Archive | March, 2015

Helmut Dietl ist tot

31 Mar

Foto von Karin Székessy
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Heute Vormittag machte es bereits die große Medienrunde, denn ein ganz, ganz Großer des deutschen Films sowie des humorbetonten Unterhaltungsbetriebs mit intellektuellem Anspruch hatte seinen glänzenden Silberlöffel fast pünktlich zu Beginn der diesjährigen Sommerzeitperiode für immer abgegeben: Helmut Dietl. Um 10:39 Uhr MESZ glitt ihm das so lieb gewordene Esswerkzeug aus der Hand, wurde jedoch kurz vor dem unumkehrbaren Aufprall wie durch ein göttlich gefügtes Zeichen von einem kräftigen Windstoß erfaßt und so auf seine letzte, fast wiederbelebende, Reise quer durch den filmschaffenden Teil der Republik geschickt.

Meerschweinchenreport war live dabei:
Zunächst schaute das glitzernde Multifunktionsbesteck bei Veronica Ferres vorbei und rührte ihr den frisch gebrühten Frühstückskaffee um, um sodann Ruth Maria Kubitschek kurzfristig als Diktiergerät (Track 4) zur Seite zu stehen, gefolgt von einer konstruktiven Stippvisite bei Franz Xaver Kroetz, um im Gegenzug für seine vermeintlich adäquate Drehbuchkritik seine Zunge mit melkfrischem Erdbeerjoghurt zu überziehen. Danach brachte Christiane Hörbiger das gute Erbstück mit deutschem Migrationshintergrund wieder auf Hochglanz, Götz George tauchte es zum Ausgleich und unter Berücksichtigung dramaturgischer Kontrapunktaspekte kurz mit bitterer Mine in bittere Orangenmarmelade, Heiner Lauterbach konnte sich dem sparkassenesken Charme seiner Grundidee nicht entziehen und brachte besagte analog gefertige Suppenbeförderungsapplikation, so gut es ging, mit dem Staub aller Feinde Brandenburgs wieder auf Vordermann, Senta Berger steckte ihn anschließend und konsequenterweise zum Fiebermessen einem hochrangigen Marineoffizier zwischen die Kiemen und sang mit ihm zum Trost gemeinsam «La Paloma» und Felix, quatsch, Joachim Król knobelt mit Uwe Ochsenknecht noch immer um die Wette, ob hinter dem «Besuch des großen Löffels» möglicherweise ein weiteres verkapptes Angebot steckten könnte, die komplizierte Vita von Veronica Ferres zu verfilmen. Jan Josef Liefers beendete schließlich am Montagmittag Löffels Reisen und zerlegte ihn routiniert mit dem Schneidbrenner. Das Ergebnis seiner fachgerechten Analyse packte Mario Adorf umgehend gegenüber der Presse hinreichend pointiert und geschmackssicher in nur zwei Worte: Tornedos Rossini.

In eingeweihten Fachkreisen (Michael Bully Herbig) wird gemunkelt, daß sich Helmut Dietl inzwischen mit Dieter Hildebrandt, Ulrich Mühe und Helmut Fischer zu ersten Sondierungsgesprächen getroffen habe. Dabei soll häufiger auch der Name des allseits beliebten Allround-Journalisten Kai Diekmann gefallen sein. Wir sind gespannt, möglichst bald zu erfahren, was es damit auf sich haben könnte, denn weiterführend wird in eingeweihten Fachkreisen (Harald Schmidt) gemunkelt, daß der BILD-Chef die offizielle Trauerrede für den begnadeten Satiriker im Plenarsaal des Deutschen Bundestages halten soll. Eigentlich ein gar nicht soo abwegiger Gedanke.

Nikolaus Jungwirth: «Viel Glück im neuen Haus»

30 Mar

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Zum Einzug des Mainzer Verlages «ABP – Alexander Baier Presse» in die neuen Büroräume am Fischtorplatz kreierte der Künstler, Grafiker und Satiriker Nikolaus Jungwirth, der als Gestalter ebenfalls für das «Magazin KUNST» die Nachfolge von Wolfgang Schmidt antrat, diese kleine Unikatarbeit und machte sie dem Verleger feierlich zum Geschenk.

Nikolaus Jungwirths Siebdruck-Grafiken, beispielsweise die beiden nachfolgend abgebildeten «Gerda N. I» und «Karl G. II», in denen er sich mit «Originellen Todesfälle» aus der BILD-Zeitung spielerisch auseinandersetzt, erschienen Anfang der 1970er Jahre in der Grafikedition «Gut gewählte Sammlung» der Galerie Baier.

In der «Magazin KUNST» – Ausgabe Heft 2 / 1976; 16. Jahrgang erschienen über eine Strecke von 18 Seiten seine Originalgrafiken; und gemeinsam mit Gerhard Kromschröder veröffentlichte Nikolaus Jungwirth im Magazin KUNST auch Aufsätze, beispielsweise «Wie naiv ist die naive Kunst?» in Heft 51 / 1973; 13. Jahrgang.

Die beiden Herren Nikolaus Jungwirth und Gerhard Kromschröder arbeiteten seit gemeinsamen Tagen beim legendären Frankfurter Satireblatt «Pardon» als Team auf vielfältige Weise zusammen: sie verfassten politisch-satirische Zeitschriftenbeiträge, absolvierten Bühnenauftritte, inszenierten Kunstaktionen im öffentlichen Raum und veröffentlichen bis heute Bücher zur deutschen Alltagskultur. Zu Ihrem Buch «Flokati Fieber» schrieb Dr. Goedart Palm eine bemerkenswerte Rezension.

Und im «Nizza Verlag» erschien kürzlich ihr neustes gemeinsames Werk: «Als der Champagner floss – Die 80er Jahre: Das letzte Jahrzehnt der Bonner Republik»

Für jeden, der von sich behauptet, zumindest halbwegs was im Kopf zu haben, stellen die vorstehend vorgestellten Werke und Publikationen eine ernstzunehmende Kaufoption dar.

Review-Magazine: «QVED 2015»

12 Mar

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Liebe Leserinnen und Leser,

daß es genügend erstklassige Magazinmacher überall auf der Welt gibt, die es verstehen, hochwertige Zeitschriftenkonzepte zu realisieren, die am Markt Bestand haben, davon konnten sich die Teilnehmer des dritten «Quo Vadis Editorial Design – QVED» – Kongresses ausgiebig überzeugen. Die durchweg sehr hohe Qualität machte uns schlicht sprachlos, weshalb wir uns im Rahmen unserer Berichterstattung auf das Publizieren einer überüppigen Bildstrecke beschränken. Hier können Sie in unserem digitalen Review-Magazin «QVED 2015» entspannt blättern.

Herzliche Grüße
Ihre Meerschweinchenreportredaktion

Sneak Preview: «QVED 2015»

3 Mar

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In der «Little Met of Munich», wie unser Redaktionsfotograf die «Alte Kongresshalle» in München liebevoll nennt, fand vom 26. Februar bis zum 28. Februar 2015 die Veranstaltung «QVED 2015» (Quo Vadis Editorial Design?) statt. Um es vorwegzunehmen: Es war mit Abstand der beste Kongress, den wir in den letzten Jahren besuchten. Unser kompletter Bericht wird noch so zwei, drei Wochen in unserer Fertigungsstrasse verbringen – bis dahin bitten wir höflich um Geduld.

Die zentrale Frage lautete: «Editorial Design, wohin gehst Du?» Aus der Sicht des Coverjunkies Jaap Biemans bewegt sich das Editorial Design sowohl immer der Nase nach als auch diametral, wodurch ein emotionales Spannungsfeld erzeugt wird, in dem sich besonders polarisierende Titelbild- und Heftgestaltungen wohl fühlen und nur noch darauf warten, von ihm publiziert zu werden.