hello@spielbeinpublishers.com
oder im Buchhandel ISBN 978-3-946718-00-0

***
Kommentarfunktion deaktiviert.
***

Museum Angewandte Kunst Frankfurt: «100 Jahre Neue Typografie Frankfurt»

31 May

Cover: 100 Jahre Neue Typografie Frankfurt im Museum Angewandte Kunst Frankfurt; fotografiert von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier.
Click to enlarge typefacedly

Wenn es um Gestaltung und Typografie geht, so ist unser Redaktionsfotograf kaum zu bremsen. Haben ihn Zeitgenossen, die nachts nicht schlafen können, nur weil sie noch nicht soo ganz genau wissen, an welcher Stelle sie auf ihrem Plakatentwurf das kleine «e» plazieren sollen, schon immer ganz besonders fasziniert. Und als eingefleischter und darob überaus verantwortungsbewußter Hypochonder ist ihm dies zudem «genau das Krankheitsbild, mit dem ich persönlich längerfristig zu tun haben will», so unser Mann fürs grobe Korn.

Seine komplette Bildstrecke über die Eröffnungsfeierlichkeiten zu «100 Jahre Neue Typografie Frankfurt» kann hier eingesehen werden.

Publikum: 100 Jahre Neue Typografie Frankfurt
im Museum Angewandte Kunst Frankfurt.

Nach dem Ersten Weltkrieg entstand in Frankfurt am Main ein einzigartiges Modernisierungs- und Gestaltungsprojekt, das als «Das Neue Frankfurt» vor allem in die Architekturgeschichte eingegangen ist. Es handelte sich dabei jedoch um ein sehr viel umfangreicheres Vorhaben, das politische, gesellschaftliche und gesamtkulturelle Dimensionen besaß und keinen geringeren Anspruch hatte, als eine neue Stadt und eine neue Gesellschaft zu erschaffen.

«Alles Neu!»: 100 Jahre Neue Typografie Frankfurt
im Museum Angewandte Kunst Frankfurt.

In der Ausstellung «Alles neu!» wird erstmalig eine systematische Aufarbeitung dieser Epoche für den Bereich Typografie und Grafikdesign vorgenommen.

Am Rednerpult: Prof. Dr. Klaus Klemp.

Die Schau stellt die 1920er Jahre ins Zentrum, spannt den zeitlichen Bogen weiter über die Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre und wird durch Spotlights auf die lebendige Designszene heute ergänzt.

 

1920er Jahre: Neue Typografie in der Sammlung Philipp Albinus

Blick in die Ausstellung: Sektion Philipp Albinus.

Ausgangspunkt der Ausstellung ist eine rund 7.000 Stücke umfassende Sammlung von Geschäfts- und Privatdrucksachen aus dem Nachlass des Buchdruckermeisters und Schriftsetzers Philipp Albinus, einem der wichtigsten Vertreter der «Neuen Typographie».

Bis in die 20er Jahre wurden in Drucksachen gebrochene Schriften verwendet, die noch auf die Zeit der Erfindung des Buchdrucks zurückgingen. Mit der «Neuen Typographie» zog die Gestaltungsmoderne innerhalb weniger Jahre in den Bereich der gedruckten Schriften ein.

Wichtige Akteure waren zudem die ansässigen Schriftgießereien, die das Rhein-Main-Gebiet zum wichtigsten Standort für die Reform der Typografie machten. Die Gießereien vertrieben die neuen Schrifttypen und beförderten die Durchsetzung der «Neuen Typographie» damit entscheidend. Hierzu zählt auch die erste populäre Reformschrift Futura; sie wurde zu einer der erfolgreichsten Schriften des 20. Jahrhunderts.

 

Nachkriegszeit

Nach 1945 war Frankfurt nicht zuletzt durch die Ansiedlung US-amerikanischer Werbeagenturen, durch Verlage wie Suhrkamp und S. Fischer und den Einfluss der Kasseler Plakatschule ein Hotspot des typografischen und werbegrafischen Geschehens der Zeit, wofür die Ausstellung «Alles neu!» zahlreiche Beispiele zeigt.

In den 1980er Jahren entstand entlang der ehemaligen Industriezone Hanauer Landstraße eine Art Kreativmeile mit neuen kleinen Agenturen und Künstlerateliers. An der HfG Offenbach brachte der Fachbereich Visuelle Kommunikation zahlreiche junge Gestalter hervor. Durch die Möglichkeiten des digitalen Gestaltens und der Computertypografie begann eine neue Phase der Frankfurter Designgeschichte, die nicht mehr auf Einfachheit und Reduktion beruhte, sondern in der nun auch konstruktive Verstörungen und Irritationen in den Vordergrund traten:

Temporäre visuelle Irritationen.

 

Heute

Die intensive Spurensuche in der Vergangenheit wird in «Alles neu!» ergänzt durch aktuelle gestalterische Positionen, die auf die neu entstandenen urbanen Erlebniswelten in der Rhein-Main-Region und Frankfurt seit den 1990er Jahren reagieren und dabei neue Strategien und Alternativen im Umgang mit Typografie und Grafik als Kommunikationsdesign entwickeln. Dass sich dabei Schnittstellen bilden, an denen unterschiedliche Designkonzepte aufeinanderprallen und es knirscht und kracht, ist durchaus beabsichtigt:

Konstruktiver Widerspruch: «Less Is A Bore».

Es applaudieren u.a.: Prof. Dr. Felix Semmelroth und Matthias Wagner K.

Gut lesbare Platzzeichen.

Selbstgebautes Kult(ur)objekt als Grundlage
für ein Plakat von Gunther Rambow.

Stefan Weil kommuniziert technoesk.

Was viele nicht wissen: Für die ersten drei Ausgaben des legendären Magazins «frontpage» zeichnet Stefan Weil verantwortlich. Das erklärt das kongeniale Lichtgleichnis an dieser Stelle.

Pixelgarten-Fingerzeig: Maybe Yes|No.

Ausstellungsrundgang mit Prof. Dr. Klaus Klemp,
Prof. Dr. Felix Semmelroth und Dr. Petra Kiedaisch.

Das legendäre Magazin «Instant» von Franz Aumüller und James Nitsch.

Arbeitsproben von Wolfgang Schmidt.

Ausführlich gewürdigt wird ebenfalls das komplexe und gleichzeitig stets nach Vereinfachung strebende Werk des ausgewiesenen Existentialisten Wolfgang Schmidt. Dazu gehören u.a. seine Theaterplakate, seine Buchgestaltungen für Wendelin Niedlich (Meerschweinchenreport berichtete hier zum Thema «Zwei Lebensläufe mit Niedlichs Buchladen als Schnittstelle»), seine «Zeichensysteme»; oder auch die grafische Gestaltung des Magazins «KUNST» von 1964 – 1968 sowie die Entwicklung von Kommunikationskonzept nebst Logo für die Mainzer «Galerie Baier» (beides in der Vitrine im Vordergrund).

Eines der beiden Titelbilder ist ebenfalls in dem SCHIRNMAG-Artikel «Intermezzo an der Isar – Pop in deutschen Städten, Teil 4: in München bleibt die Pop Art trotz ihrer Vielstimmigkeit ein Intermezzo» abgebildet:

Mehr ist über die Arbeit Wolfgang Schmidts für das Magazin «KUNST» sowie die «Galerie Baier» in einem Digital-Booklet auf der issuu-Plattform zu erfahren.

Die für diese grandiose Ausstellung verantwortlichen Kuratoren sind: Prof. Dr. Klaus Klemp und Prof. em. Friedrich Friedl, Peter Zizka und Matthias Wagner K (zeitgenössische Positionen).

The link to the «Museum Angewandte Kunst Frakfurt» comes here.

***
Kommentarmöglichkeit deaktiviert.
***

Stefan Sagmeister: «The Happy Show» im «Museum Angewandte Kunst Frankfurt»

23 May

Cover der digitalen Bilderfibel zur Ausstellung
von Stefan Sagmeister «The Happy Show»
im Museum Angewandte Kunst Frankfurt.

Click to enlarge sagmeisteredly

Der in den USA lebende Superstar des Grafikdesigns Stefan Sagmeister zeigt in «The Happy Show» die Resultate seiner zehn Jahre andauernden Untersuchung des Glücks. Nach Stationen in Nordamerika, Paris und Wien ist seine Erfolgsshow nun zum ersten und einzigen Mal in Deutschland zu sehen: vom 23. April bis 25. September 2016 im «Museum Angewandte Kunst» in Frankfurt am Main. Und wer hat die ganze Nummer kuratiert? Klar, Peter Zizka natürlich. Wer denn sonst?

Die komplette Bildstrecke unseres Redaktionsfotografen Andreas Baier über die Eröffnungsfeierlichkeiten zu «The Happy Show» kann hier eingesehen werden.

Stefan Sagmeister signiert ein Portrait von sich, das ihn zappaesk
auf einer Toilette sitzend zeigt – und zudem im
Süddeutschezeitung Magazin publiziert wurde.

Stefan Sagmeister, von menschlichen und
visuellen Glücklichmachern umgeben.

Was macht uns glücklich? Kann man das Glücklichsein trainieren? Stefan Sagmeister, der sein New Yorker Studio alle sieben Jahre für eine Auszeit schließt, hat sich auf eine persönliche Suche nach dem Glück gemacht und sich dabei verschiedenen Selbstversuchen unterworfen, um die effektivste Methode zur Steigerung des individuellen Glücksempfindens herauszufinden: Er hat Meditation, Konzentrations- und Entspannungstechniken ausprobiert, sich einer kognitiven Verhaltenstherapie unterzogen und stimmungsaufhellende Pharmazeutika konsumiert. Die Ergebnisse dieser Experimente ergänzt er um sozialwissenschaftliche Daten der Psychologen Daniel Gilbert, Steven Pinker und Jonathan Haidt, des Anthropologen Donald Symons sowie bedeutender Historiker – und setzt sie so in einen größeren Kontext.

Stefan Sagmeister, von menschlichen und
visuellen Glücklichmachern umgeben (II).

Stefan Sagmeister verarbeitet seine Forschungen rund
ums Glück zu hochgradig emotionalen Infografiken.

Stefan Sagmeister verarbeitet seine Forschungen rund ums Glück zu hochgradig emotionalen Infografiken, faszinierenden Schlagzeilen, Drucken, amüsant-lehrreichen Videos, Filmen, Installationen sowie Skulpturen und lässt die Besucherinnen und Besucher von «The Happy Show» so in seine Gedankenwelt eintauchen. Vor plakativem Schwarz-Gelb fluten seine Arbeiten auf über 1.000 Quadratmetern eine ganze Etage des Museum Angewandte Kunst, breiten sich zusätzlich in den Fahrstühlen, Aufgängen und Funktionsräumen des Hauses aus:

Das raumübergreifende und -bestimmende «Sagmeister-Gelb».

Probably the only graphic designer with a proper groupie factor.

Die Ausstellung «The Happy Show» wurde vom «Institute of Contemporary Art der University of Pennsylvania» organisiert und von der ehemaligen ICA-Direktorin Claudia Gould, derzeit Helen Goldsmith Menschel Director, «The Jewish Museum», New York, kuratiert. Die überaus gefeierte Ausstellung wird nach Stationen in Nordamerika, Paris und aktuell im «MAK Wien» ab April 2016 im Frankfurter «Museum Angewandte Kunst» – wie bereits erwähnt – von Peter Zizka kuratiert.

Stefan Sagmeister, portrayed by Andreas Baier.

 

Website Sagmeister & Walsh | The Happy Show.
Website Museum Angewandte Kunst Frankfurt.
via Nerdcore

***
Kommentarmöglichkeit deaktiviert.
***

Alte Kongresshalle München: «QVED 2016 – Quo Vadis Editorial Design?»

19 May

Alle Fotos von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier
Click to enlarge qvededly

 

Liebe Leserinnen und Leser,

letztes Jahr schrieben wir über die QVED: «daß es genügend erstklassige Magazinmacher überall auf der Welt gibt, die es verstehen, hochwertige Zeitschriftenkonzepte zu realisieren, die am Markt Bestand haben, davon konnten sich die Teilnehmer des dritten «Quo Vadis Editorial Design – QVED» – Kongresses ausgiebig überzeugen. Die durchweg sehr hohe Qualität machte uns schlicht sprachlos, weshalb wir uns im Rahmen unserer Berichterstattung auf das Publizieren einer überüppigen Bildstrecke beschränken. Hier können Sie in unserem digitalen Magazin ‹QVED 2015› auf issuu.com entspannt blättern.»

Und weil unsere Aussage uneingeschränkt ebenfalls für die QVED 2016 gilt, gibt es hier einen weiteren Maxibildstreckenbericht über dieses großartige Dreitageereignis zu sehen. Normalerweise besteht bei Veranstaltungen dieser Größenordnung die Gefahr, daß man ob geballter Infomationslage hinterher nicht mehr so genau weiß, wie man selbst eigentlich heißt. Interessanterweise ist das bei der QVED nicht der Fall. Viele Vorträge bleiben auch nach Monaten noch vor dem inneren Auge präsent:

Das innere Auge des Betrachters in der äußeren Darstellung

Das äußere Auge des äußeren Betrachters unter temporärer Abdeckung.

Das innere Auge des äußeren Betrachters mit Dinosaurier:
Die «Alte Messehalle» in München.

 

QVED2016 || Mit stolzfreier Neugierde

Der Charles Wilp unter den Hunden in Raumanzügen

Als Neil Armstrong und Buzz Aldrin am 20. Juli 1969 sowohl ihrer als auch der Neugierde der restlichen Welt Rechnung trugen und ihre Füße in den Staub unseres 40.000 Kilometer entfernten Erdtrabanten setzten, da taten sie dies vermutlich ebenso stolzerfüllt wie – mit Blick auf die Formsprache ihrer Raumanzüge – restlos stolz- und schambefreit.

Ergo: Dient die Neugierdebefriedigung der Erfüllung höherer Forschungsziele, so ist sie stets ehrenhaft zu nennen. Anders verhält es sich jedoch, wenn man mit seinem Wissensdurst – beruflich chronisch in Nichtastronautenkreisen unterwegs –, automatisch Gefahr läuft, von weniger neugierigen Neidern mit Sprüchen à la «Was, das weißt Du nicht? – Das weiß man aber doch!» subtil diskreditiert und so von den Fleischtöpfen dieser Welt konsequent hinweggemobbt zu werden:

Horst Moser referiert über gekonnte
Lebensmittelfotografie in gekonnt
gestalteten Lebensmittelmagazinen

So ist es sehr gut, daß es in versierten und angesehenen Editorialkreisen, beispielsweise vertreten durch (@christianhanke & @ martin_k), ebenso konstruktiv zugeht wie einst auf dem Mond, denn: Erfolg ist immer eine Frage der «Stolzfreien Neugierde!!!!1! !1!!!»:

Christian Hanke und Josef,
quatsch, Martin K. propagieren
eine «stolzfreie Neugierde!!!!1! !1!!!»

Gail Bichler referiert über das «New York Times Magazine»

Kein Wunder, daß wir den Vortrag über «Die Bibel als Magazin» von
Andreas Volleritsch genauso faszinierend finden wie den der Art Direktorin des «New York Times Magazine» Gail Bichler. Und natürlich alle 70 weiteren Reden der vielen nationalen und internationalen Sprecher, die neben vielen anderen Dingen eines verdeutlichen: «Ein eigenes Magazin ist im Grunde gemau das: Ein Skizzenbuch, eine Sammlung dessen, was man gerade mag und wer man gerade ist»:

Michael Hopp präsentiert die Tempo-Wiener-Geschichte

Anke Eberhardt referiert über die Zusammenarbeit
von «CUT» und «Monotype»

Designlegende Mark Porter spricht über den Gestaltungstransfer
von analoger hin zur digitalen Kommunikation.

Prof. Patrick Rössler führt durch die Welt der Magazingestaltung

Prof. Lars Harmsen gibt «100 für 10»

QVIG 2016 – Magazingestaltungsbeispiel des
italienischen Stargestalters Francesco Franchi

Curator Jaap Biemans on stage presenting unique magazine makers.

QVIG 2016 – Curator Prof. Dr. Michael Stoll
and «his» speakers about Info-Graphic

Michael Ray, San Francisco – USA,
Editor of Francis Ford Coppola’s story and art quarterly,
«Zoetrope: All-Story».

Steven Watson talks to Marcroy Smith.

Foyer «Alte Kongresshalle» in München

Unser Redaktionsfotograf Andreas Baier stellt sein
Portraitprojekt «Unternehmensfotografie bedeutet,
daß Entscheidungsträger gut aussehen» vor.
Bühnenfoto von Horst Moser.

Großartiger Vortrag von Debbie Millman
über ihren beruflichen Lebensweg.

Markus Rasp präsentiert das Magazinprojekt «Charles»

Lebende Lebemannlegende Charles Schumann vor
dem projizierten Cover des Magazins «Charles»

Boris Kochan im Gespräch mit Charles Schumann

Markus Rasp und Ivonne Fehn präsentieren
ein weiteres Magazin, das als Hochschulprojekt entstand.

Oliver Linke und Charles Schumann verfolgen
die Präsentation der verschiedenen Magazin-Projekte

Schmackhaftes Sponsorenbier

Not «Pro(u)st» but «Chomsky»:
Ihre Meerschweinchenreportredaktion

***
Kommentarmöglichkeit deaktiviert.
***

DDC Deutscher Designer Club: Plakatausstellung «Industrie und Gestaltung»

23 Aug

Offizielles DDC-Plakat zur Ankündigung der Ausstellung «Industrie und Design» im Museum Angewandte Kunst Frankfurt
Click to enlarge

Die 13. Tage der Industriekultur Rhein-Main vom 17. bis 26. Juli 2015 zeigten die Vielfalt rund um das Thema Industrie in der Rhein-Main-Region. Dieses Jahr stehen sie unter dem Fokusthema “Gestaltung”.

Plakatentwurf von Elisabeth Budde/Transparent Design
Click to enlarge

Der DDC Deutscher Designer Club e.V. in Frankfurt, seit 2014 Partner der Dachorganisation Kulturregion FrankfurtRheinMain, hat seine Mitglieder eingeladen, Plakate zu entwerfen, die sich intensiv mit dem Thema «Industrie, Gestaltung und Mensch» auseinandersetzen.

Plakatentwurf von Justus Oehler/Pentagram
Click to enlarge

Vom 19. bis 26. Juli 2015 regten 26 Plakate im Format DIN A1 im Foyer des Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main zum Diskurs an.

Plakatentwurf von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier
Click to enlarge

Das Medium Plakat ermöglicht den DDC-Mitgliedern ein hohes Maß an gestalterischem Freiraum. Plakate kommunizieren ihre Inhalte in wenigen Sekunden mit klaren Kernbotschaften und hohem Bildanteil. Schon seit dem 16. Jahrhundert als Flugblatt bekannt, begleitete das Plakat als Stilmittel die verschiedenen Phasen des industriellen Zeitalters von der Erfindung der Dampfmaschine über die Arbeit am Fließband bis zur Computer gesteuerten Fabrik. Ob als Hinweisschild, Produktposter oder als Aufrufmedium für einen Streik – auch im digitalisierten 21. Jahrhundert ist das Plakat noch immer eine Werbefläche mit hoher visueller Strahlkraft.

Plakatentwurf von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier
Click to enlarge

Die Plakate der DDC-Gestalter wollen zeigen, wohin die Reise im Zeitalter der vierten industriellen Revolution geht und wie sich die Rolle des Menschen entwickelt, wenn sich klassische Produktionshierarchien auflösen und Roboter zunehmend für die Produktherstellung verantwortlich zeichnen.

Ausstellungseröffnung im Museum Angewandte Kunst Frankfurt
Click to enlarge

Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, den 19. Juli 2015, erläuterten die jeweiligen Schöpfer ihre Entwürfe persönlich. Die ausgestellten Gestalter: Nicola Ammon, Andreas Baier, Pancho Ballweg, Olaf Barski, Axel Born, Elisabeth Budde, Kurt Friedrich, Eltamash Israr, Susanne Krebs, Rolf Mehnert, Thomas Nagel, Volkmar Nauth, Justus Oehler, Sigrid Ortwein, Nina Rapp, Christiane Scharpf, Sebastian Schramm, Wolf Udo Wagner und Peter Zizka.

***
Sensitive topic. Therefore comments off.
***

Review-Magazine: «QVED 2015»

12 Mar

Click to enlarge

Liebe Leserinnen und Leser,

daß es genügend erstklassige Magazinmacher überall auf der Welt gibt, die es verstehen, hochwertige Zeitschriftenkonzepte zu realisieren, die am Markt Bestand haben, davon konnten sich die Teilnehmer des dritten «Quo Vadis Editorial Design – QVED» – Kongresses ausgiebig überzeugen. Die durchweg sehr hohe Qualität machte uns schlicht sprachlos, weshalb wir uns im Rahmen unserer Berichterstattung auf das Publizieren einer überüppigen Bildstrecke beschränken. Hier können Sie in unserem digitalen Review-Magazin «QVED 2015» entspannt blättern.

Herzliche Grüße
Ihre Meerschweinchenreportredaktion

Sneak Preview: «QVED 2015»

3 Mar

Click to enlarge

In der «Little Met of Munich», wie unser Redaktionsfotograf die «Alte Kongresshalle» in München liebevoll nennt, fand vom 26. Februar bis zum 28. Februar 2015 die Veranstaltung «QVED 2015» (Quo Vadis Editorial Design?) statt. Um es vorwegzunehmen: Es war mit Abstand der beste Kongress, den wir in den letzten Jahren besuchten. Unser kompletter Bericht wird noch so zwei, drei Wochen in unserer Fertigungsstrasse verbringen – bis dahin bitten wir höflich um Geduld.

Die zentrale Frage lautete: «Editorial Design, wohin gehst Du?» Aus der Sicht des Coverjunkies Jaap Biemans bewegt sich das Editorial Design sowohl immer der Nase nach als auch diametral, wodurch ein emotionales Spannungsfeld erzeugt wird, in dem sich besonders polarisierende Titelbild- und Heftgestaltungen wohl fühlen und nur noch darauf warten, von ihm publiziert zu werden.

Lieber Rolf Müller!

24 Feb

HQ – High Quality, Heft Nr.1
Abbildungen zum Vergrößern bitte anklicken

Als ich ganz zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn nicht ganz grundlos ehrfürchtig in der ersten Ausgabe «HQ – High Quality», mit der meine Eltern für ihre Zeitschrift «Magazin KUNST» zu Besprechungszwecken bemustert wurden, blätterte, und mich fragte, ob es für mich bei dieser hohen Qualität überhaut Sinn hätte, Ihnen eine Auswahl meiner fotografischen Erzeugnisse zu übersenden, da war ich einige Monate später umso überraschter, daß ich tatsächlich einen Anruf von Ihnen erhielt und Sie mich zu einem Gespräch nach München in Ihr damals schon als legendär zu bezeichnende «Büro Rolf Müller» in der Maximilianstrasse einluden. Außerdem sagten Sie mir, daß Sie möglicherweise meinen Vater kennen würden: «Ich habe von ihm kürzlich zwei Aquarelle des Künstlers Antonio Calderara gekauft. Kann das sein?» Ja, jene beiden Aquarelle, von denen ich hoffte, meinen Vater davon überzeugen zu können, sie uneingennützig mir zu überlassen, gehörten nun Ihnen. Sie hatten die eindeutig besseren Argumente.

HQ – High Quality, Heft Nr.13

Während unseres Gespräches entschieden Sie sich, einige Bilder aus meiner Serie «25-jähriges Bestehen der HBK Braunschweig im Kunstverein Hannover» in «HQ – High Quality», Heft Nr. 13, zum Thema «Kontraste» zu veröffentlichen und zum anderen, mich mit einem größeren Auftrag für das Technologiemagazin «new-tech news» der Deutschen Aerospace zur Luft- und Raumfahrtmesse nach Paris zu schicken. So entspannt muß man erstmal sein, denn zu diesem Zeitpunkt war mein Milchgesicht gerade erst 25 Jahre alt.

Tableaux I – «new-tech news»

Tableaux II – «new-tech news»

Und so wurde es noch eine Bildstrecke in der «new-tech news» und noch eine und noch eine Veröffentlichung in «HQ – High Quality», Heft Nr. 25, zum Thema «Paare»; und so habe ich zudem von Ihnen sehr viel gelernt: Als Sie beispielsweise aus der Menge von 120 Vergrößerungen exakt 18 Aufnahmen für die Bildstrecke auswählten – und auf diese Weise sehr viel gute Bilder ungenutzt blieben – bemerkten Sie meinen leicht entsetzt wirkenden Gesichtsausdruck und erklärten: «Nur wenn man viele gute Aufnahmen weglassen muß, dann weiß man, daß man als Fotograf gut gearbeitet hat».

HQ – High Quality, Heft Nr.25

Das von Ihnen geschaffene Magazin «HQ – High Quality – Zeitschrift über das Gestalten, das Drucken und das Gedruckte. Drei internationale Gestalter werden vorgestellt. Sechs Originalbeiträge zu einem denkwürdigen Thema.» setzte nicht nur Maßstäbe in Punkto Druckqualität, Gestaltung und Veredelung, sondern es war ebenso ein Literaturmagazin. Die Gestalterin Sabina Sieghart schreibt auf Ihrer Website: «‹High Quality› war das Magazin der Heidelberger Druckmaschinen. Für uns das ‹Zuckerl› bei Rolf Müller, denn wir durften mit tollen Fotografen und Textern arbeiten und zudem jedes mal eine neue Drucktechnik ausprobieren.»

HQ – High Quality – Paare – Spreadsheet 1

Einige der Themen waren: «Die immerwährende Sehnsucht des Menschen nach überall hin», «Der rechte Winkel», «Blüten», «Randerscheinungen» oder «Störungen», ein Heft, in dem Sie zum Beispiel den Falz der Seiten 45 und 46 tiefer ins Heftinnere legten, sodaß sie sich durch den Randbeschritt nicht hatten öffnen können. Mit dem Elan der Jugendlichkeit brachte ich damals den notwendigen Ehrgeiz auf, die in diesem «verschlossenen Teil» abgedruckte Korrespondenz zwischen Ihnen und jenem Fotografen, der auf seinem Fachkamera-Großbilddiapositiv nicht nur das Dach des Münchner Olympiastadions in einer sehr schönen Lichtstimmung fotografiert hatte, sondern Ihnen das kleine kreisrunde Wölkchen, das sich hinreichend zart im ansonsten glasklaren Abendhimmel ebenfalls auf besagter Aufnahme zeigte, als waschechtes UFO verkaufen zu wollen, so zu lesen, daß ich dabei die beiden Seiten nicht mit einem Messer hatte trennen müssen. Was tut man nicht alles zum Erhalt der Kunst? Und so ist es auch kein Zufall, daß in derselben Ausgabe ebenfalls die zerschnittenen Häuser des Künstler Gordon Matta-Clark «gefeatured» wurden. Und: Was passiert eigentlich mit einer Störung, die man durch einen Schnitt quasi «entstört»? Fühlt sich die Störung möglicherweise durch einen solchen Eingriff selbst gestört? Kann sie dann nicht mehr schlafen? Plündert sie als Konsequenz nachts die Auslagen eines WMF-Fachgeschäfts?

HQ – High Quality – Paare – Spreadsheet 2

Was Sie, lieber Rolf Müller, neben Ihrer gnadenlosen Qualitätsvernarrtheit auch auszeichnete, ist, daß man mit Ihnen eben auch jeder Zeit solche Gespräche – wie vorstehend kurz skizziert – führen konnte, ohne daß es einem dabei hätte langweilig werden können. Und jetzt? Jetzt haben Sie sich vor ein paar Tagen überraschend als Erdenbürger endgültig zur Ruhe gesetzt. Eigentlich wollte ich Sie noch für mein Portraitprojekt fotografieren. Well, sir, just to be perfectly honest with you: I am facing serious problems to cope with it. Das darf doch wohl alles nicht wahr sein. Ich hatte mich extra für Sie in die Yussuf-Karsh-Optik eingearbeitet. Es sollte eine Überraschung werden. Vor ein paar Tagen noch waren Sie als Referent auf der Website der QVED 2015 abgebildet und heute finde ich bei den Damen und Herren von der Designalliance die Nachricht, daß Sie jetzt für’s erste Feierabend machen.

Darf ich Ihnen zur seelischen Zerstreuung an dieser Stelle den ultimativen Kommunikationslösungsweg eines Malcolm McLarens vorstellen, der sich zum Zeitpunkt des Besuchs seiner Website bereits seit mehreren Monaten im permanenten Ruhestand befand?

Screenshot Website Malcolm McLaren

Meine Mail an ihn blieb bisher leider unbeantwortet. Aber vielleicht reagiert er ja auf Ihre. Restlos ausschließen ist das nicht.

Lieber Rolf Müller, alles Gute.
Ihr Andreas Baier

***

Zusatzlinks:
Monographie über Rolf Müller
Interview mit Rolf Müller in «Design Culture»
Rolf Müller, der Geschichtenerzähler, der Zeichensetzer, der Systemgestalter

***

DDC: «Gute Gestaltung 14»

14 Apr

Click to enlarge yellostrikedly
Zum Vergrößern bitte alle Bilder anklicken

DDC-Mitglied Malte Kindt testet die neuen DDC-Flaggen auf ihre PR-Tauglichkeit. Testqualitätsurteil: Vorteilhaft.

 

Über Qualität

«Qualität? Irgend etwas an der Frage irritierte ihn, ärgerte ihn beinahe. Er dachte darüber nach, dachte noch mehr darüber nach, sah aus dem Fenster, dachte noch ein bißchen darüber nach. Qualität?

Vier Stunden später saß er immer noch dort, mit den Füßen auf dem Fensterbrett, und starrte in den dunkel gewordenen Himmel hinaus. Das Telefon klingelte, seine Frau war dran und wollte wissen, was los sei. Er versprach, gleich heimzukommen, aber dann vergaß er das und alles andere. Erst um drei Uhr morgens gestand er sich müde ein, daß er keine Ahnung hatte, was Qualität ist, nahm seine Aktentasche und machte sich auf den Heimweg.»

Bevor wir uns jedoch eigene Gedanken zum Themenkomplex «Was ist Qualität? Und: Wie definiert man sie?» machen, lesen wir vielleicht gemeinsam noch ein paar Takte aus Robert M. Piersigs «Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten»: «Die meisten hätten an diesem Punkt die ganze Frage wieder vergessen oder sie einfach in der Schwebe gehalten, weil solches Grübeln zu nichts führt und man schließlich noch was anderes zu tun hat. Er aber war so verzweifelt über seine Unfähigkeit, zu lehren, woran er glaubte, daß er sich den Teufel darum scherte, was er sonst noch hätte tun müssen, und als er am Morgen erwachte, starrte ihm schon wieder die Qualität ins Gesicht. Er hatte nur drei Stunden geschlafen und war so müde, daß er wußte, er würde an diesem Tag eine Vorlesung nicht durchstehen; außerdem hatte er das Konzept sowieso nicht fertig, und so schrieb er nur an die Tafel: ‹Was ist Qualität in Gedanke und Ausdruck?› Dann setzte er sich an die Heizung, während sie schrieben, und dachte selbst über Qualität nach.

Am Schluß der Stunde war offenbar niemand fertig, deshalb erlaubte er den Studenten, ihre Aufsätze mitzunehmen und sie zu Hause fertigzuschreiben. Diese Klasse hatte die nächsten zwei Tage keine Stunde bei ihm, es blieb ihm also Zeit, noch ein bißchen über die Frage nachzudenken.»

Aus diesem «bißchen» wird eine ganze Weile – und wie wir selbst wissen, ist es eigentlich unmöglich, eine exakte Definition von «Qualität» zu liefern. Dennoch gibt es verschiedene Übereinkünfte in Sachen Qualitätsbegriff, die jedoch auf unterschiedlichen Kulturverständnissen basieren, weshalb dies einer der Hauptgründe dafür sein mag, warum es eben auch so viele verschiedene Kreativwettbewerbe gibt. Denn, etwas polarisierend formuliert: Warum sollte ein Werber unbedingt etwas von der Gestaltung von Geschäftsberichten verstehen?

Der Deutsche Designer Club hat es sich auf die hübschen, schönen, großen und schön gelben Fahnen geschrieben, gute Gestaltung von nicht so guter Gestaltung zu separieren – und das vorbildlich Hervorzuhebende in hervorzuhebender Weise auszuzeichnen.

Deshalb zeigt der DDC anläßlich der Wiesbadener Designtage «Access All Areas» einmal mehr die von ihm prämierten Qualitätsdesignprodukte im Rahmen seiner Ausstellung «Gute Gestaltung» nun zum vierzehnten Male.

Stadtrat und Wirtschaftsdezernent Detlev Bendel (links) und DDC-Vorstandsmitglied Michael Eibes (rechts) vor dem Eingang der Brunnenkolonnaden des Wiesbadener Kurhauses.

Ohne sie geht im DDC-Büro nichts: Anne Tecklenburg (links) und Dr. Alexandra Bechter (rechts).

Ein Blick in den Ausstellungsaufbau – jetzt neu mit schicken Blickschutzvorrichtungen zwischen den einzelnen Design- und Gestaltungsdisziplinen. Dazu DDC-Vorstandsprecher Michael Eibes zu Meerschweinchenreport: «Damit stellen wir sicher, daß die prämierten Designprodukte beim Lösen ihrer Prüfungsaufgaben nicht voneinander abschreiben».

Wirtschaftsdezernent Detlev Bendel eröffnet die Ausstellung und hebt ebenfalls den hochwertigen Kreativstandort Wiesbaden mit seiner angesehenen Agenturenlandschaft hervor.

Michael Eibes erläutert pro Designkategorie die Entscheidungsgründe der DDC-Jury. Über die Arbeit der DDC-Jury «Gute Gestaltung 14» haben wir bereits hier ausführlich berichtet.

Gibt es eine vorbildlicherere Art und Weise, in einem opulenten Bildband zu blättern, als diese?

Im Gespräch: Sven Clasen, Leiter Amt für Wirtschaft und Liegenschaften, mit Andreas Bell.

Vergleicht man die Vernissagessituation beispielsweise mit der der Ausstellung «Gute Gestaltung 13», so stellt man die stetig steigenden Besucherzahlen fest.

Im Gespräch: Unternehmenskommunikationsexperte Oliver Wagner mit einer Ausstellungsbesucherin.

Im Gespräch: Michael Eibes (DDC), Andreas Bell (Rücken), Birgit Knetsch und Stadtrat Detlev Bendel.

Zu den Ausstellungsbesuchern gehört ebenfalls Kameramann Michael Göbel zusammen mit seinem Weibe Elly, mit dem unser Redaktionsfotograf mal vor Jahr und Tag diesen Werbespot für das fiktive Beerdigungsinstitut Mr. Sandman’s Finest Funerals gedreht hat, der u.a. auch in Großbritannien von Channel 4 in «Frontal» ausgestrahlt wurde.

Im Hintergrund begutachtet Starfotograf Dietmar Buchelt die Designvorzüge eines ausgezeichneten Fahrrades.

Zum Abschluß ein kleiner Designobservationstip aus dem Hause Meerschweinchenreport: «Achten Sie auf die rote Goldkante. Es lohnt sich!»

***
Sensibles Thema. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
***

Gottschalk + Ash Int’l: «Gazzetta» aus dem Hause ProLitteris

28 Mar

Click to enlarge culturedly

Bu: Wie sieht eine excellent gemachte Key-Visualisierung des Themas «Übersetzungen» aus? Fritz Gottschalk und Sascha Lötscher aus dem Hause «Gottschalk + Ash Int’l» bringen einmal mehr, wie üblich, die Sache diszipliniert und themenrelevant auf die beiden Ü-Pünktchen. Hier im Auftrag von «ProLitteris», der «Schweizerischen Urheberrechtsgesellschaft für Literatur und bildende Kunst» mit Sitz in Zürich.

Bu: Die mit dem Thema «Übersetzungen» einhergehenden Aufgabenstellungen werden auch in diesem visuellen Gleichnis ebenso dezent wie kraftvoll reduziert verdeutlicht: «O» ist nicht gleich «O» ist gleich «O». Genauso ist das auch mit Übersetzungen: Es gibt inhaltliche Parallelen und kulturelle Eigenheiten in ihrem jeweiligen Ausdruck. Beispiel: «Es hat Sinn» ist (nicht ganz) gleich «It makes sense».

Bu: Jede «Gazzetta»-Ausgabe ist einem bestimmten Thema gewidmet. Sie beinhaltet Textbeiträge verschiedener etablierter Autoren, angereichert mit einer opulente Bildstrecke, die jeweils von einem einzigen Bildautoren kongenial begleitend umgesetzt wird, wie beispielsweise hier von Hans Hansen. Noch ein «O»? Oder der visuelle Ausdruck für «Top!»? Oder der bildsprachlich reduzierte Aufmacher für ein schmackhaftes Hasenrücken-Rezept? Es geht, wie bereits ausgeführt, um das Thema «Übersetzungen» und auch um die damit verbundenen «Fußangeln», mit denen Übersetzer immer wieder konfrontiert sind…

Es ist aus der Sicht der Schweizern mehrheitlich immanenten Qualitätsvernarrtheit eine geradezu zwingende Notwendigkeit als «Urheberrechtsgesellschaft für Literatur und bildende Kunst» eine Mitgliederzeitschrift zu etablieren, die sowohl formal als auch inhaltlich höchsten Ansprüchen gerecht wird. Mit «Gazzetta» wird dieses Anliegen von Ausgabe zu Ausgabe durch und durch gelungen verwirklicht.

Dennoch: «Swiss Design ist nicht schweizerisch.» Dieser Ansatz wuchs rasch über europäische Grenzen hinaus und gilt heute als Standard für die internationale Betreuung von Marken- und Unternehmensidentitäten. Dahinter steht eine spezifische kulturelle und ästhetische Haltung, die weltweit Beachtung findet: Vernetzt, ehrlich, nachhaltig – handwerklich präzise, strategisch gedacht, visuell verdichtet. Mit der Überzeugung, daß Kommunikation zumeist über das Auge seinen Weg zum menschlichen Gehirn bahnt, sind die gestalterischen Resultate auf geistiger Ebene überraschend pointiert und treffend vereinfacht, sowie die zum Beispiel in «Gazzetta» den Inhalt begleitende Bildstrecke visuell auf die Bedürfnisse des Auffassungsvermögens entsprechend aufmerksamkeitssteigernd zugeschnitten.

Das zweifelsfrei seit mehreren Jahrzehnten zur Design Champions League gehörende Büro «Gottschalk + Ash Int’l» fühlt sich mit Leib und Seele vorstehend genannter strategischer Überlegungen verpflichtet. «G + A Int’l» betreibt heute Büros in Zürich und Toronto.

Bu: Die aktuelle Ausgabe «Hereditas Relica» widmet sich der Handhabung «zurückgelassener Erbschaften», die in Archiven verwaltet werden. Der auf dieses Thema passend zugeschnittene Scherz artikuliert sich auf Seite 88 des insgesamt 104 Seiten starken Heftes in Form eines Inserates der Gemeindeverwaltung Langrickenbach: «Häckseldienst – Sie haben am Freitagnachmittag, 25. Oktober und Samstag, 26. Oktober, die Möglichkeit, das Grüngut aus dem Garten mit dem Häcksler zum Kompostieren für den Eigenbedarf aufbereiten oder abtransportieren zu lassen.»

Wie wichtig ein adäquater Umgang mit den in Archiven lagernden Werken ist, zeigt exemplarisch zudem aktuell der Fall «Sammlung Gurlitt», speziell jener Teil, der jahrzehntelang in einem schlecht klimatisiertem und hinreichend verwittertem Häuschen ganz in der Nähe Salzburgs aufgefunden wurde. Kunsthistoriker und -restauratoren sind ob des schlechten Zustandes der Bilder schlicht entsetzt.

Bu: Das Thema «Übersetzungen» ist übrigens bei jeder Ausgabe ein fixes Thema, denn der Dreisprachigkeit der Schweiz ist stets Rechnung zu tragen.

Bu: Die wundervolle Bildstrecke dieser Ausgabe wurde komplett von dem Fotografen Michael Lio erstellt. Er besuchte u.a. das Rolf-Brunner-Archiv, das Archiv des Kirchner-Museums, das Zentrum Paul Klee, das Max-Frisch-Archiv, oder, wie auf vorstehendem Foto zu sehen: den Josephsohn-Nachlaß.

ProLitteris selbst schreibt: «Mit ‹Gazzetta› betreibe man einerseits Kulturförderung und behandele andererseits stets Themen, die mit der Tätigkeit unserer Mitglieder in Beziehung stehen. Zudem umfasse die Zeitschrift auch eine Sparte, welche Informationen über die Tätigkeit der ProLitteris enthalte.»

Wir sind zusätzlich der Ansicht, daß die extrem hohe Wertigkeit des Mitgliedermagazins «Gazzetta» allen an die Verwertungsgesellschaft «ProLitteris» angeschlossenen Mitgliedern auch dahingehend zu Gute kommt, als daß besagtes hohe Qualitätsverständnis in der Außenwirkung direkt auf jedes Mitglied abstrahlt und ihm somit ebenfalls einen guten Stand gegenüber seinen eigenen Klienten verschafft.

Vor diesem Hintergrund ist von einer Unternehmens- bzw. Gesellschaftskultur mit hohem Durchsetzungsvermögen zu sprechen, die sich mit einem durchdachten Konzept Kraft eines charmant gemachten Mitgliedermagazins von Kopf zu Kopf transportiert – und dort etabliert.

***
Sensibles Thema. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
***

DDC-Designbibliothek: «i.R.»

17 Oct

Click to enlarge retiredly
Foto auf dem Buchumschlag: Andreas Baier

In der neuen DDC-Taschenbuchreihe Personality ist zeitgleich zur Buchmesse der erste Band «i.R.» (im Ruhestand) erschienen. Er vereinigt alle Texte Olaf Leus, die im Zeitraum 2006 bis 2012 in Artikeln, Interviews, Vorträgen und Vorlesungen publiziert wurden.

Anzumerken seyen zwei Dinge: 1) Sich einen Olaf Leu im tatsächlichen Ruhestand vorzustellen, ist schlicht nicht möglich, womit es lediglich eine Frage der Zeit sein dürfte bis «i.R.2» aufgelegt sein wird; und 2) kommt das Cover ohne jegliche Namensnennung des Buchautors aus – ein Schwarzweißportrait genügt, und jeder vom Fach weiß, worum und um wen es geht.

Über Prof. Olaf Leu berichteten wir im Meerschweinchenreport beispielsweise hier und hier.

Mag dieser lesenswerte Band für andere Design-‪Koryphäe‬n eine Anregung sein, ebenfalls eine Zusammenstellung ihrer Gedanken und Überlegungen in der DDC-Bibliothek zu veröffentlichen.

***
Sensibles Thema. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
***

DDC Design Bibliothek – History (Band 3): «Metamorphosen – Die Neue Amerikanische Schule»

11 Oct

Click to enlarge americanisedly

Gestern steckte das gute Stück in unserem Briefkasten: Der neue DDC-Band: «Metamorphosen – Die Neue Amerikanische Schule».

Die Beiträge: «Die Neue Amerikanische Schule» (Olaf Leu); «Die Amerikanische Schule des grafischen Expressionismus» (Herb Lubalin); «Intellektuelle Inspiration suchten die Designer im Bauhaus» (László Moholy-Nagy); «Die Schweizer hatten Ordnung ins grafische Chaos gebracht» (Sascha Lötscher) sowie «Russische Revolution im amerikanischen Magazin Design» (Horst Moser).

Da wir in unserem Hause schon häufiger über das hier gegenständliche Hauptthema «Die Neue Amerikanische Schule» berichtet haben, befinden wir uns nun in der luxuriösen Position, mit vorstehend vorgenommenen Verlinkungen unseren Leserinnen und Lesern ein ebenso luxuriös ausgestattetes Informationsangebot zu dieser DDC-Vortragsdokumentation bieten zu können.

***
Religiöses Thema. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
***

Gordon Grecko: «Sort of British History»

5 Oct

Click to enlarge historically

Rechtzeitig zur diesjährigen Frankfurter Buchmesse wurde der von Stardesigner Gordon Grecko heiß herbeigesehnte und gestaltete Ausstellungskatalog «Design by Spain» fertig und, ganz wichtig, auch in vervielfältigter Form veröffentlicht.

Wer sich angesichts des Umstandes, daß sich besagtes Nachschlagewerk ausschließlich der britischen Geschichte widmet, sagen sollte: «Hä, ich versteh’ nur Spanisch…», der hat nicht nur das Anliegen sondern auch den Macher, Gordon Grecko selbst, – anders als Franz Kafka – vollständig verstanden.

Wer sich darüber hinaus weiterführend mit dem Kommunikationsgenie beschäftigen und auseinandersetzen möchte, der kann dies mittels unseres Berichtes «Komplexe Sprachtafeln» vom Juni 2008 gerne tun.

***
Religiöses Thema. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
***

DDC – Mitgliedervollversammlung 2013 im Museum Angewandte Kunst Frankfurt: «Vortrag von Horst Moser über die Neue Amerikanische Schule»

15 Aug

Click to enlarge retroly

Das Atrium des Museum Angewandte Kunst Frankfurt.

DDC-Vorstandsmitglied Niko Gültig mit seiner neuen Taucherbrille.

DDC-Gründungsmitglied Prof. Olaf Leu im Gespräch mit Hans-Ulrich von Mende.

Die drei DDC-Vorstandsmitglieder Gregor Ade, Christian Daul und Wolf Udo Wagner im Gespräch.

Im Gespräch: Prof. Dr. Klaus Klemp und Malte Kindt.

Da room gets crowded.

Im Gespräch: Wolf Udo Wagner und Gregor Ade.

Im Gespräch: Christian Daul und Fördermitglied Joachim Klein, Leiter Marketing + Produktmanagement der Caparol Farben-Lacke-Bautenschutz GmbH.

Der schwarze Mann? Der unsichtbare Dritte (Mann)? A Question of Honour And German Angst? Well, let’s see what the future is about to offer…

Auch dieses Bild bringt leider kein Licht ins Dunkel…

Na bitte: Immerhin konnten bei der Suche nach erstklassigen Büttenpapier-Jackets erste Fahndungserfolge verbucht werden, denn wenn einem so viel Gutes widerfährt, ist das schon ein Handauflegen wert.

Auch hier durch geschicktes Handauflegen überzeugend: Zwei hochwertige Büttenpapier-Jackets im konstruktiven Dialog! (Getragen von Gregor Ade und Michael Eibes).

Hier sind ebenfalls qualifizierte Hände mit im Spiel: Thomas Nagel und Prof. Gregor Krisztian philosophieren über die Vorzüge perfekt verarbeiteter Büttenpapierbekleidung.

Noch vor offiziellem Vollversammlungsbeginn waren die meisten Stücke (gelbe Punkte) bereits verkauft. Gute Gestaltung und Verarbeitung setzen sich eben durch.

Im Gespräch: Ines Blume und Thomas Nagel.

Prof. Dr. Klaus Klemp heißt die Mitglieder des DDC in den heiligen Hallen des Museum Angewandte Kunst Frankfurt herzlich willkommen.

DDC-Vorstandssprecher Michael Eibes berichtet über die Aktivitäten des Vereins:

Beispielsweise über die des DDCs auf internationaler Ebene: «Designer’s Saturday Langenthal» – Einladung von Creation Baumann (CH); Teilnahme an der Konferenz «Storydrive» in Peking – Partner: Buchmesse Frankfurt; Filmische Darstellung des Projektes «Stilikonen & Pioniere» – Medienkooperation DDC | Kaldewei in China.

Prof. Olaf Leu und Malte Kindt.

Ein reges Abstimmungsverhalten sorgt für ein eindeutiges Wahlergebnis:

Hans-Ulrich von Mende ist mit nur einer Enthaltung einstimmig zu unserem Kassenprüfer bestellt worden.

Alles in allem ist auf der gesamten Linie ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2012 zu bescheinigen.

DDC-Vorstandsmitglied Peter Zizka sieht das ebenso und berichtet in seiner Eigenschaft als aktiv Teilnehmender über seine Hong-Kong-Eindrücke.

DDC-Gastreferent Horst Moser folgt den einführenden Worten Prof. Olaf Leus.

Prof. Olaf Leu führt in den Vortrag Horst Mosers, der auf einer Buchpublikation basiert, an der beide gemeinsam gearbeitet haben, ein.

Das Design-Magazin Slanted: «Horst Moser, der allen als Editorial-Designer, vielfach international ausgezeichneter Art Director (beispielsweise für «Leica World») und Autor des Standardwerks und Bestsellers über Editorial-Design Surprise me bekannt ist und nicht nur Büros in München und Zürich sondern auch einen eigenen Verlag unterhält, ist sicherlich ebenfalls als bemerkenswerter Sammler hervorzuheben, dessen riesige Sammlung an Magazinen und Zeitschriften aus allen erdenklichen Epochen und Ländern in einer eigens hierfür angemieteten und schön geräumigen Fabrikhalle lagert: Von der Bäckerblume bis hin zur wohl ältesten Kundenzeitschrift überhaupt, dem Fugger, der vor gut 500 Jahren erstmals publiziert wurde. Die Gutenberg-Presse war da schon erfunden und bereits seit einem halben Jahrhundert in vielen Ländern im Gebrauch.

Von diesem einzigartigen Fundus, um den ihn jedes fachbezogene Museum dieser Welt beneiden dürfte, profitieren nicht nur er und seine präzise ausgearbeiteten Vorträge, in seiner Eigenschaft als visuelles Schlaraffenland dient besagtes Megaarchiv zusätzlich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seiner beiden Büros als Recherche- und Inspirationsquelle.»

So wie der Schotte David Ogilvy als wahrer copy maniac dafür bekannt war, Anzeigentext nach allen erdenklichen Kriterien zu analysieren, was bis zum Zählen der Wortmenge in Überschrift und Fließtext führte, dies immer mit dem Ziel verbunden, möglichst allgemeingültige Regeln für das Erstellen besonders verkaufsstarker Texte zu entwickeln, so ist auch Horst Moser in dieser Disziplin nicht minder akribisch unterwegs.

Es geht um das designtechnische Wirken der drei Herren Dr. Mehemed Fehmy Agha (1896 – 1978), Alexey Brodovitch (1896 – 1971) und Alexander Liberman (1912 – 1999), die in ihrer jeweiligen Hochphase unterschiedlich lange für das gestalterische Wohlergehen der Magazine Vogue und Harper’s Bazaar verantwortlich zeichneten.

Auf der Leinwand sehen wir Alexey Brodovitch bei einer Redaktionssitzung, in der ein von ihm angewiesener Redaktionsgehilfe genau das tut, was ihm gerade von seinem Herren aufgetragen wurde: Er versorgt den Diaprojektor (ein «Kodak-Karussell» mit 80 Dias Fassungsvermögen pro Rundmagazin) – ob er möchte oder nicht – mit frisch aufgebrühtem Kaffee. Alexey Brodovitch wurde von seinen Mitarbeitern nicht nur als, ähm räusper, gottgleiche Kompetenzkanone verehrt, als gnadenloser Despot, der von seinen Untergebenen bedingungslosen Gehorsam abverlangte, wurde er ebenso gefürchtet.

Das Geld für die Neubeschaffung eines gleichwertigen Projektors wurde dem jungen Mann übrigens vom Lohn abgezogen. Wie gut, daß er, wie so viele andere damals in der Redaktion ebenfalls Beschäftigte, gar keinen Lohn erhielt. Meerschweinchenreport meint: Nochmal Glück gehabt!

Alexey Brodovitch gilt außerdem als Fotograf mit einem ausgeprägten Faible für Langzeitbelichtungen, die er besonders gerne immer dann praktizierte, wenn junge Balletttänzerinnen vor seinem Objektiv herumpirouettierten.

Der Vortrag Horst Mosers besteht teilweise aus längeren wörtlichen Zitaten, deren Wiedergabe von Prof. Olaf Leu sowie Elisabeth Budde übernommen wurde.

Es ist die besondere Thematik, die unseren Redaktionsfotografen dazu animierte, für diese Geschichte ausnahmsweise eine mehr oder weniger reine Schwarzweißreportage im guten alten 1600-ASA-Tri-X-Pan-Look zu erstellen.

Als besonderen Nachtisch gibt es zum Schluß noch einen herrlichen Einblick in das Leben Diana Vreelands.

Hier sind sämtliche Informationen über den preisgekrönten Film «Diana Vreeland – Ein Leben zwischen Küche, Couch und Karriereleiter» verfügbar. Wobei: quatsch! Der Film heißt natürlich: «DIANA VREELAND: THE EYE HAS TO TRAVEL». Synopsis: «During Diana Vreeland’s fifty year reign as the “Empress of Fashion,” she launched Twiggy, advised Jackie Onassis, and established countless trends that have withstood the test of time. She was the fashion editor of Harper’s Bazaar where she worked for twenty-five years before becoming editor-in-chief of Vogue, followed by a remarkable stint at the Metropolitan Museum of Art’s Costume Institute, where she helped popularize its historical collections. DIANA VREELAND: THE EYE HAS TO TRAVEL is an intimate portrait and a vibrant celebration of one of the most influential women of the twentieth century, an enduring icon who has had a strong influence on the course of fashion, beauty, publishing and culture.»

Na bitte! Sind wir jetzt fertig? No, not at all! Diana Vreeland hat da nämlich noch eine persönliche Website, die mindestens genauso hübsch, gut, wahr und schön ist, wie die von Malcolm McLarren.

Wir bedanken uns bei Horst Moser für diesen großartigen Vortrag. Da er als Buchform erhältlich sein wird, sind wir inhaltlich nur rudimentär darauf eingegangen, um die Kauflaune im Interessentenkreis möglichst nicht zu zerstören.

Auf dem Weg zur gepflegten Hausbootgaststätte: Niko Gültig.

V.l.n.r.: Valentin Heisters im Gespräch mit Oliver Hardt sowie Gunter Neuhaus im Gespräch mit Michael Eibes.

Im Gespräch: Wolf Udo Wagner mit Hans-Ulrich von Mende.

Niko Gültig.

Im Gespräch: Valentin Heisters mit Thomas Nagel.

Im Gespräch: Peter Wesner (Geschäftsführer Verlag form GmbH & Co. KG) mit Horst Moser, Prof. Olaf Leu und Peter Zizka.

Peter Wesner.

Stephan Ott, Chefredakteur form.

Foto von Michael Eibes

Quote: «There’s nothing more boring than narcissism – the tragedy of being totally… me. We’re all capable of it. And we all know examples of it – these beautiful tragedies…. I loathe narcissism, but I approve of vanity.» –  excerpted from «Allure» by Diana Vreeland.

***
Sensibles Thema. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
***

Erik Spiekermann: «Fira Schriftprobe»

7 Aug

Das erste Schrift­muster für die neue Schrift­fam­i­lie des Fire­fox OS ist da. Erik Spiekermann und Ralph du Carrois haben es erarbeitet. It is been distributed under OpenSource License.

Als ausgesprochene Freunde der künstlerischen Produkte aus der Zeit der italienischen Renaissance finden wir den Schriftschnitt FiraSans BoldItalic besonders ansprechend, ermöglicht er uns doch die Assoziation, daß sich auf der «welligen BoldItalic-Oberfläche» kürzlich noch eine wohl proportionierte Dame zur Nachtruhe bettete…

Im September 2011 war unser Redaktionsfotograf übrigens zu Besuch bei Erik Spiekermann und brachte ein paar schicke Portraitbilder mit nach Hause.

via Website SpiekerBlog

***
Sensibles Thema. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
***

Arthur Mac Straightface: «Just My Type Font Collection»

8 May

Arthur Mac Straightface: «Prestige Elite Bold» – This piece of artwork inspired «the guys from Wolff Olins to give me a ring» as Mac Straightface remembers but «I was too busy at that time so I had to refuse their generous offer joining the design-team for Olympia 2012».

Arthur Mac Straightface is a remarkable artist; provided with a huge sense of humour and an extraordinary understanding of typography he is the one of the ones – whenever both qualifications shall come in play at once.

Arthur Mac Straightface: «Futura Condensed Extra Bold» – One day, when Mac Straightface visited his favourite SM-Club he suddenly recognised the C.E.O. of a worldwide operating company carefully coated with a blown-up rubber suite. Surely a great kick for his «extra bold career in future» as Arthur points out smilingly.

Ignoring his German nationality, Mac Straightface prefers more referring to his jewish mother and his arabic father. Consequently, his brother, also an artist, has chosen Mustapha Mandelbaum as his artist’s name.

Arthur Mac Straightface: «Euphemia» – For the artist the power of euphemism makes life worth living. So, he is more than just happy that a type font named «Euphemia» exists.

Being brought up in such a mind-expanding atmosphere it is not a matter of greater surprise that Mac Straightface combines the uncombinable. He mixes milk and Tabasco for breakfast, honey and Mamite for lunch, peas and dynamite for a proper dinner ceremony. No wonder that he blends pornography with a serious amount of corporate typography. A combination-mania that led him and his stunning work straight into famous private art collections such as Charles Saatchi’s, Solomon Guggenheim’s, Sylvester Stallone’s or Enzo Ferrari’s.

Arthur Mac Straightface: «Vacances En Charlemagne Std» – On the beach of Dunkirk, the unofficial main capital of the French region Charlemagne, you can still see some ghosts from World War II shadowing around while young couples enjoying themselves, and their pure salty nakedness; and a vitamin D creating sunbath.

Apart from focussing on his professional work, Arthur Mac Straightface is a religious man who strongly believes in an open-minded and sophisticated way of incarnation. That includes both financial modernism and modern realism:

Arthur Mac Straightface: «Credit Card Incarnation»

Before closing this review, we shall not forget to pay Mac Straightface’s new world map all the respect it deserves to receive: It is designed to make things easier and much more efficient. Now, the distance between Los Angeles and Shanghai is only to be measured in minutes to walk. In this case you will have done it in five. A perfect start fighting successfully against the nasty side-effects of a much more nastier climate change.

Also the Chinese Yellow Sea now touches America’s Yellowstone National Park in order to please all the fans of the Swiss music group Yello, which will – we are somewhat from being convinced of that fact – appreciate this step very much. And Dieter Meier? Well, he will remain as such. Of course.

Arthur Mac Straightface is driven by the idea that the whole world should comfortably fit on the back of a credit card. This would also constructively correspond to the actual size of the Internet, which is vital, virtual and perpetual, notable, variable and acceptable, which means that everybody can do everything without facing the consequences of an oversized workload.

So, let’s now examine the whole piece in detail: Basically, the first thing we see is «Baskerville». What does this want to tell us? We definitely know Sir Arthur Conan Doyle’s (1859 –1930) masterpiece «The Hound of the Baskervilles» (1902) and since mankind uses computers excessively he must have become aware of a typeface named «Baskerville» as well. Its creator was the famous John Baskerville (1706 –75) who was an English printer, a designer of typefaces, a close friend of Benjamin Franklin and a man who – the last stir he caused – was buried straight upright in an optimistic I’m-still-standing-position.

Is it that Mac Straightface wants to combine, once again, the uncombinable? We know that Sherlock Holmes was personally fighting against his enemy Professor Moriarty; and that both finally dropped off the cliffs of the deep Swiss Reichenbach falls. Since then they were never seen again. We also know that John Baskerville wrapped all negative forms of his priceless typeface in order to drown them literally in a small river close to his workshop. He had to repeat this procedure more that a hundred times until it was all done. These are, of course, two combinable facts.

But since it was not John Baskerville who did this to his own work but the typeface designer Thomas Cobden-Sanderson who carefully destroyed his «Doves» in August 1916, we are now, again, dealing with two uncombinable facts. And that is a typically characteristic aspect of Mac Straightface’s fascinating way to work. Needless to say that Thomas Cobden-Sanderson was not buried straight upright in an optimistic I’m-still-standing-position. But, as an emotional compensation, Mac Straightface put the German Tegernsee close to the centre of the map, a lovely and gorgeous place where Cobden-Sanderson used to regularly spend his summer holidays:

Arthur Mac Straightface: «Baskerville»

Arthur Mac Straightface refuses to exhibit his work. It is part of his philosophy to directly communicate with his collectors. He does not like the hype some art dealers are creating, pushing up the prices straight into outer-space without having bought a valid return-ticket in the first place.

From time to time Mac Straightface discovers some of his artwork on art-platforms, on which his collectors offer them for sale. He states that he could have noticing the prize for his work has risen constantly in the past without suffering through overheating. A classic win-win situation.

How does his work look like? Most of it is sized 120cm/180cm, printed on canvas which recognises high-quality art-market standards. His largest piece, however, measures 4 meters / 6 meters.

We gratefully say «Thank you!» to Mustapha Mandelbaum who recommended us to his brother. That is why we are now allowed to enjoy the luxurious advantage of launching Mac Straightface’s first feature ever. He himself does not even run a personal website.

***
Sensitive topic. Therefore comments off.
***

Paul Rand: «The Designer as Brand»

5 Apr

Click to enlarge brandly

David Calvin Laufer at stocklogos reflects about Paul Rand.
Poster design by Khari Scott

***
Sensitive topic. Therefore comments off.
***

Wang Xi: «Tree Of Energy»

30 Oct

Click to enlarge energetically

Mit seinem Plakatmotiv Tree of Energy gewann der chinesische Designer Wang Xi den zweiten internationalen Studentenwettbewerb des Luzerner Plakatfestivals Weltformat zum Thema «Morgen».

Mit diesem Plakatmotiv ist aus unserer Sicht ebenfalls die Frage, woher die vielen Tiergattungen auf unserem Planeten die Energie für ihren erfolgreichen Kampf gegen die schlimme und unausweichliche Klimakatastrophe nehmen, endlich schlüssig beantwortet.

Weiterlesen auf Fontblog.

***
Sensibles Thema. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
***

Removies: «Movies With One Letter Removed»

11 Sep

Website Removies
via Nag On The Lake

***
Sensitive topic. Therefore comments off.
***