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Wahl-O-Mat Perfekt: «FUD – Fracture Union Deutschland»

17 Sep

Es gibt Parteien, die sind so mainstreaming, daß man sie bei Aufrechterhaltung eines vorstehend noch zu implementierenden Lese- bzw. Verständnisfehlers als hypercremiges Haarshampoo – oder vielleicht auch als semileckeren Brotaufstrich – im sorgfältig gepflegten Eigenheim zart unsynchronisiert zum Einsatz bringen kann.

Dann gibt es aber bekanntermaßen auch Parteien, wie etwa die «Volksfront von Judäa» bzw. die «Judäische Volksfront» oder aber – nicht ganz soo antiquiert – Patienten, pardon, Parteien wie die «Allianz für Menschenrechte, Tier- und Naturschutz (Tierschutzallianz)», die «Partei für die Tiere Deutschland», die «Partei Mensch Umwelt Tierschutz», die Partei «Aktion Partei für Tierschutz» und – nicht zu vergessen – die subtil an den V8-Gemüsesaft erinnernde «V-Partei³ – Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer». Soo viel dezidierter Kleintier- und hirnschutz war nie, wenngleich sich durch letztgenannte Partei Vulkanier höchstwahrscheinlich ausgegrenzt und dadurch diskriminiert fühlen dürften. Hier ist der Bundeswahlleiter gefragt.

Waren es im Jahre 2013 37 Parteien und 2017 schon 42 Parteien, die sich um die Gunst des Wählers bemühten, so sind es 2021 bereits 47 Parteien. Diese Menge an individueller Ausdruckskraft bei gleichzeitig gewachsenem Verständnis für das spachlich nicht immer ganz einfach abgefaßte Parteiengesetz der Bundesrepublik Deutschland ist beeindruckend – und dürfte auch erklären, warum das «Yps-Heft» mittlerweile ausdient hat.

Umso konsequenter sind dann Parteien, die sich im Interesse der jungfräulichen Reinhaltung des Demokratiegedankens gar nicht erst zur Wahl stellen. Eine dieser Edelritterparteien ist die «FUD», die «Fracture Union Deutschland»:

Ihre Kernthemen sind «Landwirtschaft», «Bankwesen» und «Verteidigung», weil es sich hierbei laut Aussage des amtierenden Parteivorsitzenden Prof. Steel um die drei zentralen Säulen handelt, die unser aller Gemeinwohl uneigennützig stützen. Nach seinem landwirtschaftlichen Studium der metallverarbeitenden Industrie weiß Prof. Steel nur zu genau um die gesundheitsfördernden Aspekte solarbetriebener Bodenmelkmaschinen, deren erz- und mineralienreiche Milch schon manchem zukünftigen Nobelpreisträger in der Schule das Kopfrechnen sowie das Pauken von Lateinvokabeln sichtlich erleichterte.

Der für das Bankwesen zuständige Dr. Branko Deštructović ist kein Freund von Hintertüren, weshalb er sie in seinem bisherigen Wirkungsbereich katholiken- und kernkompetenzgerecht zumauern ließ. Persönlich bevorzugt er ausschließlich den Zutritt zu einem Gebäude über eine eigens mitgebrachte Hebebühne, «schließlich sey dies», so Dr. Deštructović, «dem jeweils festlichen Rahmen angemessen». Als Geniestreich gilt in Fachkreisen bis heute, daß es ihm gelang, beinahe allen maßgeblichen Bankvorständen die «Abschaffung des Sicherheitspersonals aus Kostengründen» schmackhaft zu machen. Dafür, daß kurz danach das Parteivermögen wie von Geisterhand zu beinahe astronomischer Größe heranwuchs, macht Dr. Branko Deštructović nicht etwa seine vorerwähnten Sicherheitsberatungen in erlesenen Bankerkreisen verantwortlich, sondern vielmehr «die Verkettung einer Reihe von unglücklichen und höchst bedauernswerten Zu- bzw. Zwischenfällen».

Der unmißverständliche Verteidigungsminister im Schattenkabinett der FUD ist kein geringerer als Milan Smilerow. Spätestens als er im Frühjahr 1968 aus dem Uterus seiner Mutter eine funktionstüchtige Raketenabschußrampe bastelte und sich mittels dieser in die langersehnte Freiheit katapultierte, wurde der restlichen Welt schlagartig klar, worauf sie sich bei ihm würde einstellen müssen. In der Schule pflegte er zum Entsetzen des für ihn zuständigen Lehrpersonals kaltlächelnd Kreidestücke nur mit dem Daumen durch die grüne Tafelwand zu drücken, und zwar so, daß sie auf der anderen Tafelseite unbeschädigt wieder zum Vorschein kamen. Nein, Milan Smilerow ißt keinen Honig, er kaut Bienen.

Kenner der deutschen Musikszene wissen, daß es eine ebenso angesagte wie wirkmächtige Heavy-Metal-Band namens Fracture gibt. Eingehende Recherchen der Meerschweinchenreportredaktion haben jedoch ergeben, daß zwischen der Partei FUD und der Musikband keinerlei Zusammenhang besteht. Schade eigentlich.

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Winston Churchills exklusiver Ratschlag an die Bloggergemeinde: «Pinguine mögen weder Klimawandel, Eisbären noch Kommentarmöglichkeiten. Deshalb sind – bis auf die Pinguine – alle anderen Features zu deaktivieren.»

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Fred Thieler: «Komposition B I/71»

12 Oct

Fred Thieler: «Komposition B I/71»
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In der Edition «gut gewählte Sammlung» der Galerie Baier erschienen Anfang 1971 auch zwei großformatige Lithographien des 1999 im Alter von 83 Jahren in Berlin verstorbenen Künstlers Fred Thieler, jeweils in einer Auflage von 100 Stück.

Schon früh lag Fred Thieler mit den Nazis über Kreuz. 1941 wurde er aus dem Heeresdienst entlassen, ging in München in den Untergrund, wo er mit dem Umfeld der «Weißen Rose» und dem Widerstandskämpfer und Künstler Mac Zimmermann zusammenarbeitete. Zudem holte er seine jüdische Mutter auf konspirativem Wege zu sich und brachte sie unbeschadet durch die Kriegswirren. Last but not least beherbergte er einen im Februar 1945 aus der Nürnberger Militärstrafanstalt geflohenen Häftling.

Die Sammlerin Gabriele Baier-Jagodzinski Anfang der 1970er Jahre
vor einem Gemälde des Künstlers Fred Thieler
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Fred Thieler gehört jener Künstlergeneration an, die nach dem Krieg zunächst mit erheblichen Orientierungsproblemen zu kämpfen hatten, zumal die Amerikaner keine Gelegenheit ungenutzt ließen, die übriggebliebenen Eingeborenen des ehemals Großdeutschen Gesamtreiches auch die Hervorbringungen ihrer eigenen Künstlereliten näherzubringen. Dennoch: 1959 nahm er an der «documenta II» und 1964 an der «documenta III» in Kassel teil. Er gehört neben Emil Schumacher, Gerhard Hoehme und Karl Fred Dahmen zu den bekanntesten Künstlern des deutschen Informel.

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Arnulf Rainer: «Zyklus Wahnhall – ‹Glut und Asche› und ‹Soin›»

10 Oct

Arnulf Rainer – Zyklus Wahnhall «Glut und Asche»;
Folienlithographie
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Es grenzt beinahe schon an ein medizinisches Wunder, daß sich der österreichische Künstler Arnulf Rainer mit seinen nunmehr knapp 91 Jahren bester Gesundheit erfreut. 1967 schrieb er in einem seinen Zyklus «Wahnhall» erläuternden Begleitblatt: «Handbeschriftete Mappe mit 20 Folienlithographien 37cm x 54cm, gedruckt auf Dreistern-Zeichenkarton, entstanden im Jahre 1967 in Berlin und Wien; unter Hilfe von Drogen, Augenbinde und Alkohol.» Beleg nachfolgend:

Arnulf Rainer – Begleitschreiben Mappenwerk «Wahnhall» 1967
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Ihre ganz persönliche Meerschweinchenreportredaktion findet, daß diese wenigen Zeilen die Gründe sowohl für den formalen als auch inhaltlichen Entstehungsprozeß des hier gegenständlichen Gesamtmappenwerkes für jeden Kunstinteressierten nachvollziehbar machen.

In den Jahren 1953 bis 1959 lebte Arnulf Rainer zurückgezogen in einer möbellosen, verlassenen Villa seiner Eltern in der Nähe von Wien. Dort begann er die Werkgruppe der Reduktionen, die als Vorstufe seiner weltberühmten Übermalungen gilt. 1961 wurde Arnulf Rainer in Wolfsburg wegen der öffentlichen Übermalung eines prämierten Bildes gerichtlich verurteilt. Ab 1963 arbeitete er in verschiedenen Ateliers in Westberlin, München und Köln. 1974 sollte ihm der «Kunstpreis der Stadt Wien verliehen werden, da er jedoch eine Teilnahme an der Preisverleihungszeremonie verweigerte, wurde ihm der Preis wieder aberkannt. 1977 nahm er an der «documenta VI» teil, ein Jahr später vertrat er Österreich bei der Bienale von Venedig.

Arnulf Rainer – Zyklus Wahnhall «Soin»;
Folienlithographie
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Abgesehen vom jeweiligen Sujet beeindruckt besonders Arnulf Rainers entspannter aber zugleich präziser Strich, der im übertragenen Sinne irgendwo zwischen Henri Matisse, Jean Cocteau und Joseph Beuys (bei Letztgenanntem bezieht sich diese Aussage ausschließlich auf seine Zeichnungen) zu verorten ist – wohlgemerkt: im übertragenen Sinne.

Wir wären wahnsinnig, würden wir uns weiterführend an diesem genialen Geist versuchen. Schauen Sie am besten einfach selbst.

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Jan Voss: «Das Geordnete in der Malerei»

10 Oct

Jan Voss: «Das Geordnete in der Malerei»; Tuschebild; 47cm x 63cm; 1963

Für den 1936 in Hamburg geborenen und in Paris lebenden Künstler Jan Voss ist das «Grundthema seiner Malerei das ‹Geordnete› eines sich in ständiger Bewegung befindlichen Chaos einer diffizilen und kleinteiligen Situation». Laut Wikipedia arbeitet er mit farbintensiven Gemälden auf Leinwand und mit feineren Zeichnungen, die wie Comic-hafte Erzählungen wirken und mit vielen Details aufwarten. Im Jahr 1968 war er mit vier Bildern Teilnehmer der «documenta IV» in Kassel. Seine erste Einzelausstellung hatte er 1962 in der «Galerie Baier» in Mainz. In der Bundesrepublik wird er von der Kölner Galerie Boisserée und in Frankreich zunächst von Adrien Maeght und später durch die Galerie Lelong vertreten.

Jan Voss in seinem Pariser Atelier
fotografiert von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier
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In der frühen Phase seines künstlerischen Schaffens entstanden keinerlei Bilder, die mit Öl, Acryl, Pastell, o.ä. gemalt wurden. Der Herstellungsprozeß für das, was für ihn damals «Bilder» waren, verlief folgendermaßen: Zunächst zeichnete er mit Tusche sein bekanntes «kleinteiliges Chaos» auf Transparentpapier. Danach grundierte er separat einen Malkarton mit einem wolkigen Gemisch aus blasser Farbe (hier gelb) und Leim. Nun brachte er sein auf Transparentpapier mit Tusche gezeichnetes Bild mit dem Gesicht auf den noch feuchten, mit besagtem Farb-Leim-Gemisch grundierten Malkarton so auf, daß nach dem Aushärten des Leims eine glatte, homogene und luftblasenfreie Fläche entstand, die sein fertiges «Bild» vor der Rahmung darstellte. Im übertragenen Sinne handelt es sich somit bei dieser Fertigungsweise um eine von Jan Voss entwickelte Vorstufe des heute unter dem Namen «Diasec®» bekannten Herstellungsverfahrens.

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Günther C. Kirchberger: «serie 5/5 – cunegonda» und «serie 14/2 – sposalizio di maria vergine»

10 Oct

Günther C. Kirchberger: «serie 5/5 – cunegonda»; 62,5cm x 72,5cm; Öl auf Leinwand; 1962

Günther C. Kirchberger: «serie 14/2 – sposalizio di maria vergine»; 46cm x 41,5cm; Öl auf Leinwand; 1962

Versucht man im Geiste die beiden Kunstrichtungen «Informel» und «Art Brut» miteinander zu vermischen, so wäre eine der möglichen Ergebnisvarianten die frühen, Anfang der 1960er Jahre entstandenen, Bilder des 2010 im Alter von 81 Jahren in Göppingen verstorbenen Künstlers Günther C. Kirchberger, die während einer seiner Studienreisen in Italien entstanden.

Im Jahre 1964 erhielt Kirchberger einen Ruf an die Werkkunstschule Krefeld als Dozent für «angewandte Malerei», wo er auch den Fotografen Peter Lindbergh unterrichtete.

Nach einer Ausstellung im Jahre 1961 in der geschäftstüchtigen Stuttgarter «Galerie Müller», stellte er zwei Jahre später in den Londoner «Drian Galleries» aus. Aber wie das mit waschechten Künstlern eben manchmal so ist, für sein Umfeld war es jedes Mal eine Mamutaufgabe, ihn zu einer weiteren Ausstellung seiner Werke zu bewegen, weshalb seine beeindruckenden Arbeiten bis heute über den Status eines Geheimtips nicht hinausgekommen sind.

Das ändert aber nichts daran, daß Kirchbergers frühe Ölgemälde eine wichtige Position in jeder Sammlung darstellen, deren Schwerpunkt im «Informel» und/oder «Art Brut» liegt.

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Roger Selden: «Pattern Art» (Tie Series)

10 Oct

Roger Selden: «Pattern Art» (Tie Series);
Mischtechnik und Collage auf Leinwand; 100cm x 80cm

Insider denken beim Namen Roger Selden automatisch an den legendären Mailänder Galeristen Seniore Dr. Renato Gadazzo und seine Galerie «Naviglio», bei der Herr Selden für viele, viele Jahre exklusiv unter Vertrag stand. Das Prozedere war zu jeder Art|Basel beinahe identisch: Tagsüber verkaufte Monseniore Dottore die Bilder Roger Seldens zu phantastischen Preisen wie geschnitten Brot, des Abends ließ er sich nach Baden-Baden in die (fast) nahegelegene Spielbank kutschieren, um dort die frisch erworbenen Einnahmen wieder auszugeben.

So zierte das oben stehende Bild aus Seldens beeindruckender «Tie Series» im Format 100cm x 80cm in dieser Zeit auch das Titelbild einer Ausgabe des Schweizer «Art International Magazine» (James A. Fitzsimmons, founder and editor-in-chief), das wir in unseren Redaktionsschränken jedoch leider nicht mehr auffinden können. Es überzeugt nicht nur durch die vielen perfekt gebundenen und sorgfältig arrangierten Krawatten, die es sich augenscheinlich sowohl auf dem Parkett als auch in den Rängen eines virtuellen Opernhauses gemütlich gemacht haben, sondern auch durch seine unglaublich solide Verarbeitung. Somit ist dieses Bild, das der Kunstrichtung «Pattern Art» zuzuordnen ist, gleich unter mehreren Gesichtspunkten ein echtes Brett!

Der gebürtige New Yorker Roger Selden lebt und arbeitet in Mailand. Er ist auch als Produktdesigner gefragt, u.a. für Ritzenhoff (Biergläser) und Ducati (Motorräder).

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Fritz Schwegler: Effeschiaden «Das Huter-Luder» und «Herr Berges»

10 Oct

Fritz Schwegler: Effeschiade «Das Huter-Luder»,
Öl und Wachsmalkreide auf Papier,
auf Hartfaserplatte aufgeklebt; 120cm x 80cm

Der 2014 im Alter von 79 Jahren verstorbene Künstler Fritz Schwegler erhielt 1973 eine Dozentur für «Plastische Grundlehre» an der Kunstakademie Düsseldorf, ab 1975 zunächst eine Professur für Malerei und ab 1987 eine Professur für Bildhauerei, die bis 2001 andauerte.

Fritz Schwegler wurde sowohl 1972 auf der «documenta V» als auch 1987 auf der «documenta VIII» in Kassel ausgestellt. Vertreten wurde er von der angesehenen Avantgarde-Galerie Schmela.

Fritz Schwegler: Effeschiade «Herr Berges»
Öl und Wachsmalkreide auf Papier,
auf Hartfaserplatte aufgeklebt; 120cm x 80cm

Von 1969 bis 1974 entstand sein Werkkomplex «Effeschiaden», dessen Namen Fritz Schwegler von seinen Initialien «F» und «Sch» ableitete. Die Effeschiaden stellten eine Erweiterung seiner «Urmotive» dar und bestanden aus einer Bild-Text-Anordnung auf Schreibpapier im DIN-A4-Format. Jedes Blatt zeigt in der oberen Hälfte ein Objekt oder eine situative Konstellation, die auf der unteren Hälfte mit einem handgeschriebenen Text kombiniert wird. Als Fritz Schwegler erkannte, daß die Ausstellungsbesucher seine Texte nicht lasen, verwandelte er sich Anfang der 1970er Jahre zu einer Art Bänkelsänger, der im rituellen Gesang, begleitet von Flötenspiel, Gesang, Schweglerpfeife und Glocke über Moritaten berichtete und auf seine Schautafeln verwies.

Bei den beiden oben abgebildeten Arbeiten handelt es sich um zwei dieser Unikat-Schautafeln, nämlich «Das Huter-Luder» und «Herr Berges». Obwohl Fritz Schwegler wie ein Berserker produzierte, sind seine Effeschiaden auf dem Kunstmarkt rar und werden von Sammlern gesucht.

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Joachim Palm: «Teller auf Tisch» und «Kissen auf Stuhl»

10 Oct

Joachim Palm: «Teller auf Tisch»; Acryl auf Leinwand, 122cm x 102cm; 1969

Der Künstler Joachim Palm läßt sich mit Blick auf sein Gesamtwerk nur schwer bis gar nicht einordnen. Die beiden vorstehend gezeigten Acrylgemälde entstanden kurz vor Antritt seines Stipendiums der Villa Massimo in Rom 1970/71. Wer unter satirischen Gesichtspunkten meint, die beiden hier in Rede stehenden Werken dem Genre der «subtilen Gesellschaftskritik» zuordnen zu müssen, der liegt ganz unsatirisch: richtig. Die Teller sind geputzt, doch leer, sie verhindern durch ihre gestapelte Stellung zudem jeglichen Nahrungstransport. Das Sitzmöbel wird seit Jahren fürsorglich gepflegt, verbleibt aber dennoch unbesetzt: Sowohl der virtuelle Gast (vermutlich Karl Marx) als auch der virtuelle Wirt (möglicherweise Kaiser Wilhelm II) befinden sich auf dem besten Wege, zu verhungern. Das ist wahrlich nicht schön. Dafür sind es jedoch die Farben. Kraftvoll erinnern sie den Betrachter daran, daß er mal wieder etwas essen könnte. Er sucht umgehend ein Wirtshaus auf und freut sich auf das, was kommt. So vermeintlich fröhlich konnte nur ein intelligenter Joachim Palm 1969 den alten, beinahe immerwährenden DDR-BRD-Konflikt versteckt aber dennoch ganz deutlich auf den Punkt gebracht haben. Eigentlich läßt sich diesen beiden Bildern eine deutliche Ableitung zu Bertold Brechts «Erst kommt das Fressen, dann die Moral» entnehmen. So wurde Joachim Palm nicht umsonst ein Jahr zuvor 1968 mit dem wichtigen «Teilpreis für kritische Grafik» (Berlin/Hannover) ausgezeichnet.

Joachim Palm: «Kissen auf Stuhl»; Acryl auf Leinwand, 122cm x 102cm; 1969

Jedes der beiden Bilder erzielt in der Alleinstellung seine erwünschte Wirkung. In der direkten Korrespondenz zueinander kommunizieren sie jedoch ungleich stärker. Nicht zu übersehen sind dabei die Alterungsspuren, die beide Werke als authentische und glaubwürdige Mitstreiter für eine gerechtere Gesellschaft auszeichnen.

Werke von Joachim Palm befinden sich in öffentlichem Besitz (Auswahl): Bundesministerium des Inneren, Bonn; Kunstsammlung Veste Coburg; Hessisches Landesmuseum, Darmstadt; Kupferstichkabinett Dresden; Museum Angewandte Kunst Frankfurt; Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen; Bayerische Staatsgemäldesammlung, München; Staatliche Graphische Sammlung, München; Städtische Galerie im Lehnbachhaus, München; Museu de arte moderna, Rio de Janeiro; Klingspor Museum, Offenbach; Kunstsammlung der Stadt Salzgitter; Museum für westliche Kunst, Sofia; F.R.A.C. Alsace, Straßburg; Kunsthalle Tübingen; Museum Wiesbaden; Von-der-Heydt-Museum, Wuppertal.

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Bernd Damke: «Tao» (1965)

10 Oct

Bernd Damke: «Tao» (1965)
Acryl auf Leinwand
130cm x 90cm

Über den 1939 in Gräfendorf geborenen Künstler Bernd Damke ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Sein Werk wird allgemein der Hard-Edge-Malerei zugeordnet, was zumindest, beschäftigt man sich lediglich mit der formalen Machart seiner Bilder mit Blick auf den amerikanischen Künstler Ellsworth Kelly, teilweise seine Richtigkeit haben mag. Von wesentlich größerer Bedeutung ist jedoch Damkes Fähigkeit, die Aspekte der aufkeimenden sexuellen Revolution Mitte der 1960er Jahre malerisch so weit zu abstrahieren, daß es entsprechendes Vorstellungsvermögen voraussetzt, um die stark reduzierte Formensprache vor dem inneren Auge ins Gegenständliche zu übersetzen.

So lehnen wir uns gemeinsam entspannt zurück, ersetzen unseren obligatorischen Abendmokka gegen einen schönen schweren französischen Rotwein (Laissez-nous dire … une vieille bouteille de «Château Soixante-neuf du Pape»), betrachten angeregt oben abgebildetes Acrylgemälde und erkennen (es ist nicht unbedingt notwendig, die Zeit zu messen) nach einer Weile nichts anderes als zwei – von vorne betrachtet – abgewinkelte Damenbeine. Die schwarze Fläche repräsentiert den Himmel, die beiden weißen Rundungen die Knie und das kleine blaue Dreieck ein Stück der Badehose. Solche visuell stark reduzierten «Andeutungen» der natürlichen Bausteine des weiblichen aber auch männlichen Körpers findet man in einer ganzen Reihe von Bildern Bernd Damkes aus dieser grandiosen Zeit.

Inspiziert man sein oben stehendes Gemälde «Tao» en détail, so entdeckt man zwangläufig auch den einen oder anderen Vintage-Champagner-Tropfen, der genau davon zeugt, wovon er zeugt: Von Swinging-Sixties-Parties, von angeregt-verrauchten intellektuellen Diskussionen bis in die frühen Morgenstunden: Bukowski meets Handke meets Kafka meets Sartre meets Alkoho, pardon, Adorno meets Emmanuelle. Nicht zu vergessen sei Jean-Jacques Rousseau. Kurzum: Dieses Bild hat den damaligen Zeitgeist aktiv und in vollen Zügen gelebt – und rettet ihn Kraft seiner Existenz ins Heute hinüber!

Reiner Zimmermann: «Swinging 60ies Compressed, oder: Musikalische Reitstunde», Öl auf Leinwand, 1971

Zum direkten Vergleich sei hierzu das Bild «Swinging Sixties Compressed, oder: Musikalische Reitstunde» des Mainzer Künstlers Reiner Zimmermann aus den frühen 1970er Jahren herangezogen. Auch hier wird mit verschiedenen Körperformen gespielt, wenngleich mit unterschiedlicher Diktion: Die assoziative Marschrichtung wird nicht im Verborgenen, sondern in ihrer ganzen subversiven Wirkung bewußt und provokant in breiter Öffentlichkeit postuliert: «Hey, Ihr Verklemmten! Falls Ihr es noch nicht bemerkt haben solltet: Euer 50er-Jahre-Mief is over!»

Somit ist Bernd Damke zweifellos der vornehm-konstruktive Gentleman unter den ins Erotische orientierten Hard-Edge-Malern.

Langsam entdeckt auch die Kunstkritik den zeitgeschichtlichen Wert dieser Bilder. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sich ebenfalls ihr pekuniärer Wert der aktuellen Situation am Kunstmarkt anpaßt.

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heijo hangen: «Ordnungsfolge 41 bis 44»

10 Oct

heijo hangen: «Ordnungsfolge 41 bis 44»;
4 Blätter, je 61cm x 43cm;
Siebdruck, 1971; Auflage 100

der 2019 mit 92 jahren verstorbene und sich der konsequenten kleinschreibung verpflichtet fühlende konkrete künstler heijo hangen entwickelte 1962 die für ihn typische modulform, die aus einer aufteilung des quadrats in dreieckselemente besteht und die es ihm fortan ermöglichte, alle seine arbeiten – egal aus welchem jahr und welcher schaffensphase – unmittelbar zu kombinieren. Durch die Verwendung eines immergleichen Form-Moduls entledigte er sich auf einen Schlag jeglicher Kompositionsproblematik und konnte sich so ganz auf die Wirkung der Farbenflächen zueinander konzentrieren.

Außerdem zeugt es von ungemeiner Kreativität und künstlerischer Originalität, mit einem einzigen Form-Modul ein solch umfangreiches Œvre zu schaffen, das sowohl abwechslungsreich ist als es auch sicher wiedererkennbar macht. Dieses Grundmodul gilt allgemein als sein originärer Beitrag zur konstruktiven Kunst. So schrieb denn auch der Star-Feuilletonist der FAZ Eduard Beaucamp in seinem Essay «Der konstruierte Boden ist das Ständige – Kunst aus West- und Ostdeutschland im kritischen Vergleich» bereits im November 1989: «Nicht zuletzt weist Hangens Werk – trotz aller ‹konstruktiver Mechanik› – ein überraschend hohes Maß an farblicher Poesie auf».

In den 1960er Jahren erschienen in der Edition Baier «gut gewählte sammlung» heijo hangens «Ordnungsfolge 1 bis 4» sowie 1971 seine «Ordnungsfolge 41 bis 44». 1977 nahm er an der «documenta VI» teil.

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Wolfgang Schmidt: «serie 23 (9 aus 15)»

10 Oct

Wolfgang Schmidt: «serie 23 (9 aus 15)»; Siebdruck in 3 Farben, 9 Elemente je 42cm x 42cm; Gesamtgröße ca. 130cm x 130cm Auflage 10 Exemplare, 1967

Der erste Absatz des Nachrufs auf Wolfgang Schmidt auf der Vitsœ-Website lautet: «Wolfgang Schmidt (1929-1995) galt als chaotischer Student – auch wenn seine klaren und präzisen Entwürfe das Gegenteil bezeugen. Ein Freund aus der damaligen Zeit, Hans Hillmann, erinnert sich, daß Schmidt einen Winter lang seinen Mantel zuhalten mußte, weil er alle Knöpfe verloren hatte: ‹Verblüffend für uns war, daß das Endergebnis, die fertige Grafik, die er uns dann zeigte, inklusive luxuriös breitem weißem Papierrand absolut makellos war, ohne ein Stäubchen, es sei denn, er hätte es dahin geplant.›»

In der Tat: Zwar folgte für ihn einerseits die Form immer der Funktion, andererseits steckte er seine ganze Ordnungs- und Schaffenskraft in die Umsetzung seiner Projekte. Die karge, beinahe spartanisch zu nennende, Einrichtung seiner privaten Wohnräume bestand im wesentlichen aus von ihm entworfenen Multifunktionsmöbelelementen – selbstverständlich in der Farbe Schwarz –, die sich von einem Bett in einen Schreibtisch verwandeln ließen.

Im Jahre 1964 wurde Wolfgang Schmidt mit einigen Arbeiten zur Teilnahme an der «documenta III» in Kassel in der Abteilung Grafik berufen. Neben Vitsœ arbeitete er u.a. auch für den Buchhändler und Verleger Wendelin Niedlich, die Künstlerin Vera Röhm und die Stadt Frankfurt, für die er u.a. das Farb- und Wegeleitsystem der U-Bahn erarbeitete.

Ab 1962 bis 1969 arbeitete er auch für die Mainzer Galerie Baier (Die Galerie) sowie das ein Jahr später in der Alexander Baier Presse erschienene Magazin «Kunst», das spätere «Magazin KUNST», welches IVW-geprüft bis tief in die 1970er Jahre hinein das auflagenstärkste Magazin für zeitgenössische Kunst im deutschsprachigen Raum war. Er entwickelte das Erscheinungsbild des Magazins, übernahm zunächst alle zwei, später alle drei Monate die komplette Gestaltung jeder Ausgabe und kreierte Signet sowie Anzeigen für den an den Verlag angeschlossenen Grafikkreis gut gewähte Sammlung. Auf issuu sind seine Arbeiten für das «Haus Baier» einsehbar.

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Vorstehend: 1) Briefbogen für das Magazin «Kunst»(oben links); 2) Vitrine mit Arbeiten von Wolfgang Schmidt für Alexander Baier Presse zur Ausstellung «100 Jahre Typographie Frankfurt» im «Museum Angewandte Kunst Frankfurt» (unten links); 3) Titelbild des Magazins «Kunst» zum Thema «Happening», das auch in der Ausstellungsvitrine zu sehen ist (oben rechts); 4) Titelbild des Magazins «Kunst» im Online-Magazin der «Schirn» zum Thema «German Pop Art», das ebenfalls in der Ausstellungsvitrine zu sehen ist (unten rechts).

Wolfgang Schmidt 4 Titelblätter für Magazin «Kunst»; Click to enlarge enlargedly

Vorstehend (von links oben nach rechts unten): 1) Heft 2 «documenta III»; 2) Heft 34 «Kunst und Kritik – Wiesbaden/Wuppertal»; 3) Heft 3 «documenta III – Teil 2»; 4) Heft «Neuer Preis: DM 5,- || Horst Janssen, fotografiert von Thomas Höpker».

Ausstellung Wolfgang Schmidt in der Mainzer Galerie Baier (Die Galerie) im Jahre 1964 (Fotos: Abisag Tüllmann)

Vor seinem Tod im Jahre 1995 galt Wolfgang Schmidt als spurlos verschwunden. Gute Freunde übernahmen in der Hoffnung, er würde eines Tages wieder auftauchen, während seiner jahrelangen Abwesenheit sämtliche Kosten für den Erhalt seiner Atelier- und Wohnräume. Später stellte sich heraus, daß er – unheilbar an Multipler Sklerose erkrankt – in seiner grenzenlos bescheidenen Art niemandem zur Last fallen wollte und sich so klammheimlich in eine Pflegeeinrichtung in der Nähe seines Geburtsortes Fulda zurückzog, wo er von allen unbemerkt am 8. März verstarb.

Wolfgang Schmidt gilt in Kennerkreisen neben Anton Stankowski und Max Bill zu den wichtigsten Vertretern der konstruktiven bzw. konkreten Kunst, die zugleich keine Scheu vor der Gebrauchsgrafik hatten.

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Aufklärerischer Gesamtexpressionismus: «Zivilist schießt sich versehentlich aus Kampfjet»

30 Jun

Description of a tragic Accident Part 1

Diese beiden Grafiken der BEA-E (Grafik 1 und Grafik 2) zeichnen die Sekunden bis zum Auswurf des Passagiers durch Schleudersitzbetätigung kurz nach dem Start aus der «Rafale» sorgfältig nach.

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Am 29. März 2019 startete auf dem Luftwaffenstützpunkt Saint-Dizier-Robinson in Ostfrankreich ein vom französischen Luftfahrtkonzern «Dassault» gebauter doppelsitzige Kampfjet vom Typ «Rafale» routiniert zu einem Orientierungsflug. Auf dem Rücksitz des Fighters befand sich ein (noch halbwegs orientierter) 64-jähriger Zivilist, dem Arbeitskollegen dieses «ganz besondere Erlebnis» zum Geburtstagsgeschenk gemacht hatten, dem er jedoch kritisch, um nicht zu sagen, hinreichend gestresst gegenüberstand.

Es muß dieser besondere Spezialmix gewesen sein, bestehend aus Nervosität, ungenügender Flugvorbereitung (schließlich sollte der Trip bis zum Schluß eine Überraschung bleiben), einer unzureichenden ärztlichen Flugtauglichkeitsvoruntersuchung, dessen Ergebnis nicht dem verantwortlichen Kampfjetpiloten zur Kenntnis gebracht worden war (keine negative g-Belastung!) sowie eine mangelhafte Unterweisung in Sachen Dresscode, infolgedessen beim Start das Helmvisier unseres gänzlich unbegeisterten Flugbeschenkten hochgezogen, seine Anti-g-Hose schlecht saß, Helm und Sauerstoffmaske nicht befestigt sowie die Sitzgurte viel zu locker waren, der wohl erheblich dazu beitrug, daß unser Protagonist kurz nach Ableben, pardon, Abheben des Düsenjets in einem Anstellwinkel von beinahe entspannt zu nennenden 47 Grad nach oben und der damit einhergehenden Belastung von plus 4g sowie der sich daran anschließenden Negativbelastung von minus 0,6g als Folge einer Verlangsamung des Steilfluges ziemlich genau das tat, was sich im nun vorliegenden Untersuchungsbericht der BEA-E wie folgt liest: «Als der unzureichend angeschnallte und völlig überraschte Passagier die negative g-Belastung bemerkte, hielt er sich am Auswurfgriff fest und aktivierte damit unbeabsichtigt den Schleudersitz.»

Description of a tragic Accident Part 2

Diese beiden Grafiken der BEA-E (Grafik 1 und Grafik 2) zeichnen die Sekunden bis zum Auswurf des Passagiers durch Schleudersitzbetätigung kurz nach dem Start aus der «Rafale» sorgfältig nach.

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Bei diesem ungeplanten Spontanausstieg verlor unser Zivilist im Rentenalter laut BEA-E neben Orientierung auch noch seinen Helm, seine Sauerstoffmaske sowie kurz sein Bewußtsein. Daß er am Ende seiner unfreiwilligen Flugbemühungen dennoch nur leichte Verletzungen davontrug, dürfte den engagierten Beistand eines Schutzengels nahelegen. Insbesondere auch deshalb, weil normalerweise beide Cockpitinsassen hinausgeschleudert werden, sobald nur einer von ihnen am Auswurfgriff zieht. Glücklicherweise klemmte der Pilotensitz jedoch, was einen Totalverlust der Maschine verhinderte. Diese Fehlfunktion versetzte den Piloten trotz leichter Verletzungen an den Händen, die vom Absprengen des Glasdachs herrührten, in die Lage, den Jet kurz nach dem Vorfall sicher zu landen und aus eigener Kraft zu verlassen, stets mit der Befürchtung im Nacken, der Schleudersitz könne doch noch unvermittelt auslösen.

Die komplette Geschichte ist en détail hier nachlesbar.

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Chess Grand Master Bobby Fischer & Time Life Lobby Chair

17 May

It was the game of the game, the match of all matches: Bobby Fischer versus Boris Spasski in Reykjavik (1972). After fighting at the chess board; and even more beside of it, Bobby Fischer made it and made it and made it. He was the first American citizen who became Chess Woldcampion. He not only managed his way through the matches genially but developed and performed a special and highly personalised sort of psychological embracement with which he thrilled and demoralised Boris Spasski and his Russian delegation so successfully that only because of that, for the first time in history chess itself became a topic of international VIP-awareness. Sport journalists who didn’t know anything about chess at all were sent from all over the world to Reykjavik. The only information they were provided with: «At the moment chess the big thing!»

First only Bobby Fischer always used to sit in his Time Life Lobby Chair designed by Charles and Ray Eames as this picture above shows, on which he plays against Petrosijan who sits on a different kind of chair. Important part of Bobby Fischer’s habbit

his own because it was a special gift by a special Bobby-Fischer-Fan who donated it to make the American play. We remember: Fischer didn’t show up because he was unhappy about the amount of the prize money. An American publisher lifted it so there was no reason to stay away from Reykjavik furthermore. After noticing a significant loss of self-confidence on Spasski’s side the Russian delegation asked the board for the same chair for him. Now Fischer insisted always to sit on «his» chair, a behaviour pattern which let the Russians fear that their chess champion’s chair was possibly poisoned – a fact that would explain Spasski’s unfortunate play because at that time he was three full points behind. Therefore

** FILE ** Bobby Fischer of the U.S. right, and Boris Spassky of Russia, play their last game together in Reykjavik, Iceland, in this Aug. 31, 1972 file photo. Fischer who renounced his U.S. citizenship, has died at the age of 64, Iceland’s Channel 2 television reported Friday, Jan. 18, 2008. (AP Photo/J. Walter Green, file).

Die Welt: Leichnam von Schachgenie Bobby Fischer exhumiert.

Knoll help educate us in what makes this chair so special. Subscribe to the videos and stay in touch with everything they do at Find Me The Original. This is a Find me the Original Video. Property of Couch Potato Company. Feel free to use it, but please credit us or we’ll be very sad indeed…maybe a little angry too.

via: Daily Icon

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Sensitive topic. Therefore comments off.
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Andreas Baier: «Das entwickelte Frühstücksei» in «PhotoKlassik» ( 2018 III)

5 May

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Das Magazin «PhotoKlassik» befaßt sich in der schnelllebigen Digitalzeit erfreulicherweise mit allen Aspekten der entschleunigenden Analogfotografie. Der ungarische Börsenguru André Kostolany empfahl Anlegern an der Börse das «antizyklische Denken und Handeln». Im Grunde macht «PhotoKlassik» nichts anderes.

In seiner Herbst-Ausgabe (2018) veröffentlichte «PhotoKlassik» in der Rubrik «Kultur» drei analog gefertigte Bilder unseres Redaktionsfotografen Andreas Baier inklusive ihrer Entstehungsgeschichten: Das Blitzlichtgemälde «Walther und Walthraudt von der Vogelweide», das Mitte der 1990er-Jahre auf der Wartburg im Auftrag des Magazins stern für den Bericht «Die wahre Mitte Deutschlands» entstand; die «Marmorzeitung» des Kubach-Wilmsen Team vor dem «Museum Schloß Salder» in Salzgitter für das Kunst- und Kulturprogramm «KUNSTüberall» sowie die im Cross-Over-Process (Diafilm in C41) entwickelte Aufnahme «Living Room Lion», die ursprünglich für das Artwork-Shooting der 1980er-Jahre Kult-Band klein im Auftrag von SONYmusic entstand und später von «National Geographic» online veröffentlicht wurde.

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Rettet die Wale. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
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David Ope: «SQUAREdance»

1 May

Animation Art by David Ope.

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Rettet die Wale. Deshalb keine Kommentarmöglichkeit.
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Pablos Holman: «What Hackers Can Do To Save The World»

14 Apr

Pablos Holman illustrates the tricky aspects of RFID-technology.

Let’s face it: usually, a hacker’s reputation isn’t the best – seen from the perspective of someone who isn’t really familiar with such topics. And so aren’t we. That’s why we will give you some basic impression of how brightly minded a brilliant hacker has got to be; and how he uses his brain capacities to do good on mankind’s problems.

Thanks to Berlin School of Creative Leadership we very much enjoyed the luxurious advantage of being taught by one of the best hackers: by Mr Pablos Holman himself.

For all those of us who still suffer from an uncertain vision about that what hackers real abilities are, Pablos Holman first explained to us, that hackers never accept a certain status quo and that they always try to look and go beyond any border. For that reason – like any other – even hackers use to enter airplanes and call ordinary passports their own. But what they can do with such an ordinary passport as well, is what it separates them from us, to so-called common people, who always obey rules in precisely that manner as they firstly appear.

Pablos Holman indicates that «Samy is my hero».

Alright, let’s start the fire: «Samy» is the guy who made it straight into «The Book of Internet History». It was him who created the legendary make-myspace-friends-script. Simply by visiting a profile both sides automatically became friends. Within weeks some myspace users gathered from 100k up to 1m of magic friends that came out of nowhere. However, out of a clearly structured hic et nunc «Samy» was not allowed to touch any computer for a period of ……. years/months?

By the way: What does such a verdict mean in reality? That you aren’t even allowed to use a cash dispenser in order to make an ordinary cash withdraw? That you aren’t even allowed to buy a train ticket from a ticket machine, which – of course – runs with a computer inside? May be it’s just meant to be a ritual, a procedure that separates the best from the good? May be it is designed as a special recruiting (Maßnahme) to get in touch with «The best, of the best of the best, sir!». Who knows…

Another important starter was that Pablos Holman showed us screenshots from TV-sets in hotel rooms, showing what the specific users was actually doing in their guessed but not existing privacy: making a money transfer of about $30m quit, for example. Certainly, all the bank details were on display as well.

How to snap secret credit card details wirelessly?
Pablos Holman demonstrates it.

«Can I have anyone’s credit card, please?» No wonder that all participants instantly forgot theirs at home… So he took his, certainly an expired one, and caught his secret card details with a blimp of an eye.

How to snap secret credit card details wirelessly?
Pablos Holman demonstrates it.

How to snap secret credit card details wirelessly?
Pablos Holman demonstrates it.

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Comments disabled in order to save the world,
not to forget the whales, of course.
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Art|Basel|2017 – Bernhard Hofstetter: «Die lebende Schnittstelle zwischen Kunst, Mode, Design und deren adäquate Zubereitungsformen».

2 Jul

Bernhard Hofstetter und Mouna Rebeiz auf der Art|Basel
von unserem Redaktionsfotografen Andreas Baier
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Fangen wir der Einfachheit halber mal ganz klein und basic an; oder, um im internationalen Sprachgestus zu bleiben: «Bernhard Hofstetter, a designer and artist from Switzerland, wears a Tom Ford shirt, Fendi shoes, an Olympia Le-Tan bag, Alexander McQueen sunglasses and a hat he had personally designed by himself.» Well, und da es unser Haus- und Hofphotograph mal wieder nicht hatte lassen können, sich reichlich an digitalen Farbtöpfen zu bedienen, möchten wir unsere hochgeschätzten Meerschweinchenreportleserinnen und Meerschweinchenreportleser mit einem Link zum «New York Times Magazine» versorgen, der Sie zu «Bernhard Hofstetter digitally untouched» führen wird. Wählen Sie einfach das dritte Bild im Slider aus – et voilà!

Na? Eben! Das Leben kann so wundervoll durchinformiert sein, n’est-ce pas? Kommen wir also nun zum eigentlichen Kern unseres Anliegens, zumal es dazu noch so hübsch und gut und überaus verlockend aussieht: Das Ding mit der kombinierten Ästhetik im grenzüberschreitenden Medium der integralen Kommunikationsdisziplinatik. Dochdoch, Sie haben ganz richtig gelesen: Disziplinatik! Das Leben kann so wundervoll woanders stattfinden, nicht wahr? Schrauben wir also das Rädchen der Zeitmaschine H.G. Wells’ ein paar Jährchen zurück – also nur so weit, daß wir beim Aussteigen nicht Gefahr laufen, daß uns ein paar durchgeknallte wilde Irre mit Allmachtsphantasien unsere Finger mit ein paar unter geschmacklichen Gesichtspunkten deutlich überbewerteten Chicken-Wings verwechseln – und klicken diesen Link an. Wir befinden uns in der Pariser Galerie Hubert Konrad; und zwar am 12. März 2013. Präsentiert wird die «Betty Boop Collection» der französich-libanesischen Künstlerin Mouna Rebeiz. Und wen erblicken wir auf besagtem Foto ebenfalls? Genau: Bernhard Hofstetter – who else?

Das sollte uns zu denken geben. Aber, was sollte uns zu denken geben? Ganz einfach: Was Generationen von international agierenden Spitzenmodels nur bedingt hinkriegen, gelingt einem Bernhard Hofstetter scheinbar mühelos: die stil- und geschmackssichere Kombination von Kleidungsstücken, die normalerweise nichts miteinander zu haben dürften. Allein schon deshalb nicht, um bei der Bank keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen. Aber unser Protagonist stellt mal soeben und ganz locker fast jeden Modeschöpfer kalt. Grandios. Da dürfte sogar ein Tom Wolfe in der Pfanne verrückt spielen. Ähm, was? (Erinnerungen aus dem Kindergarten: «Das heißt nicht: Was? Das heißt: Wie bitte? Und wir konnten gefahrlos süße Kekse mampfen, ohne daß uns eine frustrierte Magersuchttussie, die sich ob eines kulturellen Mißverständnisses versehentlich zum Kindergärtnern berufen fühlt, entsetzt den bösen Zuckerkeks entreißt, um ihn in der Folge vermutlich heimlich selbst zu verdrücken.)

Kommen wir nun zum nächsten Streich. Wir begeben uns direkt dorthin. Wir kümmern uns um diesen Link. Wir befinden uns nun am 26. Februar des Jahres 2015 auf der Vernissage der Ausstellung «Le Tarbouche» der, once again, Künstlerin Mouna Rebeiz in «The Saatchi Gallery», Duke of York’s HQ, King’s Road, London SW3 4LY. Klar, daß wir auch hier Bernhard Hofstetter antreffen. Und was schreibt das «Tatler»-Magazine zu seinem Outfit? Ziemlich präzise dies hier: «Where to begin? There’s the fur, the printed jumpsuit, the spotted bow tie and that Teletubby hat stolen from Dipsy. The whole combination is far more fabulous than anything we have worn in the last year. Top marks.» Es hat, in der Tat, auch irgendwie ein bißchen was eltonjohneskes, keine Frage. Aber letztlich: auch nur «irgendwie».

But how does he do this?

Bernhard Hofstetter, modernes Bauhausverständnis
souverän zelebrierend: Das Runde schiebt das Eckige
photographiert von Andreas Baier
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Ganz so wie bei «Merz-Spezialdragées» die natürliche Schönheit immer von innen kommt, so ist eine entspannte Grundeinstellung zu allen Fragen rund um Kunst und Kultur eine zwingend Voraussetzung, um ungezwungen ganz selbst zu sein. Nur dann läßt sich modernes Bauhausverständnis in der praktischen Anwendung – beispielsweise auf der Art|Basel, oder gar signifikant verkleinert in einem Brotkasten – auch souverän zelebrieren. Ergebnis: Das Runde schiebt das Eckige.

Would you like to visite «World Redeye» in order to find out how Mr. Hofstetter’s outfit looks like in colour? Sure, just follow this link.

Bleibt eigentlich nur noch die Frage, was Bernhard Hofstetter beruflich macht. Hierzu gibt es, wen wundert’s, im Netz unterschiedliche Angaben. Vergleichsweise häufig heißt es, daß er Künstler und/oder Kunstvermittler sei. Gemäß dieses aktuellen Berichtes des SRF heißt es jedoch, daß er in einem Alters- und Pflegeheim arbeitet. Auf jeden Fall ist er, unabhängig davon, wie sehr er sich um die ebenso abwechslungsreiche wie perfekte Gestaltung seiner Oberfläche kümmert, inhaltlich klar strukturiert und entsprechend bodenständig ausgerichtet. Woher wir das wissen? Nun, wer Meerschweinchenreport regelmäßig liest, weiß, daß wir nicht wissen sondern spekulieren wollen. Aber dennoch: Wir sind im Falle Bernhard Hofstetters von der Richtigkeit unserer Vermutungen felsenfest überzeugt.

Auf der «QVED 2016» hielt unser Haus- und Hofphotograph einen Vortrag über seine Arbeit. Mit dabei auch das Aufmacherportrait von Bernhard Hofstetter und Mouna Rebeiz auf der Art|Basel, wie eines der Bühnensituationsfotos zeigt.

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Comments disabled.
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Gérard Rancinan: «Paul McCarthy»

29 Jun

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Website Gérard Rancinan.

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Important Advice: This article won’t kill any polar bears. However, it won’t save them either. How should it work anyway? Despite all that we have disabled the possibility to launch comments – just to be on the safe side. Thank you for your cooperation.
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Andreas Baier: «Seaside Rendez-Vous»

24 Jun

«Seaside Rendez-Vous» by Andreas Baier
Digital Painting sized 120cm x 180cm
Click to enlarge seasidedly

The brilliant art recommendation service «Citi.Art» on Twitter has featured one of our staff-chief-creative’s (SCC) digital paintings entitled: «Seaside Rendez-Vous». You can also watch it on SaatchiArt.

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Comments disabled.
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Art|Basel|2017: «An Experimental Interview With Larry Gagosian»

21 Jun

Larry Gagosian’s Experimental Interview
Portrait created by Andreas Baier
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Larry Gagosian, one of the most influential art dealers in the world, very rarely gives interviews. Nevertheless, he agreed to do an experimental one with us on this year’s Art|Basel|2017, which means that we were preferably communicating with each other on a spritual level only; a mental area where spoken words should be recognised as an exotic exception.

Meerschweinchenreport:
When looking at Jean Pigozzi’s photograph which was taken in 1991 and that shows Charles Saatchi, Leo Castelli and you all dressed to the nines in swimming trunks, we are asking ourselves what all of you might have had for breakfast that very same day?

Larry Gagosian:
That’s an interesting question, indeed. As far as I can remember, we first tore one of Lucio Fontana’s «Concetto spaziale»-paintings apart in order to make its taste a bit more sophisticated. We then had a plate of the usual course: ham, eggs, sausages, baked beans, French toast with strawberries, black pudding and coffee. Lots of coffee. Sure, there was orange juice too. At that moment we thought that this was pretty cool but after all these years, honestly, we’re still busy digesting Fontana properly. The only thing that helps starting collectors to not underestimate Fontana’s work is the price they’ve got to pay for it. If you want to make the people obeying work of art the perfect way, then make the objects as expensive as even possible.

Meerschweinchenreport:
Tom Wolfe wrote in his book «The Painted Word» that abstract expressionism is, at least, about celebrating «nothingness». And he reported that one day Jackson Pollock appeared on one of Peggy Guggenheim’s soirées uninvitedly and completely drunk, managed to get himself undressed and urinated to her guests’ greater surprise stante pede into the living room’s fireplace. Are those days over?

Larry Gagosian:
These are two good questions proving impressively how much the so-called «nothingness» and a strong performance transporting the unbeatable taste of abstract expressionism rely on each other significantly. Irritation is the basis of seduction. I remember a conversation I had decades ago with a professor teaching English literature that led us from literature over aesthetics to contemporary art. For some reason he ended up saying that abstract art were not worthy of serious consideration—that they were superficial and overrated, which was a funny comment to hear in an English class at UCLA. To illustrate the point, he said, «If you look at this da Vinci or this Raphael, you can go from the eyes to the woman’s navel and there is a perfect triangle. But now we have artists who paint a triangle and they call that art.» So I stuck my hand up, which I didn’t do very often, and said, «Maybe sometimes you just want to look at a triangle.» But that sticks out in my memory as something that got me thinking about aesthetics. And to answer your third question: yes but no.

Meerschweinchenreport:
Let’s talk about Leo Castelli and Susan Sontag. While Mr. Castelli was dealing with Gabriele and Alexander Baier about an article in «Magazin KUNST», Susan Sontag grabbed the chance to introduce our staff-photographer with the real essence of life: «Sleep, sleep, sleep!». At that time he was a baby and enjoyed it very much being instructed quite gently this way. Is there anything Leo Castelli taught you in particular, so you feel that you learned from him?

Larry Gagosian:
That’s another very good question. I can’t answer it simply, but he showed me how a gallery could really make the art feel important. Of course, it helps to have work by artists like Roy Lichtenstein, Ed Ruscha, and Jasper Johns. But the way you present the work has a lot to do with how people receive and regard it. Leo always had great style in the way he presented the work—and without making it too fussy. Leo also showed me that you could have a lot of fun being a dealer. He liked to have a good time. But the fact that you could have a business as serious as Leo Castelli’s and still have a wonderful life—that was a life lesson as well as a business lesson. The other thing he taught me was not to give too many interviews. In the later years of Leo’s life, we were partners. We had a gallery together, we shared artists, and we had a fairly formalized business relationship. But I’d call him up because I wanted to talk about a painting or a show or a deal, and I’d be told, «Mr. Castelli is being interviewed.» [Larry Gagosian laughs]

Meerschweinchenreport:
Sounds like a «Wink mit dem Zaunpfahl» – as we say in Germany. Mr. Gagosian, thank you very much for this highly experimental interview.

Larry Gagosian:
You’re mostly welcome.

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Interviews that helped us very much to be spiritually experimental: Interview Magazine, Bidoun Magazine, WSJ. Magazine and The Guardian.
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Comments disabled.
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