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Martha Krippenreuther: «Im Sturme fliegende Herzöge»

23 Mar

Martha Krippenreuther: «Im Sturme fliegende Herzöge»
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Mit einem Katapult gen Himmel geschossene Herzöge (und/oder auch Bischöfe), das wußten und praktizierten bereits die Römer, weisen neben ein etwas an Kalbfleisch erinnerndes zartes Grillaroma auch eine besonders feierlich-zuvorkommende Flugbahn auf, wenn sich dieser Vorgang während eines veritablen Sturmes vollzieht. Nicht umsonst wird Martha Krippenreuthers fesselnder Debütroman von zwei veganen Kochrezepten mit Zeitreisecharakter einfühlsam eskortiert. Eine klassische Win-Win-Situation, die nicht nur gehirntechnisch die schlappen Schwaderlappen ordentlich auf Vordermann bringt, sondern auch dank lebenslanger freier Durchfahrtsrechte für jeden eintausendsten Leser(*)innen bzw. außen durch die Sixtinische Kapellenstrasse im kalifornischen Disneyland zusätzlich aufgewertet wird.

Inhaltlich geht es um schwarze Wurmlöcher, farbige Spiralnebel, oktogonale Aspirintabletten, mittelalterliche Artigkeiten und andere christliche Verhütungs- und Abtreibungsmethoden, die seit Franziskus I hinter dem kosmischen Ereignishorizont ganz offiziell päpstlichen Segen genießen. Alles in allem ein langlockdowntaugliches Werk, das gerade Befürworter(*)innen bzw. außen der gepflegten Zahnpflege, quatsch, Zwangsinterpretation den einen oder anderen (extraterristrischen) Mentalorgasmus mit literarischem Mehrwert bescheren dürfte. Fazit: Nunc est bibendi et numerus clausus.

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Pinguine mögen weder Klimawandel, Eisbären noch Kommentarmöglichkeiten. Deshalb – bis auf die Pinguine – alles deaktiviert.
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Aufklärerischer Gesamtexpressionismus: «Zivilist schießt sich versehentlich aus Kampfjet»

30 Jun

Description of a tragic Accident Part 1

Diese beiden Grafiken der BEA-E (Grafik 1 und Grafik 2) zeichnen die Sekunden bis zum Auswurf des Passagiers durch Schleudersitzbetätigung kurz nach dem Start aus der «Rafale» sorgfältig nach.

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Am 29. März 2019 startete auf dem Luftwaffenstützpunkt Saint-Dizier-Robinson in Ostfrankreich ein vom französischen Luftfahrtkonzern «Dassault» gebauter doppelsitzige Kampfjet vom Typ «Rafale» routiniert zu einem Orientierungsflug. Auf dem Rücksitz des Fighters befand sich ein (noch halbwegs orientierter) 64-jähriger Zivilist, dem Arbeitskollegen dieses «ganz besondere Erlebnis» zum Geburtstagsgeschenk gemacht hatten, dem er jedoch kritisch, um nicht zu sagen, hinreichend gestresst gegenüberstand.

Es muß dieser besondere Spezialmix gewesen sein, bestehend aus Nervosität, ungenügender Flugvorbereitung (schließlich sollte der Trip bis zum Schluß eine Überraschung bleiben), einer unzureichenden ärztlichen Flugtauglichkeitsvoruntersuchung, dessen Ergebnis nicht dem verantwortlichen Kampfjetpiloten zur Kenntnis gebracht worden war (keine negative g-Belastung!) sowie eine mangelhafte Unterweisung in Sachen Dresscode, infolgedessen beim Start das Helmvisier unseres gänzlich unbegeisterten Flugbeschenkten hochgezogen, seine Anti-g-Hose schlecht saß, Helm und Sauerstoffmaske nicht befestigt sowie die Sitzgurte viel zu locker waren, der wohl erheblich dazu beitrug, daß unser Protagonist kurz nach Ableben, pardon, Abheben des Düsenjets in einem Anstellwinkel von beinahe entspannt zu nennenden 47 Grad nach oben und der damit einhergehenden Belastung von plus 4g sowie der sich daran anschließenden Negativbelastung von minus 0,6g als Folge einer Verlangsamung des Steilfluges ziemlich genau das tat, was sich im nun vorliegenden Untersuchungsbericht der BEA-E wie folgt liest: «Als der unzureichend angeschnallte und völlig überraschte Passagier die negative g-Belastung bemerkte, hielt er sich am Auswurfgriff fest und aktivierte damit unbeabsichtigt den Schleudersitz.»

Description of a tragic Accident Part 2

Diese beiden Grafiken der BEA-E (Grafik 1 und Grafik 2) zeichnen die Sekunden bis zum Auswurf des Passagiers durch Schleudersitzbetätigung kurz nach dem Start aus der «Rafale» sorgfältig nach.

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Bei diesem ungeplanten Spontanausstieg verlor unser Zivilist im Rentenalter laut BEA-E neben Orientierung auch noch seinen Helm, seine Sauerstoffmaske sowie kurz sein Bewußtsein. Daß er am Ende seiner unfreiwilligen Flugbemühungen dennoch nur leichte Verletzungen davontrug, dürfte den engagierten Beistand eines Schutzengels nahelegen. Insbesondere auch deshalb, weil normalerweise beide Cockpitinsassen hinausgeschleudert werden, sobald nur einer von ihnen am Auswurfgriff zieht. Glücklicherweise klemmte der Pilotensitz jedoch, was einen Totalverlust der Maschine verhinderte. Diese Fehlfunktion versetzte den Piloten trotz leichter Verletzungen an den Händen, die vom Absprengen des Glasdachs herrührten, in die Lage, den Jet kurz nach dem Vorfall sicher zu landen und aus eigener Kraft zu verlassen, stets mit der Befürchtung im Nacken, der Schleudersitz könne doch noch unvermittelt auslösen.

Die komplette Geschichte ist en détail hier nachlesbar.

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Sensibles Thema. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
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Das große Corona Gewinnspiel (2)

13 May

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Wen oder was stellt dieses statistische Schaubild dar?

a) Die Gastronimie-Branche blickt pessimistisch in die Zukunft.

b) Die Gastronimie-Branche blickt optimistisch in die Zukunft.

c) Dieses Schaubild stellt die durchschnittliche Plätzchenverzehrrate eines überdurchschnittlichen Vorstandsvorsitzenden eines typischen DAX-30-Unternehmens dar, wenn zugleich seine blaue Konferrenzkaffeetasse bis zu sieben Minuten nach Sitzungseröffnung ungefüllt verblieben ist.

d) Ich bin mir absolut sicher, daß diese Kettensäge von Bob Ross gemalt wurde.

e) Der Test ist mir zu unheimlich, es fehlen dominante Grüntöne, so wird das nichts mit einem effektiven Umweltschutz.

f) Wenn Krümelmonster pokern.

 

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Rettet die Wale. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
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David Ope: «SQUAREdance»

1 May

Animation Art by David Ope.

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Rettet die Wale. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
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Günter Wallraff: «Mein Leben als hackfleischeske Handgranate»

24 Apr

Günter Wallraff:
«Mein Leben als hackfleischeke Handgranate»
erschienen im btv Verlag
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Günter Wallraff, der Premiuminvestigativjournalist mit dem untrüglichen Riecher für das Brisante im Thema, mit dem glücklichen Händchen für den Skandal in der trächtigen Story, kam einst von ganz unten, nur um den steinigen Weg nach noch mehr ganz unten anzutreten: Sein Wirken als «getarnter BILD-Journalist», seine Aufräumarbeiten als «Ali, der Drecksarbeiter» und zuletzt als vermeintliches Hackfleischbällchen in der Großküche einer bekannten Schnellrestaurantkette. Immer recherchiert er unter Aufopferung seiner selbst, wertet er umsichtig die Faktenlage, deckt gnadenlos auf. Nicht umsonst nennt man ihn in Kennerkreisen den «Clint Eastwood der Gerechtigkeitspresse».

Auch die Geschwindigkeit, mit der er sich auf veränderte Arbeitsbedingungen einzustellen vermag, ist beeindruckend. Dies zeigt sich aktuell in der Corona-Krise besonders deutlich. Während sich seine Kollegen alle schön brav an die Auflagen zur verpflichtenden Heimarbeit halten, geht Günter Wallraff wie gewohnt andere Wege. Ordnungsgemäß mit verdeckten Atemwerkzeugen und Tauchermaske ausgestattet, plaziert er sich als vermeintliche «Hackfleischhandgranate» mitten auf dem Gehweg und wartet darauf, daß besonders vorbildlich Agierende in ihm das erkennen, was er tatsächlich zu sein vorgibt, nämlich ein mit Corona-Viren verseuchter Hackfleischklops, der nur so darauf wartet, von Besorgten wie ein Fußball vom Gehweg weggekickt zu werden. Und so landet er mal in einem Vorgarten, mal fliegt er durch das geöffnete Fenster im 3. Stock eines Wohnhauses und mal kommt er auf der Ladefläche eines vorbeifahrenden Pritschenwagens vorübergehend zu Ruhe – und tritt so seine Reise durchs Land an. Einmal am gewünschten Zielort angekommen explodiert er umgehend, zerlegt sein nächstes Umfeld fach- und sachgerecht in seine zahn- und zahllosen Einzelteile, die Totalkontamination mit «blutigem» Hackfleisch ist erwünschter «Nebeneffekt», das Wallraffsche Investigativprogramm läuft auf Hochtouren: Es riecht nach Verbrechen, Hygieneverstößen und menschlicher Umweltverschmutzung.

Der im btv-Verlag erschienene aktuelle Arbeitsnachweis Günter Wallraffs ist gespickt mit den Ergebnissen seiner neuesten Untersuchungen am offenen Herzen unserer Gesellschaft: sachlich, prägnant, ernüchternd, pikant, desillusionierend, liebenswert – und vielleicht auch ein bißchen zu stark gewürzt. Einige Leser berichten gar von einem nach frischem Rinderhack schmeckenden Buchumschlag. Kurzum: der ideale Lesestoff, um durch die verrückte Zeit zu kommen, und ohne daß einem das Gefühl vermittelt wird, den gesellschaftlichen Anschluß zu verlieren. 468 Seiten, broschiert, 24,99 €. Leseempfehlung!

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Rettet die Wale. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
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Pablos Holman: «What Hackers Can Do To Save The World»

14 Apr

Pablos Holman illustrates the tricky aspects of RFID-technology.

Let’s face it: usually, a hacker’s reputation isn’t the best – seen from the perspective of someone who isn’t really familiar with such topics. And so aren’t we. That’s why we will give you some basic impression of how brightly minded a brilliant hacker has got to be; and how he uses his brain capacities to do good on mankind’s problems.

Thanks to Berlin School of Creative Leadership we very much enjoyed the luxurious advantage of being taught by one of the best hackers: by Mr Pablos Holman himself.

For all those of us who still suffer from an uncertain vision about that what hackers real abilities are, Pablos Holman first explained to us, that hackers never accept a certain status quo and that they always try to look and go beyond any border. For that reason – like any other – even hackers use to enter airplanes and call ordinary passports their own. But what they can do with such an ordinary passport as well, is what it separates them from us, to so-called common people, who always obey rules in precisely that manner as they firstly appear.

Pablos Holman indicates that «Samy is my hero».

Alright, let’s start the fire: «Samy» is the guy who made it straight into «The Book of Internet History». It was him who created the legendary make-myspace-friends-script. Simply by visiting a profile both sides automatically became friends. Within weeks some myspace users gathered from 100k up to 1m of magic friends that came out of nowhere. However, out of a clearly structured hic et nunc «Samy» was not allowed to touch any computer for a period of ……. years/months?

By the way: What does such a verdict mean in reality? That you aren’t even allowed to use a cash dispenser in order to make an ordinary cash withdraw? That you aren’t even allowed to buy a train ticket from a ticket machine, which – of course – runs with a computer inside? May be it’s just meant to be a ritual, a procedure that separates the best from the good? May be it is designed as a special recruiting (Maßnahme) to get in touch with «The best, of the best of the best, sir!». Who knows…

Another important starter was that Pablos Holman showed us screenshots from TV-sets in hotel rooms, showing what the specific users was actually doing in their guessed but not existing privacy: making a money transfer of about $30m quit, for example. Certainly, all the bank details were on display as well.

How to snap secret credit card details wirelessly?
Pablos Holman demonstrates it.

«Can I have anyone’s credit card, please?» No wonder that all participants instantly forgot theirs at home… So he took his, certainly an expired one, and caught his secret card details with a blimp of an eye.

How to snap secret credit card details wirelessly?
Pablos Holman demonstrates it.

How to snap secret credit card details wirelessly?
Pablos Holman demonstrates it.

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Comments disabled in order to save the world,
not to forget the whales, of course.
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«Schwarzdenker» – Die neue «Zeit-Streit-Schrift»

12 Apr

Das Titelbild der ersten «Schwarzdenker»-Ausgabe –
Die neue «Zeit-Streit-Schrift»
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Daß hier Schwergewichtiges geboten wird, offenbart bereits ein flüchtiger Blick auf die Autorenliste (Auszug): Dr. Hans Jürgen Escherle «Verfall und Untergang der Sprache»; Jost Hochuli – «Ärgernisse»; Herbert Lechner «Fake News und die Lust am Betrug»; Olaf Leu «Der große Bluff»; Horst Moser «Mein Fremdschäm-Akku ist leer»; Peter Vetter «Immer dasselbe – immer anders»; Kurt Weidemann «Anmerkungen zum Umgang mit Kunden»; susanne zippel «vom komplexen unsinn der konsequenten kleinschreibung». Initiiert, gestaltet und herausgebracht wurde das gute Stück von Victoria Sarapina.

Die Rückseite der ersten «Schwarzdenker»-Ausgabe
Die neue «Zeit-Streit-Schrift»
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Die Rückseite gibt gut gestaltet die grobe Marschrichtung vor: «Beim Lesen läßt sich vortrefflich Denken. (Leo Tolstoi) Beim Lesen von ‹Schwarzdenker› vortrefflich amüsieren. Die Zeitschrift wirft einen bitterbösen, selbstironischen Blick auf die Lage der Kreativ-Branche und den Zeitgeist. Für Designer. Für alle, die es werden wollen, und für deren Eltern, die das gern verhindern würden».

Das ist ein sehr guter Werbetext, der die Sache weitestgehend korrekt beschreibt. Allerdings nur weitestgehend. Denn einige Beiträge sind alles andere als «selbstironisch» oder «bitterböse»: sie legen hinreichend desillusioniert die Auswirkungen des gesamtgesellschaftlichen Offenbarungseides dar, der im Laufe der letzten 30 Jahre tagtäglich von Waldorfschulgeschädigten, die ihren «langen Marsch durch die Instanzen» bedauerlicherweise erfolgreich absolviert haben, zum erheblichen Nachteil aller geleistet worden ist – und immer noch geleistet wird. Unter dem Deckmantel einer falsch verstandene Gleichmacherei (oft mit «Chancengleichheit» verwechselt) wird der Neid auf jene Leistungsträger kompensiert, die schon in der Schule zu den Besseren gehörten. Schließlich muß es eine schlüssige Erklärung dafür geben, warum die nicht gänzlich geistig Hellen im Regelfalle einen nicht gänzlich geistig hellen Eindruck machen. Das wirre Gerede einer Claudia Roth mag hierfür ein brauchbares Beispiel sein. So vertritt sie die steile These, daß auch ein Mensch mit Hilfsschulabschluß unbedingt die Möglichkeit haben muß, Medizin zu studieren. Oder, noch schlimmer, «auf Lehramt». Und dann wird von diesen Leuten zum Beleg das Grundgesetz herangezogen, ohne daß sie vom Grundgesetz auch nur die leiseste Ahnung haben. Horst Moser schreibt dazu in seinem Beitrag: «Ein Cover der Zeitschrift brandeins brachte das Thema Gleichheit auf den Punkt: ‹Gleichheit ist nicht gerecht› (Oktober 2003). Der brand eins-Autor und Mitgründer Wolf Lotter schreibt dazu: ‹Gleich­heit ist nicht gerecht – und kann auch gar nicht ge­recht sein. Jeder benötigt etwas anderes. Aber unsere Strukturen sind dennoch darauf ausgerichtet, uns alle gleich zu machen – Unternehmen, Karriere, Politik und vor allem Schulen zielen darauf ab, uns gleich zu machen. Speziell an Universitäten erleben wir das Streben nach Gleichheit.›»

Verfall und Untergang der Sprache
von Dr. Hans Jürgen Escherle
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Und so sei hier in Sachen Sic transit gloria mundi im «Schwarzdenker» auf den Beitrag «Verfall und Untergang der Sprache» von Dr. Hans Jürgen Escherle verwiesen. Es vergeht kaum ein Tag, da man nicht in der Tageszeitung, in Teletextnachrichten, im Fernsehen oder im Netz auf den Portalen sogenannter Qualitätsmedien mittels gravierender Rechtschreib- und Grammatikfehler sowie weiterer grober Sprachnachlässigkeiten gequält wird. Dieser Konstantmangel wird offensichtlich weder von der breiten Durchschnittsmasse noch von den verantwortlichen Chefredakteuren als solcher empfunden. Hauptsache, der neue Nasenring ist stabil genug, um sich an ihm bereitwillig durch die Youtube-Manege ziehen zu lassen, denn: Hauptsache ist ohnehin alles. José Ortega y Gasset formulierte bereits 1931 in Der Aufstand der Massen: «Das ist es, was ich im Kapitel als Kennzeichen unserer Epoche hinstellte: Nicht, daß der gewöhnliche Mensch glaubt, er sein außergewöhnlich und nicht gewöhnlich, sondern, daß er das Recht auf Gewöhnlichkeit und die Gewöhnlichkeit als Recht proklamiert und durchsetzt.» Bei Dr. Hans Jürgen Escherle liest sich das in seinem Essay über den nachkrieglichen Zerfallsprozeß unsere Sprache so: «Man hat sich bisher an einer Art Bildungssprache orientiert, jetzt orientiert man sich an der Unterschicht und am Pausenhof. Der zitiert längst keine Klassiker mehr, salonfähig ist vielmehr Fack ju Göhte.» Das ist fein beobachtet. Aber möglicherweise begründet das noch nicht vollständig den gesellschaftlichen Verfall. Er geht ebenfalls einher mit einem überzogenen Interesse an sich selbst – und zwar ausschließlich an sich selbst. Spätestens mit Angela Merkel wurde die Satzkonstruktion «Ich aber sage, …» salonfähig. Bei uns im Kindergarten lautete in den 1960ern noch der Merksatz: «Nur der Esel nennt sich selbst zuerst». Dr. Hans Jürgen Escherle schreibt dazu: «Sprache ist nicht nur Werkzeug des Denkens, sondern auch ein Indikator. Was geschieht, wenn das Werkzeug unbrauchbar wird? Was geschieht, wenn Sprache Alarm auslöst? Mit einem stumpfen Messer kann man nicht schneiden. Und mit einer Deppensprache nicht denken.» Und ergänzend: «Hier schließt sich der Kreis: Wir reden alle von Ehe 2.0, vom Chillen, Detoxen und anderen Lächer­lichkeiten, ohne uns der Lächerlichkeit bewusst zu sein, und die Zahl der Emojis steigt.»

Ärgernisse
von Jost Hochuli
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Und so stellt auch Jost Hochuli fest: «Ich wundere mich immer wieder, dass sich so viele Typografen ganz grundsätzlich nicht um die Sprache zu kümmern scheinen – obwohl doch Typografie in erster Linie Visualisierung von Sprache bedeutet und nicht einfach ästhetisierendes Hin- und Herschieben von Textblöcken, Titelzeilen und Abbildungen.» In seinem Essay zieht er zur Beweisführung das nicht sonderlich überzeugend gestaltete Buch eines Designers heran, den er namentlich nicht nennen möchte, der sich aber mit ein paar treffenden Suchbegriffen schnell recherchieren läßt. Der Wikipedia-Artikel der besagten Person strotzt und protzt nur so mit jedem einzelnen Detail zu seiner Vita. Einer wahren Kapazität würde soo etwas nicht im Traum einfallen. So scheint auch dieser Umstand die These von der gesellschaftlich verherrenden Wirkung des Ich-Ich-Ich-Über-Ichs zu stützen. Jost Hochuli: «Schludriger Umgang mit der Sprache, wichtigtuerischer Gebrauch der Sprache, Wichtigtuerisches im Hinblick auf die Sache, dummes und rücksichchtsloses Design – das ist es, was mich ärgert.» Indeed, wobei: in der Tat. Denn: «Eine Trivialität – verbal noch so emphatisch zelebriert oder typografisch in Szene gesetzt – bleibt eine Trivialität, und nur, weil sie englisch daherkommt, ist sie nicht weniger trivial.»

Über Jost Hochuli berichtete Meerschweinchrenreport bereits hier und hier.

Mein Fremdschäm-Akku ist leer
von Horst Moser
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Mein Fremdschäm-Akku ist leer
von Horst Moser
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Mein Fremdschäm-Akku ist leer
von Horst Moser
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Bei Horst Moser heißt es: «Gleich den Schock vorweg: Die Erbärmlichkeit des gemeinen Designers muss – ein Mal zumindest, und zwar hier – anhand kollektiver Verwerfungen angezeigt werden. Welche Verwerfungen? Dazu komme ich gleich. Zunächst noch eine Bemerkung zum Geburtsfehler dieser Spezies.» Und dann werden so viele «Geburtsfehler» aufgelistet, daß er eher von einem grundsätzlichen Konstruktionsfehler spricht, was, abhängig vom Geisteszustand der jeweiligen Generation, aber durchaus berechtigt ist. Und eigentlich dürfte selbst einem Fachfremden ein kurzer Blick auf die ersten drei Doppelseiten seines Beitrages ausreichen, und der Fachfremde begriffe sofort, was das Problem ist: Inkompetenz sowie der mangelnde Wille, sich selbst als dienende Funktion im Interesse einer übergeordneten Informationsvermittlung zu sehen – und genau darin die eigene Befriedigung zu finden. Diese verhunzten Doppelseiten sind Ergebnisse, die ihre Verwirklichung Inkompetenz, Desinteresse, vermischt mit dem unheilbringenden 68er-Keim des «sich einbringen Wollens» verdanken.

Wir erinnern uns als Mitglied der DDC-Jury des Jahreswettbewerbes «Gute Gestaltung» in der Kategorie «Studentische Abschlußarbeiten» ein formal hervorragend gedrucktes Buch aus dem Verkehr gezogen zu haben, weil die großformatigen Portraitfotos nicht nur fett über den Bund gelegt wurden, sondern auch, weil es sich der hierfür verantwortliche Junggestalter nicht hatte nehmen lassen, zusätzlich noch ein auf jede Person inhaltlich zugeschnittenes Mini-Booklet quer über das jeweilige Gesicht zu heften, welches dadurch ausschließlich entweder nur halbseitig links oder nur halbseitig rechts zu betrachten waren. Das war schlicht unfaßlich. Consequently, the Oscar goes not to …

Das sind alles Leute, die im späteren Berufsleben glauben, daß ihnen das Recht zustünde, alles machen zu können, und zwar allein schon deshalb, «weil sie studiert haben». Horst Moser schreibt u.a. zu diesem Problem: «Ich meine nicht die große philosophische Frage der Willensfreiheit im Schopenhauerschen Sinn, der treffend festgestellt hat: ‹Der Mensch könne tun, was er will, aber er könne nicht wollen, was er will.›» Unser Redaktionsfotograf erinnert sich an eine Portraitstrecke von Designagenturinhabern, die er im Auftrag der Landeshauptstadt Wiesbaden für das die Wiesbadener Designtage begleitende Magazin «Access All Areas» anfertigte. Bei einem Portraittermin wurde er von einem dieser seltsamen Jungagenturinhaber gefragt, welche Brennweite er denn gerade verwende, worauf unser Mann fürs grobe Korn antwortete: «Keine Ahnung, irgendwas mit Objektiv». Diese lakonische Antwort führte dazu, daß sich besagter (und offensichtlich nicht sonderlich erfahrene) Agenturjunginhaber mit den Verantwortlichen des «Access All Areas»-Magazins in Verbindung setzte, um seinen «Anspruch auf einen richtigen Berufsfotografen» zu reklamieren, denn: «schließlich habe ich studiert». Tja, wenn das alles ist, was Hochschulen heutzutage hervorzubringen vermögen, dann sind sie umgehend zu schließen. Diese fortlaufende Verschwendung von Steuergeldern ist angesichts durchzufütternder Flüchtlingsströme durch nichts zu rechtfertigen. Überflüssig darauf hinzuweisen, daß die hier in Rede stehende «Jungagentur» auch heute, über 10 Jahren nach diesem kleinen Vorfall, nichts hervorgebracht hat, über das zu Reden es sich lohnen würde.

An dieser Stelle fällt uns übrigens auf, daß auch das Thema «unbrauchbare Informationsgrafik» im «Schwarzdenker» durchaus seinen berechtigten Platz gehabt hätte. Nachfolgend die Arbeitsbeispiele zweier bekannter Gebrauchsgrafiker des 20. Jahrhunderts, die mit ihren individuellen Lösungsansätzen den Besuchern Manhattans eine brauchbare Orientierungshilfe an die Hand geben wollten.

Piet Mondrian wurde der Öffentlichkeit insbesondere durch seine Kreationen für das Pariser Modehaus Yves Saint Laurent in den 1960er sowie sein innovatives Verpackungsdesign für die französische Nobelduftmarke «L’Oréal» Mitte der 1990er Jahre bekannt. Zwar gewährt sein Stadtplan mit dem lebensbejahenden Titel «Broadway Boogie Woogie» (1942-43) einen realistischen Eindruck vom Grundriß der New Yorker Innenstadt, wenngleich dem typisch diagonalen Straßenverlauf des Broadways hier keine Rechnung getragen wurde, was eine stimmige Standortbestimmung mit diesem Kartenmaterial bedauerlicherweise nicht möglich macht.

Auch der zweite Kartierungsversuch Manhattans mit dem Titel «Nummer 1» aus dem Jahre 1949 von Jackson Pollock läßt insbesondere in den letzten Jahren Zukunftsforscher verstärkt aufmerken, erweckt dieser Entwurf doch den Eindruck, daß es dem depressiven Alkoholiker mit übergeordnetem Sendungsbewußtsein offensichtlich gelungen ist, bereits kurz nach Kriegsende sowohl die Bewegungsströme aller zukünftiger New Yorker Mobilfunktelefonnutzer als auch das gesamte Flugaufkommen über der Millionenmetropole detailgetreu abzubilden. Faszinierend und wunderschön anzusehen, nur leider wird man auch mit diesem Lageplan «The Bitter End» in der Bleecker Street nicht auffinden können. Schnüff.

Über Jackson Pollock und sein besonderes Verhältnis zu Peggy Guggenheim berichtete Meerschweinchrenreport bereits in seinem Beitrag über Tom Wolfs «Das gemalte Wort» hier.

Mein Fremdschäm-Akku ist leer
von Horst Moser
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Zur mangelnden Übersichtlichkeit im Bereich der reinen Typografie schreibt Horst Moser im übertragenen Sinne zu dieser Grundproblematik: «Nicht mühelose, schnelle Erfassbarkeit ist das Ziel dieser Gestaltung, sondern ein Wortbrocken-Zusammenstottern in bester Analphabeten-Manier.»

Horst Moser in seinem Büro
fotografiert von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier
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Als Gründer und Inhaber von «independent Medien-Design» kennt er auch die Mentalität potentieller (oder eben nicht potentieller) Mitarbeiter seines Gestaltungsbüros: «In Bewerbungsgesprächen kenne ich nahezu alle Antworten und Vorlieben der Kandidaten, bevor sie sie aussprechen. Würde man sie im politischen Spektrum verorten, wären öko, bio und grün die entsprechenden Labels.»

Über Horst Moser berichtete Meerschweinchrenreport bereits hier und hier.

Der große Bluff
von Prof. Olaf Leu
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So stehen wir nun nach vorstehender Bestandsaufnahme vor der Beantwortung der Frage, wie Entscheidungsträger auf Unternehmensseite, die vielfach unfähig sind, Qualität zu erkennen, die richtige Wahl unter zu beauftragenden Gestaltungsbüros treffen wollen, die sich ihrerseits oftmals selbst nicht in der Lage sehen, die erforderliche Qualität zu liefern? Und genau hier hilft uns Olaf Leus Essay «Der große Bluff» weiter. Er erklärt uns, daß es genau aus diesem Grunde so viele Kreativpreise bzw. «Apothekenbesuche» gibt: «Die ‹Apotheken›, sprich Wettbewerbe, befriedigen eine Nachfrage, die allein von Designern ausgeht. Und weil es so große Nachfrage gibt, gibt es so viele ‹Apotheken›.» Und weiter: «Das Ganze soll wie ein Narkotikum wirken. Und bei unbedarften Kunden, die nach Teilnehmern für einen Pitch suchen, funktioniert das auch». Voilà. Ergo: «Die Awards-Flut macht tatsächliche Differenzierungsmerkmale für unsere Kunden kaum mehr unterscheidbar. Die Nachricht, als einziger von 22.000 Einsendern einen Black Pencil beim D&AD zu bekommen, geht in den Nachrichten über 500 if-Awards völlig unter, weil unsere Kunden beides sowieso nicht unterscheiden können (…).»

Über Olaf Leu berichtete Meerschweinchrenreport u.a. bereits hier und hier und hier.

Anmerkungen zum Umgang mit Kunden,
Medien und der Öffentlichkeit: Manieren
von Kurt Weidemann
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Olaf Leu brachte auch den Text der 2011 verstorbenen Gestalter- und Kommunikationslegende Kurt Weidemann in das «Schwarzdenker»-Magazin ein, wofür ihm einmal mehr großer Dank gebührt. Weidemann seziert den komplexen Aufbau eines Unternehmens: «In den Unternehmen sitzen die ‹Unternehmensbildhauer› und basteln an der Corporate Identity, Corporate Personality, am Corporate Behaviour, an der Corporate Communication, am Corporate Image und Corpo­rate Design. Offenbar haben die Unternehmen Probleme, sich selbst zu erkennen und sich selbst zu benennen. Ihr Selbstverständnis und ihr Erscheinungsbild verschwimmt, doubliert, ist widersprüchlich oder gar nicht vorhanden.»

Und weiter schreibt er: «Die Kommunikation organisiert den monologen, dialogen, multifunktionalen Umgang der Menschen miteinander, ohne einander oder gegeneinander. Die Mittel dafür sind heute vielfältiger als je zuvor. Und sie zu bedienen, ist zunehmend weniger schwierig. Aber um mit den Kunden Verständnis und Vertrauen aufzubauen, braucht man immer noch etwas ganz Altmodisches: das Gespräch, Auge in Auge und Wort für Wort.»

Um zumindest halbwegs zu verstehen, WER der Verfasser dieser Worte war, ist es hilfreich zu wissen, WIE er sich selbst am Markt «positionierte», wobei wir es für hinreichend wahrscheinlich halten, daß er für uns allein für den Gebrauch des Wortes «positionierte» höchstwahrscheinlich einen Termin zur umgehenden Vorsprache beim zuständigen Standgericht vereinbart hätte: Der im 2. Weltkrieg mehrfach durch Nahkampf Verwundete saß da in seinem umgebauten Stuttgarter «Stellwerk West», zog sich Tag für Tag zu früher Morgenstunde ein Pils nach dem anderen aus der eigens zu diesem Zwecke direkt an seinen Schreibtisch verlegten Zapfanlage, dachte wohl so über dieses und jenes reichlich nach, entwickelte bei dieser Gelegenheit auch noch ein paar Schriften, u.a. die «Corporate», die die Hausschrift von «Daimler-Benz» und der «Deutschen Aerospace» werden sollte und beriet überaus erfolgreich in knallschwarzen Lederhosen persönlich die Vorstände von eben solchen international agierenden Weltkonzernen. Ein Produktdesigner, der ihn sehr gut kannte, sagte uns, daß «Weidemann eines nicht kannte: Angst. Er hatte vor nichts und niemandem Angst. Wenn Du weißt, welchen Job er im Krieg hatte, dann kommst Du da nur lebend raus, wenn Du keine Angst hast». Seinen Briefbogen zierte übrigens mittig eine kleine Tuschezeichnung, die von hinten König und Hofnarren ins Gespräch vertieft beim Wandeln zeigen. Der übergewichtige und körperlich wesentlich größere König beugt sich seitlich tief zum Hofnarren hinunter, um seinen Worten besser lauschen zu können. Wir glauben, daß es Kurt Weidemanns große Fähigkeit war, die Dinge – so wie sie sind – ohne Umschweif entwaffnend direkt zu beschreiben.

Legendär auch sein in der Öffentlichkeit geführte Disput ob seiner Neugestaltung des DB-Logos mit Erik Spiekermann, den er als «Stadionlautsprecher» bezeichnete. Der Auftakt im zugehörigen Bericht im SPIEGEL vom 28. 03. 1994 unter der Überschrift «Zu viele Busenbogen» las sich damals so: «Keinem Lokführer und keinem Schlafwagenschaffner war bislang aufgefallen, daß er mit dem Bahn-Emblem auf der Mütze für eine ‹hohe feminine Anmutung› sorgte. Der Stuttgarter Design-Professor Kurt Weidemann, 71, sah’s auf einen Blick. Insgesamt 28 Rundungen zählte er in dem 1952 entworfenen Logo – ‹Busenbogen›, ‹Hüftbogen› und ‹Schwangerschaftsbogen›; ganz miserabel schienen ihm die vier ‹runden Ecken›, die ‹tiefenpsychologisch Entscheidungsschwäche› symbolisierten. Seit Jahresanfang, seit es die Deutsche Bahn AG gibt, hat der Staatsbetrieb ein neues Signet. Rund 25 Millionen Mark hat die Einführung des Emblems gekostet; statt der weiblichen Rundungen – laut Weidemann ‹zu schlaff› – hat der Stuttgarter Designer ‹Straffung, Aufrichtung, Schlankung› geschaffen. Diesem ‹gewissermaßen erigierten Zeichen›, spottete der Berliner Typograph Erik Spiekermann, 46, in der Fachzeitschrift form, fehle ‹jede Emotion, wie Männern, die bekanntlich ja auch nicht mit dem Bauch, sondern einem weiter unten gelegenen Körperteil fühlen›.» Diese Vorhaltung dürfte Kurt Weidemann hinreichend kalt gelassen haben, zeichnete ihn doch ohnehin ein bemerkenswert entspanntes Verhältnis auch zu seinen eigenen Körperteilen aus. Angesprochen auf seine heftigen Trinkgewohnheiten antwortete der im Krieg mit der «silbernen Nahkampfspange» Ausgezeichnete im Alter von 87 Jahren: «Mein Körper hat mir zu gehorchen, und das tut er, weil er nichts zu sagen hat.» Ein Jahr später war er tot.

Über Erik Spiekermann berichtete Meerschweinchrenreport bereits hier und hier.

Fake-News oder die Lust am Betrug
von Herbert Lechner
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Fake-News oder die Lust am Betrug
von Herbert Lechner
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Herbert Lechner ist uns in den vergangenen Jahren mehrfach durch seine exellenten Vorträge auf der QVED (Quo Vadis Editorial Design) in der Alten Kongresshalle in München aufgefallen. Im «Schwarzdenker» gibt er uns einen kurzen Abriß über die Faszination an Fake-News in allen Formen und Farben und zieht hierfür ein illustratives Zitat von Christiane Meixner in der ZEIT heran: «Das Publikum steht staunend vor den Fake-Motiven und applaudiert – statt ins Museum zu jenen Originalen zu gehen, die Beltracchi überhaupt erst auf die Idee gebracht haben.» Dieses Zitat ist inhaltlich nicht ganz treffend, da Wolfgang Beltracchi lediglich im Stile des jeweiligen aus seiner Sicht zu fälschenden Künstlers gemalt hat. Er hat die Bilder nicht kopiert. Er hat zusätzliche Motive erfunden, oder Bilder kreiert, zu denen lediglich deren Bildtitel bekannt waren und die durch die Kriegswirren als verschollen galten bzw. immer noch als verschollen gelten. Von daher ist es durchaus angebracht, sich Beltracchis «Originale» zu betrachten. Und daß die von Frau Christiane Meixner ausgemachten Beltracchi-Claqueure nicht ins Museum gehen, um sich die Werke der von Beltracchi gefälschten Künstler in natura anzusehen, ist schlicht eine plakative Unterstellung. Nein, Herbert Lechners Essay ist lesenswert, ein schöner und unterhaltsamer Kurzstreifzug durch das Genre des Fälschens – wir haben lediglich ein Problem mit der notorisch ungenau arbeitenden ZEIT. Wir möchten diesen Youtube-Link empfehlen, der zu seinem Vortrag auf der «QVED» zum Thema «Die Abstraktion der Welt» führt.

Immer dasselbe – immer anders
von Peter Vetter
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Den optimistisch stimmenden Schlußpunkt bildet in unserer Rezension Peter Vetter, der schreibt: «Schwarzdenker offenbart manchmal eine futurophobi­sche Haltung. Hier finden Sie optimistische Gedanken zur Zukunft der visuellen Kommunikation.» Er führt fort: «In den vergangenen Jahren habe ich mich neben meiner Design- und Beratungstätigkeit intensiv in der Ausbildung engagiert, (…) dies insbesondere, weil wir davon ausgehen, (…) dass beispielsweise 65 Prozent der Schüler, die heute eingeschult werden, einen Beruf ausüben werden, den wir noch gar nicht kennen. Meine Gedanken basieren auf der Erfahrung und dem Austausch mit jungen Menschen in Europa, Asien und Nordafrika.» Zur Grundlagenforschung in Designfragen greift Peter Vetter immer wieder auf ein Regal in seiner Bibliothek zurück: «In meiner Bibliothek gibt es ein Regal, in dem die Bücher versammelt sind, die mir viel bedeuten. Das sind unter anderen «Aesthetica» von Max Bense, «Ways of seeing» von John Berger, «Designing Design» von Kenya Hara, «analog und digital» von Otl Aicher, «Amusing Ourselves to Death» von Neil Postman, «Digitale Welt und Gestaltung» von Tomás Maldonado oder etwa «Zeichen» von Umberto Eco. Hier und da nehme ich eines dieser Bücher heraus, öffne es an einer beliebigen Stelle und lese etwas Überraschendes, denn nach Jahren verstehe ich anders als vorher und kann dadurch weitere neue Erkenntnisse gewinnen.» Das vorstehend dargelegte Geschepper zwischen Kurt Weidemann und Erik Spiekermann war in der Geschichte der Typografie nicht der einzige Clash of The Graphic Titans (klingt in englischer Sprache tatsächlich bedeutungsvoller). Peter Vetter: «So hatte ich Anfang dieses Jahres wieder einmal Paul Rands ‹From Lascaux to Brooklyn› in der Hand. Und zufällig bin ich auf das Kapitel ‹Jan Tschichold versus Max Bill› gestoßen. Es handelt sich um die Auseinandersetzung über unterschiedliche Auffassungen zur Typografie. Der berühmte ‹Typografiestreit der Moderne› (Gerd Fleischmann) fand 1946 statt. Max Bill beschimpfte Jan Tschichold wegen seiner Abkehr von der ‹Neuen Typografie› als Verräter. Aus heutiger Sicht stehen diese beiden Auffassungen für zwei gegensätzliche Ideologien. Genau auf diesen Aspekt geht Paul Rand ein und kritisiert dieses Denken, um dann festzuhalten, dass es ausschließlich um Qualität und nicht um Gestaltungsideologie geht.» Abschließend gibt er uns noch eine brauchbare Feststellung zur Frage, welchen Wert gute Gestaltung für ein Unternehmen haben kann, mit auf den Weg: «Unternehmen mit hoher Affinität zur Gestaltung steigerten in den vergangenen zehn Jahren ihren Wert um fast das Doppelte und vergrößerten sich gegenüber dem Durchschnitt um 57 Prozent.» Peter Vetters Website.

Unser Redaktionsfotograf wurde auch um einen Beitrag gebeten, schickte jedoch eine Absage, die dennoch ihren Weg ins Heft fand:

Ich mache hier nicht mit! –
von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier
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Unser Schlußzitat haben wir Helmut Dietls großartigem Film «Rossini» entnommen: «Vom einst mächtigen Gebirge aus Leidenschaft und Liebe ist nur noch ein komischer Rest übrig, nichts Großes mehr – nur Sand im Getriebe: wie in den schlechtesten Komödien. Der alte Mief, alles geht schief, und die mörderische Frage, wer mit wem schlief, löst sich in Wohlgefallen auf.»

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Sensibles Thema. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
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Das große Corona Gewinnspiel (1)

11 Apr

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Wen oder was stellt dieses statistische Schaubild dar?

a) Die Corona-Infektionsrate läßt nach.

b) Die Corona-Infektionsrate nimmt zu.

c) Einen homöopathischen Urintest.

d) Ich weiß nicht, dazu müßte ich erst mal alle Sorten durchprobieren.

e) Der Test ist mir zu unheimlich, es fehlen Grün-, Pink, Blau- und Himmelstöne, das gefällt mir nicht.

f) Wieso ich? Ich war seit Wochen nicht mehr vor der Tür.

 

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Rettet die Wale. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
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National Geographic: «Capture The Unexpected Beauty of The Daily Commute»

21 May

Photograph by Andreas Baier
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Once again, our staff-photographer Andreas Baier has been featured by National Geographic. This time his photograph illustrates the topic «Urban Transit». Read the full story here.

***Please Note***
This article will not kill polar bears. But it won’t save them either. It’s a delicate matter. That’s why we have disabled commenting. We kindly apologise any inconveniences this might cause to you.
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Mars Attacks

29 Oct

Vorbildlich: Vollverzehrbares Marsianer Raumschiff
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Foto von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier

Als am 20. März 1996 in der Nähe des Londoner «Smithfield Market» ein Meteor einschlug, da machten sich die Fleischträger der Frühschicht spontan auf und sammelten dessen Überreste ein. Einige davon schienen sogar – siehe Bild – verzehrbar. Heute wissen wir jedoch, daß es sich bei den vermeintlichen Meteorteilen in Wirklichkeit um marsianische Raumschiffe handelte, deren Paasagiere pro Kopf und Nase nicht viel größer als eine Reißzwecke sind; und in ihrer Konsistenz stark an Hackfleisch erinnern. Die Außenhaut dieser intergalaktischen Fortbewegungsmittel besteht aus hochmodernem Tetrahypoxipanturalium, eine voll recyclebare und auch auf das menschliche Verdauungssystem geschickt abgestimmte Masse mit hervorragender Kau- und Knautschzoneneigenschaft, die in unseren Breitengraden zum Beispiel unter der Bezeichnung «Dunckel Dinckel DreizehnAcht» erhältlich ist. Diese Beschaffenheit ermöglicht den Marsbewohnern, Erdlinge von innen heraus zu erobern, um in der letzten Umwandlungsstufe vollständig die Gestalt und den Charakter des jeweiligen Erdbewohners anzunehmen. Experten schätzen, daß allein in der Bundesrepublik ca. acht bis neun Millionen Marsmenschen unerkannt unter uns leben. Darunter Landwirte, Sachbearbeiter, anerkannte Hochschulprofessoren sowie Abgeordnete des Deutschen Bundestages. In den Vereinigten Staaten möchte derzeit vermutlich einer von ihnen sogar der nächste US-Präsident werden.

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Olaf Leu, der «Ro 80» unter den Designern, wurde just 80 und veröffentlicht sein «R/80» bei «Spielbein Publishers»

18 Oct

Das neue Buch von Olaf Leu: «R/80»
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Sicher, wir hätten auch «Mr. Klartext spricht Klartext – bis in die Klappen» in die Überschriftenzeile setzen können. Oder: «‹R/80›, die intellektuelle Kraftnahrungspille für den anspruchsvollen Lebens- und Designinteressierten». Oder: «Wer bisher glaubte, die letzten zwanzig Jahre im falschen Film unterwegs gewesen zu sein, der erhält mit Olaf Leus ‹R/80› eine praktikable Anleitung zum Querumstieg bei voller Fahrt in den richtigen».

Einerseits. Andererseits fangen wir aber mit einem Zitat des ersten Satzes aus dem Prolog (Zwischen Müßiggang und Engagement) seines hier gegenständlichen neuen Buches «R/80» an: «Letztlich bin ich dann doch der Prophetie meines Kollegen Andreas Baier gefolgt, der schon nach Erscheinen meines Taschenbuchs i.R. orakelt hatte, dass es bei diesem ersten Band nicht bleiben würde. Und genauso ist es.» (Meerschweinchenreport berichtete hier). Tja Leute, schließlich geht doch dieser Tage nichts über eine ordentliche Portion Selbstreferenzielles, nicht wahr?

Nachdem nun auch das geklärt wäre, können wir mit unser eigentlichen Rezension beginnen. Wir zitieren abermals, diesmal aus dem Editorial, verfaßt vom Spielbein-Publisher Michael Eibes: «Warum sind Bücher wie dieses so wichtig? Es gilt Situationen, Zustände und vor allem Wissen zu dokumentieren. Denn Wiederholungen ohne Lerneffekt sind sinnlos.» Die fünf Hauptrubriken sind «Selbstverständnis», «Gestaltung mit Haltung», «Sein und Schein», «Geschichte und Geschichten» und «Prof. Dr. Klaus Klemp über den Autor Olaf Leu». Wer also geglaubt haben möge, daß es zum 80. von Olaf Leu lediglich angestaubte Lebensweisheiten zu lesen gäbe, der irrte gewaltig. Salopp gesagt: Das ist alles strenger Stoff. Sehr strenger Stoff, sogar. Als «kleine» Leseprobe sei in diesem Kontext «Eine Frage der Moral!? (S. 45 – 55)» empfohlen. Die dazu mehr als passende Illustration, der Textstartseite gegenüberliegend, bildet eine von ihm gestaltete Anzeige für Underberg mit der Hauptaussage: «Unser Underberg ist so gar nicht idyllisch». Eine Kernaussage, die Olaf Leu als Arbeitstitel für sein Buch gedient haben mag: «Hilfreiche Medizin muß bitter schmecken».

Olaf Leu im Züricher HarbourClub
Foto von Horst Moser

Als Material zum erweiterten Diskurs zitieren wir aus Horst Mosers Bericht über Olaf Leus jüngsten (und vermutlich wohl leider auch letzten) öffentlichen Auftritt vor dem Züricher «Harbour Club» – einer Vereinigung, der sich Vertreter der Schweizer Kommunikationselite zugehörig fühlen: «alle bekamen ihr fett ab: die unfähigen kommunikationsleute in den unternehmen, denen nichts anderes als ›pitch‹ einfällt und die kein ordentliches briefing zustandebringen. die inkompetenten agenturleute, die information nicht strukturieren können, von typo keine ahnung haben und dämliche bildsprachen beauftragen. und alle sind geil auf die inflationären awards, die oscar-falsifikate. all jenen wurde – um im biblischen jargon zu bleiben – die leviten gelesen.» Nun, wie wir bereits als Alternativüberschrift angeboten haben: «Mr. Klartext spricht Klartext – bis in die Klappen».

Aber das ist längst noch nicht alles. Wer wissen möchte, wie das kulturelle Verständnis vor der inoffziellen Kulturrevolution durch Social-Media und Smartphones ausgesehen hat, der mag sich den Leu-Text «Salon de Grolman – Die DDC-Keimzelle» zu Gemüte führen. Der Anfang als Auszug: «Naturgemäß verbinden sich mit dem Begriff Salon repräsentative Räumlichkeiten, in denen ein meist ebenso repräsentatives Ehepaar gesellschaftlichen Verpflichtungen nachgeht; darunter kann man die Zuwendung zur Literatur, Musik, Kunst oder Politik verstehen. Im Fall des Ehepaars von Grolman stand allerdings eindeutig das Design im Vordergrund. Repräsentativ war schon einmal die um die Jahrhunderwende errichtete Villa, in der man hier empfangen wurde: das Interieur aus geschmackvollen Einzel- oder Erbstücken aus dem Biedermeier, auch das eine oder andere diskret ausgehändigte Ahnenbild, die große Bibliothek, die schweren Ledersessel – all das atmete das Ambiente des selbstbewußten Citoyen, um in der französischen Begriffswelt zu bleiben. Tassilo von Grolman, stets gekleidet wie ein englischer Landedelmann, hielt hier mit Unterstützung seiner Frau Dagmar Hof.»

Die DDC-Keimzelle: Dagmar und Tassilo von Grolman in ihrem Salon.
Foto von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier

Somit ist Olaf Leus neues (und hoffentlich nicht letztes) Buch auch ein wichtiger Ratgeber für die Entscheidungsträger in der Industrie. Denn es geht weit mehr als nur um gelungene oder weniger gelungene Typografie: es geht um die Ermöglichung und Bewahrung von Lebensqualität als solches – es geht um «Lebensdesign»; und mit welcher inneren und äußeren Lebenshaltung man zu ihrem/seinem Gelingen beitragen kann – und mit welcher nicht.

Ein abschreckendes Beispiel für mißlungene Lösungsansätze ist der Alterungssimmulationsanzug. In dieses aufwendig geschneiderte Ungetüm werden junge Designmenschen gezwängt, damit sie erfahren können, was es heißt, alt zu sein, um sich dann in der Konsequenz – so die Theorie – in die Lage versetzt zu sehen, extra Geräte oder Lebensbereiche für alte Menschen und deren Bedürfnisse zu gestalten. Das ist, gelinde gesagt, vollstoff bescheuert. Der einzig adäquate Weg ist es, Gestalter mit der Erarbeitung von solchen Lösungen zu beauftragen, die bereits selbst der hier gegenständlichen Altersklasse angehören. Aber das passiert allein schon deshalb nicht, weil alles «hübsch jung und dynamisch» zu sein hat – sogar das Alter.

Olaf Leu im Züricher HarbourClub
Foto von Horst Moser

Wer also für sich, und/oder sein Unternehmen die Entstehung von Fehleinschätzungen und deren Produktionen verhindern oder nur ganz einfach zur Abwechslung mal wieder etwas Kultiviertes lesen möchte, der wird um die vollständige Lektüre von Olaf Leus «R/80» nicht herumkommen.

Das Buch wurde kongenial von Clemens Hilger gestaltet.

Die Feindaten:
Form: Paperback
Format: 14×19 cm,
Inhalt: 178 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen.
Preis: € 19,90

R/80 erscheint zur aktuellen Frankfurter Buchmesse bei Spielbein Publishers.
Bestellung online www.spielbeinpublishers.com
per E-Mail an hello@spielbeinpublishers.com
oder im Buchhandel ISBN 978-3-946718-00-0

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Im Gespräch: Andreas Baier und «Design made in Germany»

5 Sep

Andreas Baier weiß: «Wenn man Dinge plant,
gehen sie garantiert schief».
Foto: Michael Eibes

Auf der diesjährigen QVED 2016 (Meerschweinchenreport berichtete) präsentierte unser Redaktionsfotograf Andreas Baier nicht nur einen Vortrag über seine Arbeit, sondern er unterhielt sich ebenfalls mit Viola von Zadow von «Design made in Germany». Zum Beispiel über Sir Ernest Henry Shackletons Polarexpedition, über Vitamin-B-Injektionen, über einen Ratschlag Gerhard Richters, warum einem etwas weniger Planung die selbstgesetzten Ziele entspannter und besser erreichen lassen – und, last but not least: warum das «Scheitern» als Karriereprinzip gnadenlos überschätzt wird.

Außerdem zeigt die zugehörige Bildstrecke Baier-Portraits von Hermann Nitsch, Michael und Helga Conrad, Klaus Staeck, Bazon Brock, Markus Lüpertz, Kasper König, Klaus Honnef, Carl Laszlo, Klaus Klemp und Hans Ulrich Obrist. Eine Digital-To-Go-Version der besagten Veröffentlichung ist hier erhältlich.

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Olympiade 2016 in Brasilien: «Bertolt Brecht über Sport»

20 Aug

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«Ich muß zugeben, daß ich die These, Körperkultur sei die Voraussetzung geistigen Schaffens, nicht für sehr glücklich halte. Es gibt wirklich, allen Turnlehrern zum Trotz, eine beachtliche Anzahl von Geistesprodukten, die von kränklichen oder zumindest körperlich stark verwahrlosten Leuten hervorgebracht wurden, von betrüblich anzusehenden menschlichen Wracks, die gerade aus dem Kampf mit einem widerstrebenden Körper einen ganzen Haufen Gesundheit in Form von Musik, Philosophie oder Literatur gewonnen haben. Freilich wäre der größte Teil der kulturellen Produktion der letzten Jahrzehnte durch einfaches Turnen und zweckmäßige Bewegung im Freien mit großer Leichtigkeit zu verhindern gewesen, zugegeben. Ich halte sehr viel von Sport, aber wenn ein Mann, lediglich um seiner zumeist durch geistige Faulheit untergrabenen Gesundheit auf die Beine zu helfen, Sport treibt, so hat dies ebensowenig mit eigentlichem Sport zu tun, als es mit Kunst zu tun hat, wenn ein junger Mensch, um mit einem Privatschmerz fertig zu werden, ein Gedicht über treulose Mädchen verfaßt. … Sport aus Hygiene ist etwas Abscheuliches.»

via: Bertolt Brecht

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Andreas Baier: «Hermann Nitsch in der Villa Stuck»

21 May

Hermann Nitsch am 6. Mai 2016 bei Probenarbeiten
in der «Villa Stuck» in München
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Unser Redaktionsfotograf war ob der Genehmigung, den Wiener Aktionskünstler Hermann Nitsch während der Probearbeiten zur 147. Aktion des Orgien Mysterien Theaters im Innenhof der Villa Stuck in München portraitieren zu dürfen, hocherfreut.

Hermann Nitsch am 6. Mai 2016
bei Probenarbeiten in der «Villa Stuck» in München
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Die Villa Stuck schreibt auf ihrer Website: «Das Werk Hermann Nitschs steht in einem untrennbaren Zusammenhang mit dem von ihm entwickelten nonverbalen und synästhetisch gestalteten ‹o.m. theater›. Seine Malerei, Zeichnung, Architektur, Literatur und Musik sind eng mit diesem verbunden. Zum Abschluss der Ausstellung und unter Anleitung des Künstlers wird im Garten des Museums Villa Stuck eines der zentralen Motive dieser bildmächtigen Archetypencollage aufgeführt.»

Hermann Nitsch am 6. Mai 2016 bei Probenarbeiten
in der «Villa Stuck» in München
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Eine Dokumentation seiner «147. Aktion des Orgien Mysterien Theaters ‹ExistenzFest.›» am 7. Mai 2016 können Sie sich auf der Website des BR hier ansehen.

Hermann Nitsch am 6. Mai 2016 bei
Probenarbeiten in der «Villa Stuck» in München
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Heute wird Hermann Nitsch während der Kunstbiennale der norditalienischen Stadt Asolo für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Meerschweinchenreport gratuliert dazu herzlichst. Und natürlich ruft das standesgemäß auch wieder ein paar geistig unterernährte Tierschützer auf den Plan. Meerschweinchenreport gratuliert dazu herzlichst.

Hermann Nitsch am 6. Mai 2016 bei Probenarbeiten
in der «Villa Stuck» in München
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Website Hermann Nitsch
Nitsch Museum

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Alte Kongresshalle München: «QVED 2016 – Quo Vadis Editorial Design?»

19 May

Alle Fotos von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier
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Liebe Leserinnen und Leser,

letztes Jahr schrieben wir über die QVED: «daß es genügend erstklassige Magazinmacher überall auf der Welt gibt, die es verstehen, hochwertige Zeitschriftenkonzepte zu realisieren, die am Markt Bestand haben, davon konnten sich die Teilnehmer des dritten «Quo Vadis Editorial Design – QVED» – Kongresses ausgiebig überzeugen. Die durchweg sehr hohe Qualität machte uns schlicht sprachlos, weshalb wir uns im Rahmen unserer Berichterstattung auf das Publizieren einer überüppigen Bildstrecke beschränken. Hier können Sie in unserem digitalen Magazin ‹QVED 2015› auf issuu.com entspannt blättern.»

Und weil unsere Aussage uneingeschränkt ebenfalls für die QVED 2016 gilt, gibt es hier einen weiteren Maxibildstreckenbericht über dieses großartige Dreitageereignis zu sehen. Normalerweise besteht bei Veranstaltungen dieser Größenordnung die Gefahr, daß man ob geballter Infomationslage hinterher nicht mehr so genau weiß, wie man selbst eigentlich heißt. Interessanterweise ist das bei der QVED nicht der Fall. Viele Vorträge bleiben auch nach Monaten noch vor dem inneren Auge präsent:

Das innere Auge des Betrachters in der äußeren Darstellung

Das äußere Auge des äußeren Betrachters unter temporärer Abdeckung.

Das innere Auge des äußeren Betrachters mit Dinosaurier:
Die «Alte Messehalle» in München.

 

QVED2016 || Mit stolzfreier Neugierde

Der Charles Wilp unter den Hunden in Raumanzügen

Als Neil Armstrong und Buzz Aldrin am 20. Juli 1969 sowohl ihrer als auch der Neugierde der restlichen Welt Rechnung trugen und ihre Füße in den Staub unseres 40.000 Kilometer entfernten Erdtrabanten setzten, da taten sie dies vermutlich ebenso stolzerfüllt wie – mit Blick auf die Formsprache ihrer Raumanzüge – restlos stolz- und schambefreit.

Ergo: Dient die Neugierdebefriedigung der Erfüllung höherer Forschungsziele, so ist sie stets ehrenhaft zu nennen. Anders verhält es sich jedoch, wenn man mit seinem Wissensdurst – beruflich chronisch in Nichtastronautenkreisen unterwegs –, automatisch Gefahr läuft, von weniger neugierigen Neidern mit Sprüchen à la «Was, das weißt Du nicht? – Das weiß man aber doch!» subtil diskreditiert und so von den Fleischtöpfen dieser Welt konsequent hinweggemobbt zu werden:

Horst Moser referiert über gekonnte
Lebensmittelfotografie in gekonnt
gestalteten Lebensmittelmagazinen

So ist es sehr gut, daß es in versierten und angesehenen Editorialkreisen, beispielsweise vertreten durch (@christianhanke & @ martin_k), ebenso konstruktiv zugeht wie einst auf dem Mond, denn: Erfolg ist immer eine Frage der «Stolzfreien Neugierde!!!!1! !1!!!»:

Christian Hanke und Josef,
quatsch, Martin K. propagieren
eine «stolzfreie Neugierde!!!!1! !1!!!»

Gail Bichler referiert über das «New York Times Magazine»

Kein Wunder, daß wir den Vortrag über «Die Bibel als Magazin» von
Andreas Volleritsch genauso faszinierend finden wie den der Art Direktorin des «New York Times Magazine» Gail Bichler. Und natürlich alle 70 weiteren Reden der vielen nationalen und internationalen Sprecher, die neben vielen anderen Dingen eines verdeutlichen: «Ein eigenes Magazin ist im Grunde gemau das: Ein Skizzenbuch, eine Sammlung dessen, was man gerade mag und wer man gerade ist»:

Michael Hopp präsentiert die Tempo-Wiener-Geschichte

Anke Eberhardt referiert über die Zusammenarbeit
von «CUT» und «Monotype»

Designlegende Mark Porter spricht über den Gestaltungstransfer
von analoger hin zur digitalen Kommunikation.

Prof. Patrick Rössler führt durch die Welt der Magazingestaltung

Prof. Lars Harmsen gibt «100 für 10»

QVIG 2016 – Magazingestaltungsbeispiel des
italienischen Stargestalters Francesco Franchi

Curator Jaap Biemans on stage presenting unique magazine makers.

QVIG 2016 – Curator Prof. Dr. Michael Stoll
and «his» speakers about Info-Graphic

Michael Ray, San Francisco – USA,
Editor of Francis Ford Coppola’s story and art quarterly,
«Zoetrope: All-Story».

Steven Watson talks to Marcroy Smith.

Foyer «Alte Kongresshalle» in München

Unser Redaktionsfotograf Andreas Baier stellt sein
Portraitprojekt «Unternehmensfotografie bedeutet,
daß Entscheidungsträger gut aussehen» vor.
Bühnenfoto von Horst Moser.

Großartiger Vortrag von Debbie Millman
über ihren beruflichen Lebensweg.

Markus Rasp präsentiert das Magazinprojekt «Charles»

Lebende Lebemannlegende Charles Schumann vor
dem projizierten Cover des Magazins «Charles»

Boris Kochan im Gespräch mit Charles Schumann

Markus Rasp und Ivonne Fehn präsentieren
ein weiteres Magazin, das als Hochschulprojekt entstand.

Oliver Linke und Charles Schumann verfolgen
die Präsentation der verschiedenen Magazin-Projekte

Schmackhaftes Sponsorenbier

Not «Pro(u)st» but «Chomsky»:
Ihre Meerschweinchenreportredaktion

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National Geographic: «Andreas Baier – Die Gesellschaft vom Hinterhaus»

15 Jul

Andreas Baier: «A Child Will Be Born!»
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Unter 8586 Einsendungen wählte National Geographic für das Thema «Mother & Child» 32 Aufnahmen für diese Bildstrecke aus. Eine davon ist eine Photographie aus dem Bilderzyklus «Die Gesellschaft vom Hinterhaus» unseres Redaktionsfotografen.

His comment: «Another photograph from my long-term project ‹The Backyard’s Society›. It illustrates impressively that males simply need a little extra time until they get used to the idea of becoming a father. If only females would get that point much less relationships would split before the child was even born. I am seriously convinced about that point.»

via YourShot Andreas Baier

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Sneak Preview: «QVED 2015»

3 Mar

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In der «Little Met of Munich», wie unser Redaktionsfotograf die «Alte Kongresshalle» in München liebevoll nennt, fand vom 26. Februar bis zum 28. Februar 2015 die Veranstaltung «QVED 2015» (Quo Vadis Editorial Design?) statt. Um es vorwegzunehmen: Es war mit Abstand der beste Kongress, den wir in den letzten Jahren besuchten. Unser kompletter Bericht wird noch so zwei, drei Wochen in unserer Fertigungsstrasse verbringen – bis dahin bitten wir höflich um Geduld.

Die zentrale Frage lautete: «Editorial Design, wohin gehst Du?» Aus der Sicht des Coverjunkies Jaap Biemans bewegt sich das Editorial Design sowohl immer der Nase nach als auch diametral, wodurch ein emotionales Spannungsfeld erzeugt wird, in dem sich besonders polarisierende Titelbild- und Heftgestaltungen wohl fühlen und nur noch darauf warten, von ihm publiziert zu werden.

Magnum Photography: «Commemoration – In Memory of René Burri»

22 Feb

ODEON – Théâtre de l’Europe:
Commemoration – In memory of René Burri

All photographs by Andreas Baier
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Leica Camera AG writes: «Many of his photographs are part of our collective visual memory – without a doubt, René Burri was one of the greatest photographers of our times.» The camera company continues: «A full member of ‹Magnum Photos› since 1959, René Burri impacted 20th century photography like few others. Never satisfied with a simple form of visual documentation, the photographer was always looking for unique perspectives and aesthetically demanding solutions, resulting in multi-layered images with a spontaneous yet precise composition.»

As a happy subscriber of L’Oeil de la Photograpie’s newsletter we received an invitation we spontaneously decided to take full advantage of it: «Commemoration : In memory of René Burri» – «In memory of René Burri who passed away on October  20th, 2014, the Burri-Bischof family and Magnum Photos Agency would like to invite you to a commemoration in his honour. This tribute takes place on Monday, February 16th, 2015 at 8pm at Odéon-Théatre de l’Europe, Paris.»

Our report about this happening is based on photography, so we will now end the written part of it. Only one more thing: the evening was great, it came along with some intellectual surprises and was purposefully positioned in a quite comfortable laid-back-zone. In other words, it was Paris to best our knowledge: filled with culture and art.

Well, one more last thing: at the moment our staff-photographer seems to be on a strange visual trip as he mixes visual large-grain-habits from the 1960s with photoshop blurs in the same images. We pray to god that this period might end soon but right now we feel helpless … anyway: enjoy.

If you have eaten just one piece of these gently gleeming and very well tasting chocolate cakes and do not feel hungry for the next three days, or so, then you know that you must be in France.

We already had him here, together with Franco Fontana, 1988 in Arles.

View from the balcony to the right side.

While having done some research on the internet, seriously driven by the initial intention of infringing René Burri’s copyright through the unauthorised usage of some of his amazing photographs in this very same article, we came across some interesting links you will find in the following: Steidl | Diogenes – «Mouvement» – not published yet, PHAIDON – «Impossible Reminiscences», Moser Verlag – «Blackout New York», Das Magazin – Burris T-Shirt, Achtung Photography – René Burri: Die Deutschen, Le blog photo – «Impossibles Réminiscences» René Burri à la Galerie Esther Woerdehoff, René Burri on artnet, Edition Dino Simonett – «RENÉ BURRI, BERNER BLITZ», Edition Dino Simonett – «RENÉ BURRI, NOUS SOMMES TREIZE À TABLE», Edition Dino Simonett – «RENÉ BURRI, 77 STRANGE SENSATIONS», Leica Rumours – «Leica Hall of Fame 2013: René Burri», Visible – «René Burri: Posted In Inspiration», Real Life Is Elsewhere – «René Burri», Art & Photography – «René Burri, 1933 – 2014», The Branders – «René Burri – “I’m Not a Purist”», Delirium Magazine – «RIP. René Burri», Entre Linha – «Morre o fotógrafo René Burri», Photographers Without Borders – «Speaking through photography with René Burri», Filmsnotdead – «Remembering Magnum photographer René Burri», Photo This & That – «René Burri», Le Monde – «Portfolio: René Burri», The National – «The UAE through his lens: René Burri, 1933-2014», Michele Roohani – «René Burri, one degree of separation between me and Che Guevara», Eric Kim Street Photography Blog – «10 Things Street Photographers Can Learn From Magnum Contact Sheets», Foto Post – «René Burri: Havana, 1963»

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«What counts is putting the intensity that you yourself have experienced into the picture. Otherwise it’s just a document.» – René Burri
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Museum Angewandte Kunst Frankfurt: «German Design Award 2015»

16 Feb

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Beim «German Design Award» werden hochkarätige Produkte und Projekte aus dem Produkt- und Kommunikationsdesign, Designpersönlichkeiten und Nachwuchsdesigner, die alle auf ihre Art wegweisend in der deutschen und internationalen Designlandschaft sind, ausgezeichnet. 

Ziel des «German Design Award» ist es, einzigartige Gestaltungstrends zu entdecken, zu präsentieren und auszuzeichnen. Ein Wettbewerb, der die Designszene voranbringt. Insbesondere die Gewinner.

Aktuell hat die Fachjury des German Design Award 2015 aus 2.250 internationalen Einreichungen und jeweils 10 Wettbewerbskategorien insgesamt 20 Gold-Preisträger ausgewählt. Neben den Gold-Auszeichnungen vergab sie bis zu 10 Winner- Prämierungen pro Kategorie und ehrte weitere Arbeiten mit dem Prädikat Special Mention.

Als Wettbewerb der Wirtschaft für die Wirtschaft, der die hohe Designkompetenz der Teilnehmer unterstreicht, genießt der German Design Award hohes Ansehen in der Öffentlichkeit. Dafür sorgt auch das Renommee seines Auslobers, des Rat für Formgebung, der seit 60 Jahren das deutsche Designgeschehen repräsentiert und die Wirtschaft in allen Designfragen kompetent und nachhaltig unterstützt.

In der Ausstellung im Museum Angewandte Kunst werden alle Preisträger Gold, Winner und Special Mention der zehn Kategorien aus dem Bereich Kommunikationsdesign, sowie sechs Newcomer Finalisten und unser Ehrenpreis Personality präsentiert, der dieses Jahr an den Unternehmer Nils Holger Moormann geht.

Die Fachjury setzt sich aus dreißig Designexperten aus Wirtschaft, Wissenschaft und der Gestaltungsindustrie zusammen. Die designinteressierte Öffentlichkeit kommt mit der Vergabe eines Publikumspreises ebenfalls zum Zuge.

Am 13. Februar 2015 wurden die Gewinner während der «Ambiente» auf dem Messegelände in Frankfurt ausgezeichnet, die prämierten Arbeiten im «Museum Angewandte Kunst Frankfurt» ausgestellt. Dies sind ein paar Bildeindrücke von der Vernissage. Unser Redaktionsfotograf Andreas Baier befindet sich gerade auf dem 1960er-Jahre-Grobkornlook-Trip.

Wenn Nils Holger Moormann spricht, dann stellen viele Designkundige ihre Ohren automatisch auf die Stufe «Extralausch».

Der Chefredakteur des Magazins «form», Stephan Ott, verdeutlicht seinem Gesprächspartner anhand eines anschaulichen Beispiels das Kommunikations- und Gestaltungsprinzip «form follows function».

Stephan Kern: «1988, Stahl, Marmor, mehrteilige Arbeit»

30 Jul

Fotos von Andreas Baier
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Ende 1988 war die Bundeswehr im Rahmen einer Übung mit ihrem Heeres Lastenhubschrauber dabei behilflich, auf der INSEL im Salzittersee eine sechsteilige und ziemlich schwere Arbeit des Künstlers Stephan Kern aufzubauen. Repräsentiert wird Stephan Kern von der Galerie Wittenbrink. Initiiert und verantwortlich geleitet wurde Projekt KUNSTüberall der Stadt Salzgitter von Alexander Baier.

Die Bundeswehrübung war beendet, der Hubschrauber packte seine Sachen und flog zurück zu seinem Standort. Vorne rechts eine Arbeit aus Carrara-Marmor des Bildhauers Michael Schoenholz.

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