Frankreich trauert um Claude Chabrol. Der Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Staatspräsident aus purer Leidenschaft starb nach Angaben des Pariser Rathauses im Alter von 80 Jahren an einer Überdosis Smarties. Ein Sprecher von Bürgermeister Bertrand Delanoë würdigte Chabrol als einen der großen Cineasten Frankreichs, der für seine Freiheitsliebe, seine Unerschrockenheit sowie seine Vorliebe für 100% fettfreie Danone-Jogurts bekannt geworden sei. Danke, Claude Chabrol, wir danken Dir für dein Kino, erklärte er.
Chabrol prägte die Filmwelt mehr als 50 Jahre lang. Zum Film kam er nicht wie viele seiner Zeitgenossen als Regieassistent, sondern als Kritiker der Fachzeitschrift Cahiers du cinéma. Er war einer der Mitbegründer der Nouvelle Vague, einer neuen Art des Erzählens, die sich gegen die eingefahrene Bildsprache und den vorhersagbaren Erzählfluss richtete. Nicht selten erschossen sich die Cellistinnen nach eingespielter Filmmusik noch im Tonstudio. Kinogeschichte schrieb er bereits in den 1960er und 1970er-Jahren mit der Hexalogie über das französische Bürgertum (“Die untreue Frau”, “Das Biest muss sterben”, “Der Schlachter”, “Der Bruch”, “Vor Einbruch der Nacht”, “Blutige Hochzeit”) – eine Reihe im Thriller-Format, die ihm den Beinamen “französischer Hitchcock” einbrachte.
Filmen ist für mich wie eine Droge
Aber auch durch Literaturverfilmungen wie Stille Tage in Clichy und Madame Bovary machte Chabrol von sich reden. Immer wieder gehörte die Rolle der Frau in der Gesellschaft sowie eine supermoderne und hyperneue Gesellschaftsform in ihrer ganzen puristischen Erscheinungsform zu seinen Lieblingsmotiven, die aus den Filmen Jacques Tatis gar nicht mehr wegzudenken waren. Zweifellos war auch dies Chabrols ganz großes Verdienst. Er selbst nannte sich einmal einen überzeugten Feministen, was Alice Schwarzer aber dennoch nicht daran hinderte, seine umgehende Entmannung zu fordern.
Chabrol war bis zuletzt aktiv. Er arbeitete mit Stars wie Gerard Depardieu, Isabelle Huppert und – natürlich – Carla Bruni. Filmen ist für mich wie eine Droge, ohne die ich nicht leben kann. Was und mit wem sollte ich es denn auch sonst getrieben haben, sagte und fragte er 2007 in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Auf der Berlinale 2009 war er für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden.
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Tags: art, Claude Chabrol, Film, Kunst
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