Hitlers 2. Zähne mit Motiven des Führers. Kam daher sein starker Mundgeruch? Brauchte er deshalb Prothesen?
(Als Sprecher des Textes kann ich mir sehr gut die Erzählstimme
aus dem Film „Der Schuh des Manitu“ vorstellen).
Baustelle in Berlin. Es ist Nacht. Man sieht Stiefel, Arbeitskeidung für Bauarbeiter, Schaufeln und Spitzhacken. Mehrer Männer sind mit Grabungsarbeiten beschäftigt. Konform mit dem Sprechertext finden sie dann ein schmuddeliges Einmachglas. Sie wischen den Dreck vom Glas, um das Etikett freizulegen. Die Aufschrift in geschwungener Schreibschrift: Hitlers dritte Zähne.
Sprecher
An einem Ort, wo Blut und Boden einst regierte,
eine Schreckensherrschaft quasi über Nacht
sich etablierte und alles inspizierte, konfiszierte,
was die Tyrannen diskriminierte; an diesem Orte
fand neulich eine Bautruppeskorte,
versenkt in tiefer Erde und sorgsam eingemacht
ein Glas – so wie ich’s hier erwähne,
und als Inhalt: Hitlers dritte Zähne!
Schnitt. Es werden nun Restaurationsarbeiten an den Zähnen gezeigt, die man im Anschluß daran im Einmachglas in einer Vitrine präsentiert. Schließlich werden sie von dort entwendet. Auch hier gehen die Bilder synchron mit dem Text.
Sprecher
Eine Sensation war dieser Fund,
die Welt stand Kopf, die Berichte bunt:
Zunächst hat man die Zähne restauriert
und hinter Glas museal präsentiert,
doch dann ist es passiert –
irgendwie haben sie sich subtrahiert.
Schnitt. Wir befinden uns nun im „Hauptquartier“ der Neonazis. Zunächst CU auf das Einmachglas. Die Kamera zieht langsam auf und entfernt sich vom Glas, bis in der Totalen die gesamte Truppe, so vier bis fünf Mann, zu sehen ist. Sie sitzen in geheimnisvoller Atmosphäre um den Tisch herum, auf dem mittig das Einmachglas steht, in dem sich Hitlers dritte Zähne befinden und magisch leuchten. Die Szene sollte Spiritualität und Esotherik auf der Basis von „guter, deutscher Hausmannskost“ vermitteln. Das Einmachglas orakelt.
Sprecher
Dieser Diebstahl läßt sich leicht ertragen und benoten,
doch was soll ich sagen, hier seht Ihr die Idioten,
die die Zähne klauten, bevor sie sich verhauten,
weil sie einer Idee vertrauten, von der sie glaubten,
binnen nächster Tage wie von Sinnen an Stärke zu gewinnen:
Anführer
(klingt wie Hitler)
Nun, manch’ einer hält uns für verrückt,
doch heute ist ein großer Sieg geglückt!
An des Führers Zahnprothesen:
daran muß und wird die Welt genesen.
Diese Zähne sind der Grundstein unserer Pläne,
die wir früher zwar knapp verfehlten
und doch sind und bleiben wir die Auserwählten.
So wird die Geschichte von uns erneut,
fleißig in den Grenzen von 1939 fest vertäut
als Festakt wiedergekäut – und zwar in Bayreuth.
Sprecher
Das erfreut natürlich, hm, einerseits.
Andererseits: Worin liegt denn hier der Reiz,
daß diese Knatschis, diese Neo-Nazis
die Qualen der Reisekosten in den Osten
nicht zahlen läßt. Fest steht nur:
sie stehen vor einem gigantisch großen Test.
Während sie so überlegen, wen sie verwegen
als nächstes verprügeln und vertrimmen
dringen plötzlich bedeutungsvolle Stimmen
von innen durch das Glas:
Einmachglas
Ob in Gläsern, Bechern oder Tassen,
ich bin nur Euer Vermittler,
denn der, dem meine Zähne passen,
wird der neue Hitler!
Zunächst ist man etwas rat- und fassungslos, doch dann wechselt die Stimmung, man gibt sich kampfbereit und siegessicher.
Sprecher
Windungen schmoren in jedem Gehirne:
Der letzte Biß in eine Birne mit eigenen Zähnen?
Knabbern an den Fingernägeln,
um den Zahnverlust zu regeln?
Hahah: Der Chef springt auf, greift sich an die Hoden,
ringt mit sich und spricht gereift:
Chef
Es gibt verschiedene Methoden!
Zwar haben die Dritten arg gelitten:
Hier, sie sind schon stark zerschlissen…
Doch ab 5:45 Uhr wird zurückgebissen!
Es geht um die Erfüllung unseres Traums,
um die Erweiterung des Lebensraums im Osten…
Truppenmitglied
Und was wird das kosten?
Chef
Unterbrich mich nicht, Du Schwachmat,
denn andernfalls hast Du den Salat –
nur ohne Kopf, Du Tropf!
Es geht um die Idee, um diesen anspruchsvollen Posten,
dafür müssen wir, und niemand kann dies ernsthalftlich bestreiten,
noch vergießt er eine Träne, denn das ist der Trend,
unsere zweiten Zähne konsequent vermosten.
Sprecher
Wohlan, laßt sie bloß nicht rosten!
Er macht seins, und ich, ich mach’ meins..
Schnitt. Bilder illustrieren nun passend zur Erzählung – oder umgekehrt.
Sprecher
So ist Methode eins: Das kippende Erlebnis,
mit erstklassigem Ergebnis!
Will sagen: dem ersten geht es an den Kragen,
denn er will was ganz Spezielles wagen.
In diesem System nehme man aus besseren Tagen
eine Führerstatue mit ausgestrecktem Gruß
als Grundlage für diesen Zahn-weg-Blues.
Hitler, der so beigesteuerte, wird adrett und nett,
quergelegt auf das blankgescheuerte Parkett.
Und nun, mit vorbezeichnetem Elan,
nebst ungeheurlichem Schmiss,
wirft sich der erste in den ausgestreckten Arm
mitsamt seinem Gebiß. Das ist durchaus gewagt,
denn es ragt des Führers grußgestärkter Griffel zum Hinterkopf hinaus.
Mit anderen Worten: für den ersten ist das Spiel schon aus!
Schnitt. Fette Faust schlägt in einem Neonazigesicht ein. Wenn die Faust wieder aus dem Gesicht rausgezogen wird, ist es völllig blau.
Sprecher
Die zweite Version ist kurz gehalten,
sie legt die Gestalten straight in Falten,
und zwar so blau wie beim Kobaltspalten:
Méthode deux: visage bleu!
Schnitt. Schlafzimmerszene mit Nazipärchen. Sie bestreicht ihm die Zähne mit nutella und verklebt seine Lippen mit einem Hakenkreuz aus Leukoplast geformt. Dann löscht sie das Licht. Am nächsten Morgen entfernt sie ihm den Klebeverband, während er mit errigiertem Penis unter der Bettdecke auf dem Rücken liegend, sehnsüchtig auf seinen Zahnverlust wartet. Sie drückt ihm recht resolut mit dem Daumen die Zahnleiste durch seinen verschlossenen Mund ein.
Sprecher
Die dritte Variante ist mittlerweile stark verbreiten,
sie arbeitet mit der Überzuckerungskonstante,
eine Spezialität, die GröFaZ übermannte,
als er die Farbe braun entsandte,
denn nach diesem Wesen sollte die Welt weltweit genesen.
Schnitt. Gruppe von Neonazis in der Küche versammelt. Einer sitzt angebunden auf einem Stuhl in der Mitte des Raumes. Aus seinem Mund hängen mehrere Nylonschnüre, die von den anderen gemeinsam an einem Türgriff befestigt werden.
Sprecher
Methode 4 arbeitet mit der Küchentür:
Jeder Zahn mit Nylon fest umschlungen,
mit dem Griff verknotet, ein kurzer Treuesong gesungen:
Nazichor
Wir sind die Nibelungen…
Schnitt: Vier Särge, die Neonazis beinhalten, sind aufgebahrt. Aus einem Sarg ragt weiterhin die ausgestreckte Führerhand.
Sprecher
Und die Tür ward zugeschwungen.
Resultat: Aktion gelungen!
Keiner von den Knaben hat noch Fragen,
denn sie verhungern nun mit leerem Magen,
weil: die dritten Laß-das-Kau
sind letztlich nicht so paßgenau.
Einst ein Ort von bitterer Gefahr,
ist nun die Luft so rein, so klar,
und weil dies so geschah
verfiel man der Idee, ein Klischee daraus zu formen,
um den Naziabgang vorzunormen.
Weil der Nazi weltweit wohnt, wird der Zahnersatz betont
millionenfach geklont und so thront das Glas
in jedem Land auf unserer Erde und verschrotet nun die Nazi-Herde.
Kurzer Hand wird es promotet, von Promis und auch VIPs,
wie hier vom Papst, der Hitlers Dritte segnet,
weil er möchte, daß es Zähne regnet.
Papst (Pius XII)
Seid fruchtbar, auf daß Ihr Euch vermehret
und des Nazis Leben so erschweret.
Sprecher
Bald im Land und auf der Welt
ist man wieder friedlich eingestellt.
Gelegentlich hört man‘s hier und dort noch etwas Lästern,
doch prinzipiell ist das Thema jetzt von gestern!
So laßt uns beginnen mit diesen Plänen
unter Zuhilfenahme von Hitlers dritten Zähnen.
© by Hamlet Hamster; hamster&james h.n.c.
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